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Melanie Mau & Martin Schnella: Invoke The Ghosts (Review)
Artist: | Melanie Mau & Martin Schnella |
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Album: | Invoke The Ghosts |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Progressive Rock, Folk Metal |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 61:57 | |
Erschienen: | 02.05.2022 | |
Website: | [Link] |
Wenn die GREY MATTERS ihre grauen Cover-Haare abwerfen, um neue, nie dagewesene Musik-Geschichte(n) zu schreiben, dann tun sie dies unter ihrem eigenen Namen als MELANIE MAU & MARTIN SCHNELLA (FLAMING ROW, SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR) – auch wenn das nicht ganz fair ist, denn um ihre progressiven folk-mittelalterlich-akustischen Konzepte zu verwirklichen, haben sie noch eine Musikerstamm-Mannschaft mit Matthias Ruck, Lars Lehmann und Simon Schröder (CRYPTEX) und als Gäste Jens Kommnick, Siobhán Kennedy und den SAMURAI OF PROG-Teufelsgeiger Steve Unruh mit an Bord – der Vergleich zwingt sich einem bei dem Covermotiv mit dem sinkenden Geisterschiff regelrecht auf.
Hochkarätig ist sie jedenfalls, diese Besetzung – genauso wie die Musik selber, welche für alle, die von BLACKMORE'S NIGHT bis RUNRIG, aber durchaus auch den letzten, sehr naturverbunden-akustischen BIG BIG TRAIN-Alben ihr musikalisches Lieblingsspektrum ausbreiten, hochinteressant, spannend und lohnenswert ist. Gleiches konnte man bereits zum Vorgänger von „Invoke The Ghosts“ sagen, dem ebenso von Musik und Gestaltung her sehr ambitioniertem, aber ruhiger ausgefallenem Debüt „The Oblivion Tales“.
Und eigentlich darf man für das Geister-Fazit zugleich auf das Geschichten-Fazit des Debüts zurückgreifen, zu dem wir feststellten: „Hier röhren keine Motoren, sondern es erklingen die Schönheiten der Natur und ihrer Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart als akustisch-progressive Folk-Kunstwerke“, denn genau solche Kunstwerke gibt es, diesmal aber zu einem ganz losen Geister-Konzeptwerk zusammengefügt, auch auf „Invoke The Ghosts“ zu hören, denn hier wird ordentlich aus Sagen und Geschichten der Vergangenheit zitiert, wobei ein Song wie „Where's My Name“ allerdings deutlich ausbricht und scharfe Kritik an den politischen Zuständen in Afghanistan übt, nachdem dieses Land in grandioser ami-europäischer Einfallslosigkeit, Einfältigkeit und Naivität den Taliban überlassen wurde, die als erstes alle so schwer über Jahre hinweg errungenen und schwer erkämpften Frauenrechte wieder strichen und einführten, dass Frauen keinen eigenen Namen führen dürfen, sondern sich nur über die Beziehungen zu ihren Männern – Väter und Ehemänner – definieren: „Every day people die without a name on their grave.“
Auffällig ist zudem die deutlich harte Schlagrichtung des Albums, die man locker als akustischen Folk-Metal bezeichnen kann, bei dem zudem mit jeder Menge Satzgesängen, die gerne auch zum GENTLE GIANT-Gewitter anwachsen dürfen, gearbeitet wird, wobei gleich der Albumstart, übrigens mit einem deutschsprachigen Song, auf diesem Acapella-Trio Melanie+Martin+Simon aufbaut. Eine der spannendsten Album-Eröffnungen, die man ich vorstellen kann.
„Das Goldene Königreich“, dem dritten und zugleich letzten deutschen Song (von denen „Der Stumme Schrei“ mit einem übertrieben pathosüberladenen Text und stellenweise zu weinerlichem Mau-Gesang etwas abfällt), klingt anfangs wie BLACKMORE'S NIGHT pur auf deutsch, um dann mit deutlicher rockigen Klängen sich in den gigantischen Ost-Prog-Kosmos der STERN-COMBO MEISSEN, die ja ebenfalls sehr gerne historische Themen vertonen und dabei mit dem „Kampf um den Südpol“ einen der besten DDR-Songs und zugleich -Longtracks aller Zeiten hinterließen, zu erheben. Noch dazu enthält das Stück ein Zwischenspiel, bei dem Schnella mit einem grandiosen Fingerpicking an der akustischen Gitarre begeistert, bis sich erst in hymnischen Gesängen und dann erneutem Acapella-Gesang die Geschichte um Königin Elisabeth vollendet.
Und wie begonnen, so nicht zerronnen, sondern wiederaufgegriffen, gilt für das Ende von „Invoke The Ghosts“.
„Wholeheartedly“ ist der erste durchgängige Mau-Schnella-Schröder-Acapella-Song, der diese feurige, progressive Folk-Metal-Akustik-Stunde als dreistimmigen Gesang beendet und die Geister, die es dabei rief, wieder tief in den Abgründen des Meeres versenkt, welches es zuvor mit „Invoke The Ghosts“ gehörig aufgewirbelt hat. Auf jeden Fall sollte man als progressiver Musik-, Geschichten- und Film-Freigeist bei MELANIE MAU & MARTIN SCHNELLA unbedingt seinen Anker werfen.
FAZIT: Wenn die GRAY MATTERS das Covern überhaben, dann begeben sie sich als MELANIE MAU & MARTIN SCHNELLA auf eine Reise durch die Kunst ihrer eigenen Kompositionen und Texte, um dabei Geschichten – im Falle von „Invoke The Ghosts“ – aus den Tiefen des Meeres oder der menschlichen Seele zu heben. Progressiver Folk-Metal mit vielen akustischen Instrumenten – und mit Steve Unruh sogar einem SAMURAI OF PROG an der Violine – sowie auffällig ausgeprägtem Acapella- und Satzgesang geben den Kurs vor, der atmosphärisch auch immer wieder Fahrt in Richtung der Songs aufnimmt, die sie sonst für ihr Musikerleben nur zu gerne bereits coverten.
PS: Zur Wahrung ihrer absoluten Unabhängigkeit kümmern sich Melanie & Martin von den ersten Ideen bis zur kompletten Vollendung ihres musikalischen Kunstwerks und sogar den Vertrieb des Albums ausschließlich selber, sodass man „Invoke The Ghosts“ speziell über ihre Homepage und/oder ihre Bandcamp-Seite beziehen kann.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Nur Ein Spiel
- The Beast Is Lurking
- Soulmate
- Where's My Name
- Of Witches And A Pure Heart
- Calypso
- Red Beard
- Ein Stummer Schrei
- Das Goldene Königreich (The Virgin Queen)
- Wholeheartedly
- Bass - Lars Lehmann
- Gesang - Melanie Mau, Martin Schnella, Matthias Ruck, Siobhán Kennedy, Jens Kommnick
- Gitarre - Martin Schnella, Jens Kommnick
- Schlagzeug - Simon Schröder
- Gray Matters (2015)
- The Oblivion Tales (2017) - 12/15 Punkten
- Crowdless Sessions (2020)
- Invoke The Ghosts (2022) - 12/15 Punkten
- The Rainbow Tree (2023)
-
keine Interviews
Kommentare | |
Martin Schnella
gepostet am: 18.06.2022 |
Oh!!!! Danke vielmals lieber Thoralf für deine wunderbare Rezension ❤️❤️❤️ |