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Blackout Problems: Dark (Review)

Artist:

Blackout Problems

Blackout Problems: Dark
Album:

Dark

Medium: CD/LP/Do-LP
Stil:

Alternative Rock / Dark Pop? / Pop Punk

Label: Sony Music / Munich Warehouse
Spieldauer: 45:07
Erschienen: 15.01.2021
Website: [Link]

Zweieinhalb Jahre nach „Kaos“ steht ab morgen das dritte Album der Münchener Vorzeige Alternative Rocker BLACKOUT PROBLEMS in den Läden und während der Vorgänger noch auf ausladenden Konzertreisen dem geneigten Publikum vorgestellt werden konnte, zwingt die aktuelle Situation die Band, wie viele andere auch, auf das heimische Sofa. Dass die Jungs um Shouter Mario Radetzky (Gesang, Gitarre) in den letzten Monaten hingegen nicht untätig waren, verdeutlicht das neueste Werk, das in bewährter Besetzung mit Marcus Schwarzbach (Bass, Gesang), Michael Dreilich (Schlagzeug) und Moritz Hammrich (Gitarre, Gesang) entstanden ist. Zudem konnte die Band mit SONY MUSIC ein Major Label von ihren Fähigkeiten überzeugen, was mit „Kaos“ im Gepäck fast zwangsläufig erschien.

Waren die Tracks des 2018er Werks noch etwas rauer und teilweise ungehobelt, vollzieht die Band auf „Dark“ die Hinwendung zu bisweilen strahlend poliertem Alternative Rock, respektive Pop Punk, deren Ansätze in der Vergangenheit zwar vorhanden, aber nicht in dieser Form konsequent ausgelebt wurden. Zwar gibt es auch auf „Dark“ die härteren Ansätze der Münchener zu entdecken, sanftere Töne aber, sowie die Fähigkeit, mit krachenden Gitarren Kontrapunkte zu setzen, sind auf dem neuen Longplayer zur Perfektion ausgereift und verdeutlichen die erfreulich konsequente Weiterentwicklung der BLACKOUT PROBLEMS.

Gleich zu Beginn rüttelt „Murderer“ am Seelenkostüm der Auditoren, das mit Textzeilen wie:

„Fridays are for murderers
Take your dreams to the streets now
The best politician is a dead one“

aufwartet, wobei jede Zeile jeweils durch das repetierte „Get your shotguns out“ unterstrichen wird. Bücherverbrennung und der feige Mord an CDU Politiker Walter Lübcke werden thematisiert, wobei die anfänglichen Ecken und Kanten des Tracks gegen Ende vom in modernen Gesellschaften vielerorts fehlenden „R.E.S.P.E.C.T.“ musikalisch begradigt werden, der die Möglichkeit nicht nur zur Versöhnung, vielmehr auch eines Neuanfangs aufzeigt und letztendlich zum „All You Need Is Love“ Credo der BEATLES überleitet. In der Version der BLACKOUT PROBLEMS heißt die Lösung der Weltformel „R.E.S.P.E.C.T. and L.O.V.E for everybody“.

„Brother“ im Anschluss zeigt die Band mit deutlich poppigem Ansatz, der einen radiotauglichen, hymnischen Titel hervorbringt und ein gewisses Durchatmen erlaubt, bevor mit „Germany, Germany“ ein weiterer Signature-Track des Albums ansteht, der die Furcht vor dem Rückfall ins „History Repeating“ mit all seinen Konsequenzen thematisiert, das Errichten von Mauern - seien es physische oder auch „nur“ gedankliche – inklusive. Der Titelsong „Dark“ erweitert den gesellschaftskritischen Ansatz auf die gesamte Menschheit, die sich selbst als die Krone der Schöpfung empfindet, Präzisionswaffen baut, um sie dann an Kinder zu verhökern, um so deren Zukunft auf immer zu zerstören. Somit bleibt einzig die Hoffnung, der Zwangsläufigkeit entrinnen zu können, indem man die eigene Hilflosigkeit anzweifelt und sich selbst klarmacht, in dieser Welt und in diesem Leben alles selbst in der Hand zu haben und alles ändern zu können, wenn man das nur will.

Dieses Thema wird im grandiosen „Lady Earth“ weitergeführt. Die Warlords sind zurück (waren sie eigentlich jemals weg?), halten die Welt in ihren gierigen Klauen gefangen und terminieren das letzte bisschen Hoffnung und den letzten Rest Religion, der letzten Endes immer schon der Schlummertrunk der Angepassten war. „Drive By“ als groovy-moody Ansatz, „Lovers“ und „Seven“ plätschern etwas dahin, bevor der Abschluss des Silberlings mit „Fireman“, „Heaven“ und „Ghost“ wieder deutlich stärker gelingt.

FAZIT: Während sich Fans der ersten Stunde mit „Dark“ etwas schwer tun werden, sollten die starken Ansätze der BLACKOUT PROBLEMS solche Abgänge locker kompensieren können, zumal das neue Werk neben textlicher Tagesaktualität auch musikalisch eine Menge zu bieten hat. Ob das selbstgewählte Etikett „Dark Pop“ in Sachen Marketing des Pudels Kern ist, sei einmal dahingestellt. Dem Erfolg der Band wird das hinsichtlich der Stärke der Scheibe nicht abträglich sein.

Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur (Info) (Review 3971x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • MURDERER*
  • BROTHER*
  • GERMANY, GERMANY*
  • DARLING
  • HOUSE ON FIRE
  • DARK*
  • LADY EARTH*
  • DRIVE BY
  • LOVERS
  • SEVEN
  • FIREMAN
  • HEAVEN
  • GHOST
  • * Anspieltipp

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • KAOS (2018) - 13/15 Punkten
  • Dark (2021) - 13/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Thomas
gepostet am: 15.01.2021

Mein Tag ist gerettet, wenn ich lese "..und terminieren das letzte bisschen.." Erinnert mich an ehemalige Arbeitskollegen, der das englische Wort "Execute" eingedeutscht hatte..
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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