Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Gurnemanz: Walking Under Blue Moon (Review)

Artist:

Gurnemanz

Gurnemanz: Walking Under Blue Moon
Album:

Walking Under Blue Moon

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Folk, Psyche

Label: Railroad Tracks
Spieldauer: 56:25
Erschienen: 12.08.2022
Website: [Link]

Es ist schon längst in der Musik-Szene kein Geheimnis mehr: Wenn was so richtig 'RETRO' aussieht – dann ist da auch so richtig echtes 'RETRO' drin. Natürlich gilt das auch anno 2022. Ein Blick nur auf das schwer psychedelisch gestaltete Cover von GURNEMANZ' „Walking Under The Blue Moon“ verrät, was uns so in etwa erwarten wird:
*Psychedelisches – Auf jeden Fall!
*Folk im Sixties/Seventies-Style – Ganz bestimmt!
*Krautrock – Eigentlich nicht, außer wir würden den Kraut-Folk erfinden!

Nur ist das nun gegenwärtiges Zeugs oder doch nur eine Blick und ein Wühlen in der Vergangenheit?
Im Grunde ja, aber irgendwie auch nein.
Denn die Band GURNEMANZ ist das Baby des Inhabers der Railroad Track Studios JOHN CREMER, der zum sage und schreibe 50-jährigen Bandjubiläum ein 'neues' und doch 'altes' Album seiner Folk-Band GURNEMANZ veröffentlicht. Und dieses besteht aus fein gemasterten alten (Live-)Archivaufnahmen.

Und ja – es wäre verdammt schade gewesen, wenn diese 16 Aufnahmen in ihrer ganzen akustischen Folk-Psyche-Schönheit nicht (auch nach 50 Jahren) das Licht dieser immer oberflächlicher werdenden Stream-Musikwelt erblicken würden. Eine Welt, in der sich wie zum dauerhaften Trotz das Vinyl weiterhin durchzusetzen versucht.
Walking Under Blue Moon“ wurde im Grunde für das schwarze Klanggold gemacht und gehört auch darauf. Denn wenn das Album läuft, klingt es wie eine halbjahrhundrige Zeitreise zurück in die Vergangenheit.
Damals hatten sich GURNEMANZ besonders durch ihre Live-Aktivitäten einen Namen erarbeitet, wodurch sie auch in völliger Eigenregie mit „Fair Margaret And Sweet William“ (1973), „Spielmannskinder“ (1975) und „No Rays Of Noise“ (1976) drei Alben veröffentlichten. Allerdings war sich die 1972 gegründete Band nicht ganz klar, in welche Richtung eigentlich ihre Musik gehen sollte. Jeder Musiker schien einen anderen Fixpunkt anzustreben, sodass unter diesen Bedingungen 1979 das GURNEMANZ-Ende eingeläutet wurde.

Dreh- und Angelpunkt hinter GURNEMANZ ist allerdings eindeutig der Folk britischer Prägung, wobei die aus dem östlich von Aachen gelegenen Bergheim stammende Band neben englischen auch auf deutsche Texte setzte. Mit guter Sängerin und mittelmäßigem Sänger ist zudem auch dafür gesorgt, dass die breit mit oftmals mittelalterlichen Instrumenten (Flöten, Harfen, Zithern, Laute, Lyra, Kazoo usw.) instrumentierte Musik sich nicht hinter ihren deutlich erkennbaren Vorbildern, wie FAIRPORT CONVENTION und STEELEYE SPAN oder PENTANGLE verstecken braucht. Aber auch in Deutschland gab es während dieser Zeit eine ähnlich orientierte, sehr anerkannte Band: OUGENWEIDE.

Obwohl die Archiv-Aufnahmen größtenteils unter abenteuerlichen technischen Bedingungen (Stereo-Tonbandgerät, Neckermann-Verstärker, Grundig-Sprachmikrofone, Röhren- und Plattenspieler-Verstärker) aufgenommen wurden, ist die nunmehr mit moderner Studiotechnik bearbeitete Klangqualität beeindruckend gelungen. Allerdings gab es im Endeffekt bei der Veröffentlichung dieser Aufnahmen ein Problem, das im achtseitigen CD-Booklet gesondert von Manuela Riedel, die damals wohl noch Schmitz hieß (und gemeinsam mit Wolfgang Riedel sang, woraus wohl ein Bund für's Leben entstand. Allerdings vermutet das jetzt einfach mal ganz frech der Kritiker…), erwähnt wird. Vom Titeltrack existierte keinerlei Original-Aufnahme mehr, doch gerade der war für die Veröffentlichung von „Walking Under Blue Moon“ aus Bandsicht besonders wichtig. Einzig vorhanden war noch Cremers Originaltext. Also entschied man sich, den Song tatsächlich komplett neu für dieses Album einzuspielen und aufzunehmen. Das geschah dann im Herbst 2021, womit im Grunde zugleich bewiesen wird, wie zeitlos dieser Folk-Prog von GURNEMANZ noch heute ist.

FAZIT: Nun also wären die 1972 gegründeten GURNEMANZ 50 Jahre alt geworden, wenn sie sich nicht 1979 aufgelöst hätten. Die deutsche Folk-Band bringt unter Federführung ihres ehemaligen Mitglieds John Cremer, der jetzt Audio-Master-Engineer und Inhaber der Railroad Tracks Studios ist, ein klanglich richtig gut gemastertes Album mit Archiv-Aufnahmen aus diesen Jahren heraus, die größtenteils live mitgeschnitten wurden. „Walking Under Blue Moon“ hat etwas von ein paar musikalischen Troubadouren, die ihre mit vielen 'alten' Instrumenten eingespielten Folk-Songs auf mittelalterlichen Märkten zum Besten geben – und dabei auch rundum überzeugen können.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2510x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Tra Na Rossan I
  • Tra Na Rossan II
  • Another Morning
  • Among The Rice Fields
  • Rain Song
  • Libelle
  • Wanderer
  • November
  • November Tea
  • Vertrieben
  • How Much Love
  • Walking Under Blue Moon
  • Bonus Tracks:
  • Dublin
  • Morning Song
  • Left Behind
  • Walking Under Blue Moon (Reprise)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Schreibe das folgende Wort rückwärts: Regal

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!