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Slow Leaves: Meantime (Review)

Artist:

Slow Leaves

Slow Leaves: Meantime
Album:

Meantime

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-Pop

Label: Make My Day
Spieldauer: 33:57
Erschienen: 30.06.2023
Website: [Link]

Der Kanadische Songwriter GRANT DAVIDSON hat sein Thema gefunden – und das ist er selber, bzw. seine Familie. Das war schon so, als er – wenig erfolgreich – Scheiben unter seinem eigenen Namen herausbrachte und das ist immer noch so, seit er 2014 begann, seine Songs unter dem malerischen Pseudonym SLOW LEAVES zu veröffentlichen. Ursprünglich wählte er den symbolischen Projektnamen, um erstens für die Qualität seiner melancholischen Folkpop-Balladen ein adäquates poetisches Äquivalent zu finden und zweitens das Projekt für Kollaborationen in einem größeren Rahmen offen zu halten – beispielsweise auch auf Touren mit wechselnden Begleitmusikern.

Freilich: Im Wesentlichen ist Davidson bis heute eine One-Man-Show geblieben. Auch sein nun vorliegendes sechstes SLOW LEAVES Album "Meantime" ist fast vollständig in Eigenarbeit entstanden: GRANT DAVIDSON schrieb nicht nur alle Songs, sondern spielte (bis auf Streicher-Parts und die auf seinen Drum Patterns basierenden Live-Drums von Ryan Voth) auch fast alle Instrumente selber ein und produzierte das Material im heimischen Makeshift-Studio. Nicht dass sich das heraushören ließe, denn ihm gelingt es ein ums andere Mal, einen knackigen Band-Sound zu generieren. Vielleicht ist das auch der Hintergrund des selbstironischen, munter pulsierenden Eröffnungstracks "American Band", in dem er davon träumt, mit einer US-Band im Big-Hair-Stil Erfolge zu feiern, aber auch attestiert, dass es sich dabei tatsächlich um einen Tagtraum handelt.

Während GRANT DAVIDSON als Songwriter für gewöhnlich sehr dicht 'bei sich selbst' bleibt, leistet er sich mit dem Song "Jenny" die Charakterstudie einer fiktiven Person, für die er jedoch auf romantische Ideale aus seiner Erinnerung zurückgreift, womit wir beim Thema des neuen Albums wären, denn ein bisschen ist dieser Song zugleich eine Hommage an Davidsons Frau – die auch das Cover des neuen Albums ziert. "Meantime" ist zwar nicht notwendigerweise über sondern vielmehr für seine Frau geschrieben, um sich auf diese Weise für deren Unterstützung bei seinen kreativen Ambitionen und die gerade seine Frau habe für diese Ambitionen zurückstecken müssen und auf vieles verzichtet, was ihr sonst möglich gewesen wäre, wenn er einem 'normalen' Job nachgegangen wäre.

Dennoch ist "Meantime" keineswegs ein pures romantisches Album geworden.
In dem mit bemerkenswert hymnischen Gesangsharmonien verzierten Song "Happy All The Time" macht GRANT DAVIDSON darauf aufmerksam, dass man eben nicht immer glücklich sein kann. Die im SLOW LEAVES-Kontext eher atypische Piano-Ballade "Goodbye Florida" ist ein Nachruf an seinen im letzten Jahr plötlich verstorbenen Vater und das aus einem verstörenden Traum entstammende, mit kammermusikalischen Streicher-Arrangements unterlegte "Say Goodnight" ist ein von Kleistscher Todesahnung durchzogenes, düsteres Schlaflied.
Mit der Akustik-Ballade "Nothing Really Changes" (zu der er eines seiner brillanten, selbst produzierten Videos im Stile eines Theaterstückes beisteuert) erschuf er dann allerdings tatsächlich einen unaufdringlichen musikalischen Liebesbrief an seine Frau.

Die im Titel des Albums besungene Zwischenzeit bezeichnet für GRANT DAVIDSON jene Zeit, in der man auf die großen Ereignisse des Lebens wartet und dabei vielleicht all die kleinen, wertvollen Momente verpasst, die in der Summe den eigentlichen Wert dieses Lebens erst ausmachen, wofür er eine Lanze brechen möchte.

Mit seinem letzten Album "Holiday" hatte sich GRANT DAVIDSON vorgenommen, sich mal eine Auszeit von der persönlich geprägten, egozentrischen Sichtweise zu nehmen. Dieses Ziel – mit einer Erweiterung des Blickfeldes auf das große, universelle Ganze – erreicht er auf "Meantime" ohne deswegen grundsätzlich sein Motivation in Frage stellen zu müssen.

FAZIT: Ihm sei schon bewusst, dass er keine avantgardistische Jazz-Musik mache, meint GRANT DAVIDSON bei dem Versuch, seine musikalischen Ambitionen in Worte zu kleiden. Aber seine kleinen Eigenarten möchte er sich als Songwriter und Musiker hinter SLOW LEAVES nicht nehmen lassen, auch weil er sich keinem bestimmten Genre zurechnen lassen will. Auf dem neuen Album „Meantime“ ist Davidson als Musiker mutiger geworden, kümmert sich nicht um Konventionen und Formate, lässt Popmusik im weitesten Sinne zu und achtet als Multi-Instrumentalist mehr auf Effektivität als Effekte. Sein erklärtes Ziel war es dabei, ein Album zu machen, auf das er – und vor allem seine Frau – stolz sein könnten; und dieses Ziel hat er zweifelsohne erreicht.

Ullrich Maurer (Info) (Review 1754x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • American Band
  • Reason Why
  • Happy All The Time
  • Nothing Really Changes
  • Grand Marquis
  • Jenny
  • Goodbye Florida
  • Anyone Out There
  • Underneath This
  • Say Goodnight

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Michael
gepostet am: 15.05.2024

User-Wertung:
11 Punkte

Mindestens 3 Stücke finde ich klasse. Am besten "Happy All The Time", das ein Mehr-Davon-Gefühl ohne erkennbare Sättigung bewirkt.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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