Wenn Ex-Madrugada-Mann SIVERT HØYEM sein neues Soloalbum mit Singer-Songwriter-Musik im Stile von Leonard Cohen klammert - nämlich den beiden Stücken "Sleepwalking Man" und "Silences" -, dann ist das nur eine von vielen Facetten der aktuellen Musik des Norwegers, die - so sagt die Promo-Abteilung - vor allem im Zeichen der Nacht steht.

Dunkel ist "Lioness" auch tatsächlich, aber nicht im Sinne von Einheitlich- und Hoffnungslosigkeit. Davon zeugen keineswegs nur die nahezu Indie-poppigen (aber erwachsenen, klar) Tracks "Fool To Your Crown" und "V - O - I - D", sondern auch das elegant schwere Titelstück als Liebesbekundung an eine außergewöhnliche Dame. Neben dem minimalistisch traurigen Doppel aus "It Belongs To Me" und "The Riviera Of Hades", das allzu programmatisch für diese Sparte steht, sorgen Streicher, Chöre und andere Subtilitäten für einen zweifelsohne außergewöhnlichen Gesamtcharakter.

Zur Abrundung gereichen Høyem das erotisch knisternde "My Thieving Heart", ein Duett mit Chanteuse Marie Munroe (hat u.a. mit Jørgen Munkeby von Shining und Tumbleweeds Christer Knutsen gearbeitet) und mit dem nervös treibenden "The Boss Bossa Nova" vielleicht eine unbewusste Hommage an den seligen David Bowie. In dieser Form ist der Künstler jedenfalls unschlagbar, und "Lioness" ein farbenfrohes wie in sich geschlossenes Album, das man aufgrund der hörbaren Gesetztheit und Abgeklärtheit seines Machers getrost (und im positiven Sinn) als Alterswerk bezeichnen darf.

FAZIT: Analog zu Kitchie Kitchie Ki Me O, dem Post-Madrugada-Betätigungsfeld des ex-Hauptkomponisten Robert Burås "verbricht" auch der ehemalige Frontmann heuer spannende Musik, die dem Thema "Welt- und Lebemann als musikalischer Einzelkämpfer" tatsächlich noch etwas Neues abgewinnt.