Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Alphaville & Deutsches Filmorchester Babelsberg: Eternally Yours - Limitierte Deluxe Edition im goldenen Vinyl (Review)

Artist:

Alphaville & Deutsches Filmorchester Babelsberg

Alphaville & Deutsches Filmorchester Babelsberg: Eternally Yours - Limitierte Deluxe Edition im goldenen Vinyl
Album:

Eternally Yours - Limitierte Deluxe Edition im goldenen Vinyl

Medium: Deluxe/Limitiert/3-LP-Set
Stil:

Symphonischer Pop

Label: Neue Meister/Edel Kultur
Spieldauer: 114:15
Erschienen: 23.09.2022
Website: [Link]

„Man könnte das Album als einen symphonischen Liebesbrief an unsere Fans verstehen!“ (Marian Gold zu "Eternally Yours")

Kindheitserinnerungen eines Pubertierenden.
Na, hoffentlich geht’s nicht nur dem Kritiker so, dass genau diese aufkommen, wenn er plötzlich wieder das „Big In Japan“ oder „Sounds Like A Melody“ hört, wobei damals nicht nur in Japan in diesem Moment so einiges 'big' ist, während man sich auf der Tanzfläche gerade seine heißeste Flamme zu erobern versucht. Und dank ALPHAVILLE waren diese Eroberungsversuche das eine um das andere Mal sogar erfolgreich.

Unglaublich, wie lange das schon her ist – wie viele Jahre seitdem vergangen sind: Sage und schreibe fast 40 Jahre…
Damals waren die Mannen um Marian Gold aus Westdeutschland auch im Osten absolut berühmt und begehrt und gehörten zu den ganz wenigen, die sogar bei AMIGA, dem DDR-Label, ihre LP veröffentlichen durften anstatt verboten zu werden. Wahrscheinlich hatten die DDR-Oberen dabei gar nicht mitbekommen, dass ALPHAVILLE doch tatsächlich auf „Summer in Berlin“ über den 17. Juni und die Mauer sangen. Ja, so war das eben, wenn man sich sprachlich als Bonze nur auf die russische und nicht unbedingt die englische Sprache verließ.

Auch wenn sich Marian Gold äußerlich deutlich verändert hat, seine Stimme aber ist die alte „Forever Young“-Stimme geblieben. Das tut der Musik natürlich gut und der Wiedererkennungswert der Pop-Hymnen, die sich nun ein symphonisches Gewand übergeworfen haben, ist zu 100 Prozent gegeben. Auch wird bei diesen Aufnahmen noch einmal klar, wie einzigartig diese Stimme klingt und dass der Erfolg wohl neben den eingängigen Hit-Melodien genau auf dieser vokalen Einzigartigkeit beruht.

Nun also ist es an der Zeit, sich als deutlich Ältere – aber hoffentlich im Inneren noch immer, getreu dem 'Forever Young'-Song, jung Gebliebene – wieder den deutschen Pop-Helden seiner Jugend zu öffnen, denn mit „Eternally Yours“ sind ALPHAVILLE samt dem DEUTSCHEN FILMORCHESTER BABELSBERG zurück, um ihre großen Hits komplett neu arrangiert in klassischen Versionen aufzuführen. Und wer sich eine besondere Freude als ehemaliger oder Noch-immer-Fan von ALPHAVILLE machen möchte, der leistet sich die limitierte 3-LP-Ausgabe mit goldenen Vinyl-Scheiben. Passt perfekt: MARIAN GOLD auf Gold-Vinyl!

ALPHAVILLE goes Klassik – und dieser gewagte Schritt funktiniert tatsächlich, weil eben nicht irgendein klassisches Orchester die Songs nachspielt, sondern das fantastische Babelsberger Filmorchester mit speziell arrangierten und orchestrierten Neuversionen das unglaubliche Potenzial hinter diesen ehemaligen Super-Hits zum Vorschein bringt und ein begeisterter 'Gold'-Sänger seine Euphorie kaum noch – durchaus zurecht – im Zaum halten kann, wenn er feststellt: „Alle 23 Stücke sind durch die Bearbeitung im Kern klarer geworden, sie sind freigelegt, entfesselt, befreit. Ihre wahre Natur kam zum Vorschein.“

Wortwörtlich darf nunmehr also behauptete werden, dass diese Hits von ALPHAVILLE echte Klassiker sind.

Die symphonischen Versionen haben durch all die Bläser und Streicher eine gewisse Melodramatik verpasst bekommen, die mitunter ein wenig in bombastischen Kitsch abrutscht, ohne aber dabei in ein zu großes Schmalznäpfchen zu tappen. Denn andererseits beweisen die Aufnahmen gerade durch das klassische Orchester, welche Dimension hinter ihnen stecken und auch welche Ewigkeitsgarantien.

Besonders gelungen ist bereits der artrockige, etwas psychedelische und eine ungeheuere Spannung aufbauende Einstieg mit „Dream Machine“, der einen an ARCHIVE erinnert und sofort klarstellt, dass dieses Album ein Klassiker werden wird. Nur dass hier eben ALPHAVILLE agiert und nicht die Londoner Band mit ihrem Hang für Melodramatik.
Dafür gibt es – hoffentlich versteht das nicht wieder irgendwer falsch – germanischen Bombast, der auch einem Wagner oder Beethoven durchaus ein anerkennendes Kopfnicken abringen würde, wenn die noch die Chance hätten, mit der (Neu-)Zeit mitzugehen. Denn auch die beiden waren schließlich so eine Art Pop-Stars ihrer Zeit.

