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Joe Strummer: Assembly (Review)

Artist:

Joe Strummer

Joe Strummer: Assembly
Album:

Assembly

Medium: CD/Download/Do-LP
Stil:

Punk, Rock, Legendäres und Rares

Label: Dark Horse/BMG
Spieldauer: 73:16
Erschienen: 26.03.2021
Website: [Link]

„Joe Strummer war die pure Kraft. Er besaß immense Stärke und verfolgte seine Ziele mit einer Intensität, dass man sich ihm nicht entziehen konnte. War er göttlich? Vielleicht! Besaß er eine Vorsehung? Definitiv! Für viele aber war er die reine Offenbarung!“ (Jacob Dylan)

Bei dem Namen JOE STRUMMER läuten natürlich sofort alle Punk-Glocken dieser Welt lautstark, auch wenn der Punk heutzutage längst genauso altbacken überholt daherkommt wie der Progressive Rock, dem er damals – Mitte der 1970er-Jahre – unter anderem auch mit 'I Hate PINK FLOYD!'-T-Shirts den Krieg angesagt hatte. Unbedarft und rotzig eben gegen bombastisch und aufgeblasen. Und ganz vorne vorweg die SEX PISTOLS samt ihrem Radau-Bruder JOHNNY ROTTEN.

Aber es gab da auch noch eine viel interessantere, intelligentere und irgendwie professionellere Punk-Band, die sich besonders darauf verstand, beißende Gesellschaftskritik in durchaus ansprechende, intelligente Texte, viel weniger rotzig, aber mit deutlich besserem Stil, zu verpacken: THE CLASH. Und dieses Niveau, an dem sich die Geister zwischen billiger Provokation und hohem Anspruch durchaus scheiden konnten, verdankten sie ihrem federführenden Punk-Poeten JOE STRUMMER.

Nunmehr also wird dieser CLASH-Legende, die völlig unerwartet im Alter von 50 Jahren am 22. Dezember 2002 an einem bis dahin nicht diagnostizierten Herzfehler verstarb, mit der Veröffentlichung einer Doppel-LP im Klappcover gehuldigt, die den Titel „Assembly“ trägt und eine Retrospektive mit 16 Titeln von sorgfältig kuratierten Singles, Fan-Favoriten und so einige Raritäten enthält. Höhepunkt für alle CLASH-Fans ist hierbei unzweifelhaft die bisher unveröffentlichte akustische Version des Clash-Songs „Junco Partner“ (Strummer begleitet sich darauf selber allein an der Gitarre), aber auch zwei bisher unveröffentlichte Live-Versionen klassischer Clash-Nummern („I Fought The Law“ und „Rudie Can't Fail“, gemeinsam mit THE MESCALEROS am 24. November 2001 in der Londoner Brixton Academy aufgenommen) werden sicher beim Sammler auf viel Begeisterung stoßen.

Für einige der Aufnahmen wühlten die Strummer-Archivare tief in seinen Solo-Archiven und bargen dort neben seinem Soundtrack-Beitrag für den 1986er-Film „Sid and Nancy“ auch eine ziemlich spezielle Cover-Version des BOB MARLEY-Klassikers „Redemption Song“ sowie weitere Stücke, die er gemeinsam mit THE MESCALEROS einspielte.

Im Inneren der Gatefold-Doppel-LP kommt Jakob Dylan, der sich als großer Strummer-Fan outet, ausführlich mit Extra-Linernotes zu Wort, welche er speziell für diese Veröffentlichung verfasste und deren erste Zeile auch diese Kritik einleitet.

