Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Joshua Jaswon Octet: Polar Waters (Review)

Artist:

Joshua Jaswon Octet

Joshua Jaswon Octet: Polar Waters
Album:

Polar Waters

Medium: CD/Download/Do-LP
Stil:

Lyrischer Jazz

Label: Ubuntu Music
Spieldauer: 65:39
Erschienen: 02.06.2023
Website: [Link]

„Joshua Jaswons bislang kühnste Aussage – ein persönliches Manifest dafür, was Jazz heutzutage sein kann und künftig sein sollte.“ (Brian Glasser vom 'Jazzwise Magazine'. Nachzulesen im Begleitwort zur Doppel-LP „Polar Waters“ im Inneren des LP-Klapp-Covers)

JOSHUA JASWON ist ein wahres Wunderkind am Saxophon. Doch nicht nur das. Er liebt außerdem leidenschaftlich Gedichte und besitzt zugleich ein Kompositionstalent, das ihm bei Kritikern wie Musiker-Kollegen jede Menge Hochachtung einbringt. Völlig berechtigte Hochachtung, denn sein JOSHUA JASWON OCTET überzeugt auch auf seinem aktuellen Album durch unglaublichen Einfallsreichtum sowie ein auf Gedichten basierendes vertontes Konzept, das einerseits extrem komplex und andererseits atmosphärisch wiederum dermaßen in sich geschlossen wirkt, dass das Hören dieser Doppel-LP „Polar Waters“, die Fortsetzung des hoch gelobten Vorgängers „Silent Sea“, für lyrisch-musikalische Kunstliebhaber zum echten Erlebnis wird.

Und selbst wenn sich die komplette zweite LP mit der 'Seekrankheit' beschäftigt, so verspricht „Polar Waters“ eher Heilung von all dem, was uns mitunter bei täglicher Plattitüden-Musikbeschallung angetan wird, als auch nur ein ungutes Gefühl. Wenn diese (für viele gewöhnungsbedürftige) Musik was bewirkt, dann macht sie nicht krank, sondern stellenweise süchtig. Allerdings trifft dies nur auf die musikalischen Seeleute zu, die gerne im ungewöhnlichen Fahrwasser des Jazz – auch des frei improvisierten – unterwegs sind und noch dazu auf Texte setzen, die lyrisch wie thematisch durchaus zu provozieren und zu beeindrucken wissen.

Wie schwer muss es wohl für Jaswon gewesen sein, dem vor knapp drei Jahren so begeistert von der Kritik aufgenommenen „Silent Sea“ eine musikalische Fortsetzung folgen zu lassen?
Auch weil das Album unter den Bedingungen der Pandemie entstand und selbst unter diesen misslichen Umständen ein so starkes Album dabei heraussprang…

...Die Antwort ist einfach: Das JOSHUA JASWON OCTET bündelt alles, was sich bereits auf dem Stillen Meer“ bewährte, und ließ es etwas druckvoller in den „Polaren Gewässern“ erneut erklingen. Hierzu gehören auch die kompositorischen Ideen wie die Vertonung von Gedichten, welche als inspiratorische Grundlage der Musik gelten. So geht auch diesmal das Konzept auf, zu dem der Saxophonist selber feststellt, dass er auf Grundlage der von ihm gewählten Gedichte die Inspiration für die Musik von „Polar Waters“ wählte.

Besonders die Jazz-Sängerin Anna Serierse spielt hierbei eine gewichtige Rolle, da sie mit ihrer variablen, oft sehr hohen Gesangstimme die gewählten Gedichte von Elsa Hammond, Carrie Etter, Catherine Faulds, Claire Cox und Milo Koot sowie einen eigenen Jaswon-Text vorträgt, während die Musiker mit vielen Blasinstrumenten (Saxophone, Trompeten, Flügelhörner und Posaunen) sowie Kontrabass, Schlagzeug und sogar einer E-Gitarre ihre jazzige Interpretation dazu beitragen. Die Absicht hinter dem ersten Teil der Doppel-LP ist also die Vereinigung von (kritischer) Poesie und (improvisierter) Musik (also die Verschmelzung von Wort, Form und Improvisation). Eine Verwirklichung beider künstlerischen Genre, indem man die Gefühle, welche durch die lyrischen Texte ausgelöst werden, mit den Gefühlen, welche die Musik auslöst, miteinander vereint. Manchmal stellt sich beim wiederholten Hören der ersten LP mit den deutlich größeren Textanteilen allerdings die Frage, ob es nicht stimmungsmäßig noch besser gewesen wäre, wenn Jaswon die ausgewählten Gedichte der unterschiedlicher Autoren auch von unterschiedlichen Sängern und Sängerinnen hätte vortragen lassen. Denn ein paar vokale Moll-Töne wären der lyrischen Sprache innerhalb der Musik einfach noch besser bekommen. Das fällt gerade dadurch auf, weil das einzige Instrumentalstück der ersten LP eigentlich am lebendigsten erscheint.

Auf der zweiten – nunmehr bis auf den Abschluss-Track und die Einleitung von „Seasick“ verstärkt instrumentalen – LP setzt sich dann auf den insgesamt fünf „Seasick“-Teilen diese lebendige Stimmung fort. Gerade hier kann Jaswon seine rein kompositorischen Fähigkeiten eben noch ungezwungener ausloten, da er sich nicht zu oft an lyrisch textgebundenen Stimmungen orientieren muss und schon das einleitende Bass-Solo beeindruckt. So hinterlässt die zweite LP einen noch stärkeren Eindruck als die erste. Hier haben die Instrumente einfach mehr solistische Spielräume und den Vorrang, sodass auch die Sängerin ihre Stimme, die sich auf Dauer tatsächlich als der Schwachpunkt hinter „Polar Waters“ erweist, nunmehr als ein tonales Instrumente, das deutlich weniger Text vermittelt, erklingen lässt .

Am Ende der LP lässt es sich Jaswon nicht nehmen, mit einem eigenen Text das Album des JOSHUA JASWON OCTET abzuschließen, selbst wenn die lyrische Qualität dieses kurzen „Enigma“-Textes deutlich hinter den anderen Gedichten zurückbleibt.

FAZIT: Das JOSHUA JASWON OCTET, unter Federführung des jungen Londoner, nun in Berlin lebenden Saxophonisten J. Jaswon, überzeugt auf „Polar Waters“ durch instrumentalen Einfallsreichtum sowie ein auf Gedichten basierendes Konzept, das einerseits natürlich von Bläsern dominiert und andererseits von der Wirkung der gewählten Gedichte bestimmt wird. Ähnliches setzte Jaswon bereits auf seinem vorherigen Album „Silent Sea“ um, sodass diese sehr schön gestaltete und überzeugend produzierte Doppel-LP „Polar Waters“ als die Fortsetzung des hoch gelobten Vorgängers zu verstehen ist. Zeitgenössischer Jazz, der nicht nur die Musik, sondern auch verschiedene Gedichte in den künstlerischen Mittelpunkt rückt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1968x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (19:03):
  • Swimming In Winter (6:42)
  • Deception Island (6:16)
  • Lost In A Dream (6:05)
  • Seite B (16:32):
  • Landfill (8:28)
  • Karner Blue (8:04)
  • Seite C (16:24):
  • Seasick Part I: Gannets (9:01)
  • Seasick Part II: Swirl And Gather (3:42)
  • Seasick Part III: Breaking Down (0:54)
  • Seasick Part IV: Immortal Particles (2:47)
  • Seite D (13:40):
  • Seasick Part V: Bright Polar Waters (3:55)
  • Swimming In Winter Reprise (3:32)
  • Enigma (6:13)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!