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Brad Mehldau: Your Mother Should Know – Brad Mehldau plays The Beatles (Review)

Artist:

Brad Mehldau

Brad Mehldau: Your Mother Should Know – Brad Mehldau plays The Beatles
Album:

Your Mother Should Know – Brad Mehldau plays The Beatles

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Klassik und Jazz trifft auf The Beatles und Bowie

Label: Nonesuch Records/Warner Music
Spieldauer: 48:26
Erschienen: 10.02.2023
Website: [Link]

„Als ich mit dem Instrument anfing, waren die Beatles noch nicht auf meinem Radar, aber ein Großteil der anhaltenden Piano-Pop-Musik, die ich im Radio hörte, entstand aus ihnen heraus. Diese Musik wurde Teil meiner Persönlichkeit, und als ich später die Beatles für mich entdeckte, war alles miteinander verbunden. Ihre Musik und ihr breiter Einfluss auf andere Künstler prägen weiterhin, was ich tue.“ (Brad Mehldau)

Kaum zu glauben, was für eine riesige Anhängerschar dieser BRAD MEHLDAU besitzt, einer der gegenwärtig größten amerikanischen Jazz-Pianisten, der aber selbstverständlich auch locker die klassische Form des Piano-Spiels beherrscht und damit riesige Konzertsäle füllen kann. So wie beispielsweise den der Philharmonie de Paris, in dem er im September 2020 dieses Album live aufnahm – nur hatte das einen echten Haken, denn der Pandemie wegen konnte der Saal nicht gänzlich gefüllt werden, doch der Klang dieser Aufnahmen lebt ganz speziell von der Akustik dieser heiligen Pariser Hallen.

Noch mehr aber lebt das Album von McCartney, Lennon und Harrison – oder kurz THE BEATLES – sowie ganz am Ende sogar DAVID BOWIE, der die absolute Ausnahme darstellt, denn schließlich trägt das aktuelle Mehldau-Album den Titel „Your Mother Should Know – BRAD MEHLDAU plays The Beatles“.

Schon oft bezog Mehldau in seinen Konzerten auch Stücke der BEATLES mit ein, allerdings ohne diese – obwohl sie schon immer solch immense Wirkung, besonders seit ihrem außergewöhnlichen Album „Rubber Soul“, auf ihn hatten – speziell auf seinen eigenen Alben zu berücksichtigen. Erstmals widmet er sich ihnen mit seinen wirklich einzigartigen, natürlich immer wieder in Jazz- oder Klassik-Gefilde abweichenden, Interpretationen ein (fast) komplettes Album lang.
Natürlich wissen alle, in deren Leben nur halbwegs Musik eine Rolle spielt, welch sagenhafte Wirkung die Liverpooler Jungs auf fast jedes musikalische Genre hinterließen und wie oft man sich schon auf sie bezog. Unzählbar all die Cover-Versionen von den Songs der vier 'Pilzköpfe'.
Darum wählt BRAD MEHLDAU auch im Inneren der LP die Möglichkeit, einen LP-Einleger beizulegen, auf dem er umfangreich über sich und den Einfluss der BEATLES auf ihn schreibt. Und selbst in seinem Video zum Album spricht er über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den BEATLES-Originalen und seine Piano-Interpretationen.

Mehldau kommt hierbei zu dem Ergebnis, dass gerade die 'Eigenartigkeit' der Musik der BEATLES ihre Einzigartigkeit ausmacht, obwohl das die meisten ihrer Fans gar nicht bewusst wahrnehmen. Denn Pop-Musik ist das nicht – es ist eben bahnbrechende und genreübergreifende Kunst, welche die vier Pilzköpfe da geschaffen haben: „Die Songs der Beatles sind von unbestreitbarer Universalität geprägt. Ihre Musik überschreitet kulturelle und generationelle Grenzen, während neue Zuhörer sie immer wieder für sich entdecken. Ihre Songs haben eine Unmittelbarkeit und Integrität, die jeden anzieht.“
Diese und ganz ähnliche Erkenntnisse führt Mehldau erst in seinen, der LP beiliegenden, umfangreichen Linernotes an, um dann allein am Piano zu beweisen, wie frei man deren Musik interpretieren kann. Hierbei startet er zu Konzertbeginn gleich mit „I Am The Walrus“, was im Grunde auch eine gewisse Ironie in sich birgt, gleich ordentlich durch.

Zudem ist auffällig, dass der amerikanische Pianist, der in diesem Falle Paris für sich erobert, bei der Auswahl seiner BEATLES-Stücke gerade nicht auf die Vielzahl der Nummer-1-Hits, sondern eher die unbekannteren und weniger erfolgreichen Titel zurückgreift, was ihm so für seine Herangehensweise wahrscheinlich mehr Freiheiten und Spielraum einräumt – als wenn man versuchen würde, die bisher meistgecoverten BEATLES-Songs als Grundlage für eine Piano-Platte zu verwenden, die großen Wert auf 'jazzige Freiheit' legt.

Doch es gibt auch einen echten Ausreißer auf dem Album, der bei dem Titel eigentlich nicht passend ist. Denn am Ende des Konzerts huldigt Mehldau nicht nur den Lennon-McCartney-Harrison-Kompositionen, sondern der einer ähnlich großen Musiker-Legende: DAVID BOWIE!
Das sei Mehldau selbstverständlich verziehen, selbst wenn der Albumtitel das verheimlicht. Doch gerade die Version von „Life On Mars?“ ist ein großartiger Abschluss dieser Konzertaufnahme aus dem Jahr 2020, auch weil Mehldaus Interpretation zugleich die melodiöseste und sich am intensivsten am Original orientierende Aufnahme ist.
Das Publikum ist jedenfalls begeistert – der Kritiker auch!

FAZIT: Wenn ein amerikanischer Meister-Pianist des Jazz seine Leidenschaft für die BEATLES völlig allein am Piano und zudem live in der Philharmonie de Paris auslebt, dann lässt er nichts anbrennen – das ist echte Ehrensache und absolute Professionalität, die am Ende bei BRAD MEHLDAU so schwer beeindruckend wie auf „Your Mother Should Know – BRAD MEHLDAU plays The Beatles“ klingt. Dass Jazz, ein Piano und die BEATLES sowie am Ende sogar BOWIE zusammenpassen, ist eine Erfahrung, die einerseits viel Toleranz bei den ausschließlichen Pilzkopf-Fans voraussetzt und andererseits verdammt viel Vergnügen bei allen Jazz- und Piano-Platten-Freunden bereitet.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2812x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (26:53):
  • 1. I Am the Walrus (4:14)
  • 2. Your Mother Should Know (2:18)
  • 3. I Saw Her Standing There (3:54)
  • 4. For No One (2:28)
  • 5. Baby’s in Black (7:19)
  • 6. She Said, She Said (2:42)
  • 7. Here, There and Everywhere (3:58)
  • Seite B (21:33):
  • 8. If I Needed Someone (2:25)
  • 9. Maxwell’s Silver Hammer (6:42)
  • 10. Golden Slumbers (8:17)
  • 11. Life on Mars? (4:09)

Besetzung:

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