Bei „Big In Japan“ schafft's Herr Gold sogar, seiner Stimme einen leicht arienhaften Ausdruck zu verleihen, was dem Song eine ungewöhnliche Wendung verleiht. Diese Symbiose zwischen Klassik und Pop funktioniert auch hier.

Eine gute Idee ist zudem, dass der Deluxe-3-LP-Ausgabe ein doppelseitiges, aufklappbares Textblatt beiliegt, auf dem wirklich alle Texte abgedruckt sind. Hierbei darf man bei intensiverem Einlesen noch einmal feststellen, dass sich ALPHAVILLE grundsätzlich nicht mit irgendwelchen reinen Herz-Schmerz-Texten begnügen, was bei der verstärkten Melodramatik durch die breit angelegten symphonischen Passagen sicher nicht förderlich wäre. Auch weil neben dem Orchester immer auch die Stimme von MARIAN GOLD im Mittelpunkt steht und die Texte klar und deutlich zu verstehen sind.

Wahrscheinlich werden nach diesem Album von ALPHAVILLE wieder gemischte Reaktionen aufkommen, die sich an der Tatsache abarbeiten, dass immer wieder eine Vielzahl von erfolgreichen Bands unbedingt mit klassischem Orchester auftreten müssen.
Doch in punkto ALPHAVILLE ist diese Diskussion nicht wirklich berechtigt, da es hier nicht ums Nachspielen alter Hits, sondern um eine völlig neue Bearbeitung, die speziell auf das Symphonie-Orchester zugeschnitten ist, geht. Wer sich erinnert, der wird früher oder später auf MIKE BATT kommen, der seine Pop-Hymnen immer direkt mit für ein Orchester, das ihn dann begleitet, komponierte und arrangierte und damit ab Mitte der 70er-Jahrer große Erfolge feierte. Genau in diesem Umfeld bewegt sich „Eternally Yours“, getreu der Aussage eines der erfolgreichsten Hits: „Sounds Like A Melody“.

FAZIT: ALPHAVILLE wandelt auf Klassik-Pfaden. Kann das gutgehen? Im Falle von „Eternally Yours“ auf jeden Fall, was neben den Evergreen-Melodien sowie dem noch immer (also auch nach knapp 40 Jahren) sehr guten Gesang von MARIAN GOLD und dem großartigen DEUTSCHEN FILMORCHESTER BABELSBERG liegt, das mit diesen neuen Arrangements ein Klang-Universum schafft, in dem die Pop-Melodien nunmehr zu echten Klassikern werden, denen man tatsächlich ohne jede Peinlichkeit einräumen darf, dass sie unvergesslich bleiben. „Forever Young“ wird so nicht nur ein Hit von ALPHAVILLE bleiben, sondern auch eine grundlegende Lebenseinstellung: „Forever young, I want to be forever young...“

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3814x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (20:54):
  • Dream Machine (4:47)
  • Summer In Berlin (5:18)
  • Big In Japan (5:18)
  • Dance With Me (5:31)
  • Seite B (23:55):
  • Summer Rain (4:21)
  • Apollo (6:21)
  • Elegie (5:50)
  • Lassie Come Home (7:24)
  • Seite C (19:53):
  • Moongirl (5:05)
  • Welcome To The Sun (5:35)
  • A Victory Of Love (4:41)
  • Sounds Like A Melody (4:32)
  • Seite D (23:35):
  • Around The Universe (4:25)
  • Eternally Yours (6:59)
  • Diamonds Are Forever (3:11)
  • Flame (3:52)
  • Forever Young (5:08)
  • Seite E (21:03):
  • Big In Japan – Bassroque Version (3:44)
  • Sounds Like A Melody – 'Petite' (4:29)
  • Big In Japan – Single Edit (3:58)
  • Sounds Like A Melody – Single Edit (3:53)
  • Forever Young – Single Edit (3:59)
  • Seite F (14:55):
  • Pandora's Lullaby – Lunapark Version MCMXCI (4:25)
  • Elegy – Springtime Version MCMXC (5:46)
  • Dream Machine – Dreamscape Version MCMXCIX (4:44)

Besetzung:

  • Gesang - Marian Gold
  • Sonstige - Deutsches Filmorchester Babelsberg (Streicher, Bläser, Harfen, Percussion, Piano, Bässe, Gitarren)

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Daniel Drawz
gepostet am: 26.10.2022

User-Wertung:
14 Punkte

Ich kann dieser Kritik nur beipflichten und bin von Eternally yours sehr begeistert! Absolute Kaufempfehlung. Schade nur, „Pandora‘s Lullaby“ nicht auf der CD ist, sondern nur zu hören ist, wer auch die Vinyl Platte gekauft hat.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Vervollständige: Wer anderen eine ___ gräbt, fällt selbst hinein.

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!