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Reflection Club: Still Thick As A Brick (Review)

Artist:

Reflection Club

Reflection Club: Still Thick As A Brick
Album:

Still Thick As A Brick

Medium: CD+DVD/farbig/Media-Book/LP+CD+DVD
Stil:

Thick-As-A-Brick-Progressive-Rock für's 21. Jahrhundert

Label: Madvedge Records
Spieldauer: LP – 47:26 / CD – 47:42 / DVD - 143:06
Erschienen: 03.03.2021
Website: [Link]

„Die Legende wird fortgeschrieben...“ (Reflection Club im 'Rellington Stone')

Gibt es unter uns noch echte Musikliebhaber? Ganz echte?
Also diese ein wenig verrückt-verpeilten, extrem leidenschaftlichen, aber auch irgendwie süchtigen Zeitgenossen, für die Musik nicht nur Zeitvertreib, sondern ein echtes Lebensgefühl ist, dem man sich voll und ganz hingeben kann – und das einem in fast jeder Situation hilfreich zur Seite steht. Musik als Lustverbreiter und Medizin, als das Non-plus-Ultra in einer Zeit, die hauptsächlich geprägt wird durch Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit sowie Egomanie und Macht- + Profitstreben.
Musik als Anker in einer, wie's scheint, immer mehr aus den Fugen geratenden Welt, wobei beileibe nicht ein Virus die Schuld trägt. Die sollten wir schon schön bei uns selber suchen. Manchmal muss man in solcher Situation einfach abtauchen in seine kleine, eigene Scheinwelt, die man sich selber schafft und in der man lebt wie in einer Stadt, in der man alle Rollen zugleich übernimmt. Wenn es dann auch noch eine Band gibt, die genau diese erfundene Welt auf einem ganz realen Musik-Konzept-Album verwirklicht und man sich als Hörer sofort wie ein dazugehöriger Bewohner fühlt, dann ist dieser Band das Musik-Wunder gelungen, ein für alle Zeit unvergessenes Meisterwerk zu erschaffen. So geschehen im Jahr 1972, als JETRO TULL ihre in eine echt erscheinende, aber voller fiktiver Artikel versehene Zeitung verpackte LP „Thick As A Brick“ veröffentlichten. Ein Glücksmoment für die progressive Musikwelt.

Doch verweilen wir noch kurz bei den Musikliebhabern. Denn die haben garantiert alle ein (oder auch mehrere) Album in ihrer Sammlung, das ihr Leben maßgeblich beeinflusst, vielleicht sogar verändert hat und sie noch immer begleitet, ohne irgendwie dabei schal zu werden. Spätestens jetzt sind wir bei LUTZ MEINERT und seiner Band REFLECTION CLUB sowie JETHRO TULLs „Thick As A Brick“.

Dem REFLECTION CLUB ist mit „Still Thick As A Brick“ tatsächlich das gelungen, was einem IAN ANDERSON mit seiner Solo-Neuauflage 2012 zum 40. Album-Geburtstag von "Thick As A Brick" mit „Thick As A Brick 2“ nicht wirklich gelang – nämlich die Atmosphäre des 1972er-JETHRO-TULL-Originals in die Gegenwart zu übertragen. Und Multiinstrumentalist Meinert geht mit seinen Kompositionen sogar noch einen Schritt weiter als beispielsweise ein ROBERT REED, wenn er mit seinen „Sanctuary“-Alben deutlich MIKE OLDFIELD auf schwer beeindruckende Weise 'imitiert'. Denn der REFLECTION CLUB verinnerlicht die 1972er-Idee hinter Tulls „Thick As A Brick“ und ergänzt durch eine komplett eigenständige Idee, deren einzige Absicht darauf beruht, das fast 50 Jahre alte Meisterwerk durch eine neuartige Idee fortzusetzen, die auf den Tull-Stützpfeilern: Musikatmosphäre, textlichen und konzeptionellen Grundlagen sowie Gestaltung; beruht und noch dazu um mehrere dolby-digitale Sound-Varianten (PCM 96/24 Stereo Sound und AC3 Dolby Digital 5.1 sowie dts Digital 5.1 Surround Sound) sowie eine genau der Musik und der Handlung angepasste animierte Dia-Show plus Textübersetzungen als Untertitelung erweitert.
Der REFLECTION CLUB schreibt die Legende tatsächlich weiter, anstatt sie zu kopieren oder offensichtlich abzukupfern und durch ein paar eigenständige Stilmittel zu erweitern. Damit gelingt es ihnen, ein Gesamtwerk als farbige LP (plus CD plus DVD plus Zeitung) und als Mediabook mit CD und DVD zu schaffen, das nach fast 50 Jahren als eine rundum würdige Fortsetzung und gar Erweiterung von „Thick As A Brick“ verstanden werden darf.