Interessant ist auch die Geschichte hinter dem Label, auf dem dieses Album erscheint: Dark Horse Records wurde 1974 vom Ex-BEATLES-Gitarristen GEORGE HARRISON mit der Absicht gegründet, talentierten, aufstrebenden Künstlern eine Chance zu geben, ihre eigenen musikalischen Wege zu gehen. Auch Harrisons Solo-Alben erschienen dort, bis es sehr still um das Dark Horse Label wurde.
Assembly“ ist der erste neue Anlauf, das Label, welches nunmehr von Harrisons Sohn Dhani (gemeinsam mit David Zonshine) geleitet wird, wiederzubeleben. Sicher eine kluge Wahl, genau mit solchem Stück Punk-Clash-Strummer-Musik-Geschichte an den Start zu gehen. Denn Kult ist und bleibt Kult – und wird noch dazu auf Vinyl im feinsten Retro-Gewand präsentiert. Selbst der Sound und die Gestaltung (Beide LP's befinden sich in mit allen Texten bedruckten Innenhüllen!) von „Assembly“ sind sehr beachtlich – um nicht zu sagen: auf höchstem Niveau!

Ein weiterer Hintergrund für die Veröffentlichung dieser hochwertigen Doppel-LP auf 180g-Vinyl ist wohl auch der weltweite Live-Stream im vergangenen Jahr unter dem Titel „A Song For Joe: Celebrating the Birthday of JOE STRUMMER“, bei dem Strummers Leben und Wirken von einer Vielzahl von Musikern, wie BRUCE SPRINGSTEEN, JIM JARMUSCH, LUCINDA WILLIAMS, BRIAN FALLON, Mitgliedern von THE STROKES und vielen mehr, gewürdigt wurde.

Hört man sich in Ruhe dieses Doppel-Album an und nimmt sich die Textbeilagen zur Hand, dann wird einem bewusst, dass Strummer im Grunde nie eine echter Punk war, ein Haudrauf, der alles in Frage und vieles zerstören wollte, indem Feindbilder aufgebaut und weggeputzt wurden, sondern einer, der dem Punk erst gemeinsam mit THE CLASH und dann solistisch ein ganz neues Antlitz verlieh, das viel schöner war, als all die Sicherheitsnadeln und Kettenringe, die man sich aus Protest durch die Haut trieb. JOE STRUMMER brachte die Poesie in den Punk und verlieh ihm damit einen höheren Stellenwert, als es Bands, welche sich in ihrem Namen mit Knarren und Vögeleien schmückten, jemals vermochten. Sich diesem Punk-Poeten entziehen zu wollen, wäre der pure Frevel – denn, um es mit Jakob Dylans Worten auszudrücken: „Sein Musik und seine Worte werden niemals verklingen. Eine Flamme, die ewig lodert!“

FAZIT: Als THE CLASH die Bühne des Punks betraten, kam das einer Offenbarung gleich. Ausgelöst durch ihren Frontmann JOE STRUMMER, ein wahrer Punk-Poet, der aus einseitigem Riff-Krach und billig-provokanten Texten ein Kunstform werden ließ, die mit komplexerer Musik und tiefgründigen, sozialkritischen Lyrics höchste Maßstäbe setzte, ohne die Grundidee des Punk zu verkaufen, brach eine gänzlich neue Musikzeitrechnung an. Welch unglaubliches Potenzial in diesem mit 50 Jahren viel zu früh verstorbenen Briten steckte, darf man nun auf dieser sehr liebevoll zusammengestellten Doppel-LP, auf der sich auch drei bis dato unveröffentlichte Songs befinden, in vollen Zügen genießen, wobei man unbedingt auch den in den LP-Innenhüllen abgedruckten Texten größere Aufmerksamkeit schenken sollte. Ein Album das uns eindrucksvoll zeigt, wie der Punk 'erwachsen' wurde...

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3524x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (16:09):
  • Coma Girl (3:49)
  • Johnny Appleseed (4:06)
  • I Fought The Law (Live) (2:40)
  • Tony Adams (6:34)
  • Seite B (17:53):
  • Sleepwalk (4:09)
  • Love Kills (4:01)
  • Get Down Moses (5:08)
  • X-Ray Style (4:35)
  • Seite C (20:02):
  • Mondo Bongo (6:14)
  • Rudie Can't Fail (Live) (3:10)
  • At The Border, Guy (7:03)
  • Long Shadow (3:35)
  • Seite D (17:58):
  • Forbidden City (4:17)
  • Yalla Yalla (6:57)
  • Redemption Song (3:29)
  • Junco Partner (Acoustic) (3:15)

Besetzung:

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