Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Stefano Di Battista: Morricone Stories (Review)

Artist:

Stefano Di Battista

Stefano Di Battista: Morricone Stories
Album:

Morricone Stories

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Soundtrack-Jazz

Label: Warner Music
Spieldauer: 49:29
Erschienen: 02.04.2021
Website: [Link]

Hört man den Namen ENNIO MORRICONE, dann läuft vielen Filmfreunden spätestens nach „Spiel mir das Lied vom Tod“ ein Schauer über den Rücken und vorm geistigen Auge erscheint das Bild des Jungen, dem man die Mundharmonika in den Mund steckt und auf dessen Schultern sein Vater mit der Schlinge um den Hals steht und dazu ertönt die unvergleichliche Morricone-Musik samt Mundharmonika-Solo, welche Film- und Musik-Geschichte geschrieben hat, während der Junge mit der Mundharmonika (Bitte jetzt keinen Bezug zu dem schrecklichen Schlager-Schmachtfetzen von Bernd Clüver herstellen!) langsam zusammenbricht.

Nun also ist STEFANO DI BATTISTA angetreten, den opulenten Morricone-Soundtracks ein ganz neues, feingeflochteneres, fragiles Jazz-Gewand aus Alt- plus Sopran-Saxofon sowie Piano, Schlagzeug und Kontrabass überzuwerfen und durch diese Reduzierung der eigentlich sehr orchestralen und bombastischen Morricone-Filmmusik einen gänzlich neuen Reiz zu entlocken. Und eins ist klar: Alle Jazz-Freunde, die noch dazu Film(musik)liebhaber sind, werden dem Reiz dieses „Morricone Stories“-Albums verfallen, denn das große Kino wird auf eine kleine Jazz-Bühne (Obwohl es ja ein Studio in Paris ist!) geholt. Und das alles in einem Sound, der jeden Vinyl-Freund glücklich macht, weil es so klingt und swingt, als würde die kleine Jazz-Band direkt in unserer Stube stehen und live aufspielen.

Zusätzlich ist dieses Album eine ansprechende posthume Ehrung des im Juli 2020 verstorbenen Morricones geworden. Schade, dass der verstorbene Filmkomponist diese Interpretation seiner Musik in ihrer endgültigen Fassung nicht mehr erleben darf. Allein so ein trauriges Stück wie „Gabriel's Oboe“ ist eine wundervolle Nachruferinnerung auf den Verlust dieses kreativen Ausnahme-Filmmusik-Komponisten.

Dadurch, dass die Musik von Morricone dank di Battista nun mit dem Jazz vereint wird, zeigt die unglaubliche Komplexität, aber auch melodiöse Faszination seiner Musik auf, während ihr der Jazz-Saxofonist mit Unterstützung seiner Mitmusiker ein ganz spezielles, so noch nicht gekanntes Sahnehäubchen aufsetzt, das oft verträumt und sehr emotional daherkommt, wie in „Deborah's Theme“ aus dem bereits angesprochenen Western „Once Upon A Time In America“.

Der 52-jährige Italiener STEFANO DI BATTISTA, der seit seinem 13 Lebensjahr Saxofon spielt und durch sein Vorbild ART PEPPER (einer der bedeutendsten amerikanischen Altsaxofonisten des Jazz und als Nachfolger von CHARLIE PARKER gehandelt, für den di Battista 2007 bereits ein Hommage-Album herausbrachte) zum Jazz kam – und nach dem di Battista oftmals auch klingt – schaffte es, die geheimnisvolle Schönheit der Morricone-Soundtracks vom ersten Moment an bereits auf „Cosa Avete Fatto A Solange?“ einzufangen und diese Atmosphäre in seine vom Saxofon maßgeblich bestimmte Jazz-Kompo- und Improvisationen zu übertragen. Grundsätzlich verliert er dabei nie das Original aus dem Auge und verfremdet es zu sehr, sondern stellt Morricone und seinen Jazz auf die gleiche Stufe. Egal, ob es sich dabei um die weltberühmte, sehr eingängige Titelmelodie aus dem Western „The Good, The Bad And The Ugly“ handelt, die freudvoll das Album abschließt oder deutlich weniger bekannte Stücke, wie der Einstieg ins Album mit dem Thema aus dem deutsch-italienischen 1972er-Edgar-Wallace-Film „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“. Übrigens nicht die einzige Filmmusik für einen Wallace-Film, die von Morricone geschrieben wurde.

FAZIT: Die „Morricone Stories“, welche der Saxofonist STEFANO DI BATTISTA gemeinsam mit seinen Begleitmusikern an Piano, Schlagzeug und Kontrabass in bester Jazz-Manier 'erzählt' und die während der tiefsten Corona-Zeit im Oktober 2020 innerhalb von zwei Tagen in einem Pariser Studio aufgenommen und gemixt wurden, sind der gelungene Versuch, die Schönheiten der Filmmusik (ausschließlich von Ennio Morricone komponiert) in die erhabene Aura verträumter Jazz-Stücke, mal improvisatorisch, mal melodisch, zu übertragen. Das Ergebnis ist berauschend – ganz großes Kino der anderen (Jazz-)Art eben.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2805x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (24:03):
  • Cosa Avete Fatto A Solange? (3:59)
  • Peur Sur La Ville (3:22)
  • La Cosa Buffa (4:21)
  • Veruschka (4:45)
  • Deborah's Theme (3:42)
  • Metti, Una Sera A Cena (3:54)
  • Seite B (25:26):
  • Apertura Della Caccia (4:56)
  • Il Grande Silenzio (4:16)
  • Flora (2:34)
  • La Donna Della Domenica (6:39)
  • Gabriel's Oboe (3:30)
  • The Good, The Bad And The Ugly (3:31)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Monate hat das Jahr?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!