Übrigens stellt Lutz Meinert zur optischen Umsetzung des Albums auf DVD fest: „Ich dachte, wenn ich schon eine DVD mit dem Surround-Mix und übrigens auch mit dem HD-Stereo-Mix veröffentliche, sollten die grafischen Möglichkeiten, die eine DVD bietet, nicht ungenutzt bleiben. Ich fand es schon immer schade, wenn beim Surround-Mix von Studio-Alben nur das Album-Cover zu sehen ist oder die ganze Spielzeit über immer dieselben 10 Fotos in Endlosschleife auf dem Bildschirm abgenudelt werden. Ich wollte dagegen die ganze Zeit ein Video laufen lassen, welches die Story illustriert. Ein fast 48-minütiger Spielfilm war finanziell nicht zu stemmen. So kam ich auf die Idee, eine relativ aufwendige, animierte Diashow zu erstellen. Hätte ich gewusst, wie viel Arbeit das macht, sich durch tausende Fotos zu wühlen, alles dramaturgisch zu strukturieren und noch takt- und break-genau zu schneiden und mit Effekten zu versehen, hätte ich mich wohl auch nur mit dem Album-Cover als Videobild zufrieden gegeben. Von den Lizenzgebühren für die vielen Fotos einmal ganz abgesehen.“

Ein echter Geniestreich für die Verwirklichung von „Still Thick As A Brick“ ist die Verpflichtung von PAUL FORREST als Sänger, der noch dazu die akustischen Gitarrenparts und in „Time Out“ die Querflöte beisteuert. Forrest, der in Amerika lebende Engländer, ist der Kopf von gleich zwei JETHRO TULL-Coverbands und singt tatsächlich wie IAN ANDERSON zu seinen besten Zeiten, also auch denen der „Thick As A Brick“- und „A Passion Play“-Ära. Noch dazu ist er bereits gemeinsam mit JETHRO TULL aufgetreten und schafft es wirklich, einen Anderson nicht nur zu singen, sondern auch zu leben. Genau das darf man nunmehr auf „Still Thick As A Brick“ verblüfft genießen.

Mit „Still Thick As A Brick“ huldigt LUTZ MEINERT, wie man es auch in dem Interview, das wir mit ihm führten, erfährt, besonders den beiden Konzept-Alben „Thick As A Brick“ und „A Passion Play“. Keinerlei Klonen oder Nachspielen, sondern den Geist hinter diesen Alben erschließen und diesen auf die eigene Musik übertragen. Das ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen – der REFLECTION CLUB meisterte diese 'kunstvolle' Aufgabe mit Bravour!

FAZIT: Mission eindeutig geglückt. REFLECTION CLUB ist mit diesem von JETHRO TULLs „Thick As A Brick“ inspiriertem Album – ein echtes Gesamtkunstwerk aus Buch, Zeitung, Vinyl, CD und DVD – definitiv ein progressives Highlight des Jahres 2021 gelungen! Mit „Still Thick As A Brick“ werden alle Tull-Fans ein wahres Déjà-vu-Musik-Erlebnis haben und bekommen durch die DVD noch dazu ein völlig neues audio-visuelles Kunstwerk präsentiert.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6294x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Blau marmoriertes Vinyl im Gatefold-Cover (47:26):
  • Seite A (25:30):
  • Prelude (2:00)
  • Time Out (4:03)
  • Years On The Fast Track (3:31)
  • Rellington Town (6:17)
  • The Club Of Hopeful Pinions (3:47)
  • The Foray Of The Sharks (5:52)
  • Seite B (21:56):
  • Sentimental Depreciation (4:59)
  • Nervesoothers (3:10)
  • The Great Dance Around The Golden Calf (3:35)
  • Bedlam (5:48)
  • Look Across The Sea (4:24)
  • *Zeitung
  • **CD
  • ***DVD
  • Mediabook (190:48):
  • = Audio CD = (47:42):
  • Prelude
  • Time Out
  • Years On The Fast Track
  • Rellington Town
  • The Club Of Hopeful Pinions
  • The Foray Of The Sharks
  • Sentimental Depreciation
  • Nervesoothers
  • The Great Dance Around The Golden Calf
  • Bedlam
  • Look Across The Sea
  • = DVD = (143:06):
  • „Still Thick As A Brick“ in PCM 96/24 Stereo Sound und AC3 Dolby Digital 5.1 sowie dts Digital 5.1 Surround Sound
  • Animierte Dia-Show zum kompletten Album mit Untertitelung/Textübersetzung (Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Ralf
gepostet am: 09.05.2021

Der Geist der frühen 70er Jahre erwacht. Die Atmosphäre dieser Epoche wird mit ´Still Thick As A Brick`genial reflektiert. Gänsehautfeeling der feinsten Art!!! Ein Genuss...
Günther
gepostet am: 21.07.2021

User-Wertung:
15 Punkte

Still Thick As A Brick klingt, als wären Jethro Tull in der Originalbesetzung von Thick As A Brick und Passion Play in einen Jungbrunnen gefallen und hätten ein weiteres Meisterwerk aufgommen.
Unglaublich, solche Art von Musik jetzt von einer neuen Band zu hören. Das ist in dieser Qualität selbst einem Ian Anderson (ob nun mit Jethro Tull oder solo) seit Passion Play (1973) oder mit Abstrichen spätestens seit Heavy Horses (1978) nicht mehr gelungen. Unglaublich!
ZopLJ
gepostet am: 24.11.2021

User-Wertung:
14 Punkte

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