DANKO JONES auf’m Wacken, selten passen eine Band und ein Festival so gut zusammen. Ein Hard Rock- und Metalfan wie er im Buche steht, ein wandelndes Musiklexikon darf auf der größten Metalparty der Welt auf einer der Hauptbühnen seine Musik präsentieren. 2015 passierte das zum dritten Mal, nun haben sich die Festivalveranstalter ein Herz genommen und widmen dieser Verbindung eine akustische, sowie audiovisuelle Aufarbeitung für zuhause.

Samstag, 01.08. 2015, 16 Uhr: DANKO JONES betritt mit seiner Band die True Metal Stage, vor der geschätzt 50.000 Menschen stehen. Schon das lässt selbst einen Mann, der 19 Jahre im Geschäft ist und die größten Stars der Szene interviewt hat, nervös werden, die anstehende CD- und DVD bzw. Blu-Ray-Aufzeichnung tut ihr Übriges dazu. Ein wenig braucht die Band, um sich einzugrooven, was auch ein wenig damit zu tun hat, dass DANKO JONES zu Beginn viel Altes und Rares zum Besten geben. Der Einstieg ‚The Rules‘ wurde seinerzeit als Bonus Track auf der Debütscheibe „Born A Lion“ aus dem Jahr 2002 veröffentlicht, ‚Sugar Chocolate‘ stammt gar von der Erstlings-EP der Band von 1998.

Zwischendurch wagen die Kanadier immer wieder den harten Schnitt und stellen Material von ihrer aktuellen Platte „Fire Music“ vor. Songs wie ‚The Twisting Knives‘ und ‚Do You Wanna Rock‘ funktionieren wie vermutet live etwas besser als auf CD, es dauert aber bis ‚Had Enough‘, bis das Konzert so richtig ins Rollen kommt. Bewährtes und Hitlastiges wie ‚First Date‘ und ‚Full Of Regret‘ werden mit dem besten Neumaterial (‚Gonna Be A Fight‘ und der flotte Countryflirt ‚Watch You Slide‘) gekreuzt, die Band fragt lautstark nach, warum sie schon um 16 Uhr ran muss.

Ein paar Hits fehlen, DANKO JONES selbst gibt aber wie immer Vollgas, macht clevere und selbstironische Ansagen und sieht bei aller Professionalität tatsächlich so aus wie ein Fan, dem man gerade seinen Lebenstraum erfüllt hat. Allerdings wird sein Traum etwas anders ausgesehen haben, immerhin läuft das Publikum um diese Uhrzeit bei der schnörkellosen Hard Rock-Essenz aus KISS, THIN LIZZY & co. nicht wirklich heiß, beim Wacken sind eben eher (Teilzeit-)Metaller vor Ort, die auf härtere Mucke und angesagtere Helden stehen. Die Kamera im Moshpit zeugt dann aber doch von ein wenig Bewegung und auch die Mitsingspielchen funktionieren. Zwischendurch werden Danko sogar Sprechchöre gewidmet, die den Tausendsassa zu einer insgesamt guten Performance animieren.

Hier und da wackelt der Gesang, nicht alle Riffs sind sauber vorgetragen, aber scheiß drauf, echte Rocker spielen nicht perfekt. Das macht DANKO JONES super sympathisch, endgültig gewonnen sind die Herzen der Wackener aber mit den zahlreichen Ansagen, in denen sich der Glatzkopf als passionierter Metalhead zu erkennen gibt. Wer sich wie bolle darüber freut auf der gleichen Bühne wie JUDAS PRIEST spielen zu dürfen und sich deswegen kaum mehr einkriegt, hat den eigentlichen Sinn des Wacken Open Airs verstanden. Auch wenn er keine Frickelsoli spielt, hat er doch mehr drauf als nur Powerchord-Rock, er ist Wortakrobat, Gene-Simmons-Gedächtnis -Zungen-Träger und vor allem ein Typ, so wie ihn die Szene mag. Deswegen ist ‚Mountain‘ der perfekte Abschluss einer etwas mehr als einstündige Show, eine Ode an eine Musikszene, die sich beim Wacken selbst feiert.

Aber das ist noch lange nicht alles: Wer sich zum Kauf entschließt, bekommt nicht nur einen Audiokommentar zum Konzert vom Frontmann höchstpersönlich dazu, mit dabei ist außerdem ein 20-minütiges, erstaunlich ehrliches Interview mit Danko. Seine Antworten sind nicht immer populär und dürften der Plattenfirma einige Schweißperlen auf die Stirn gezaubert haben. Aber damit nicht genug, denn Danko war auch 2012 beim Wacken zu Gast, hat dort damals jedoch in der Tradition von HENRY ROLLINS und Scott Ian „nur“ eine Spoken Word-Performance absolviert. Ein Videomitschnitt ebendieser befindet sich ebenfalls im Bonusmaterial, zum ersten Mal können nun also auch Menschen die Show nachvollziehen, die bislang den Wacken-Besuchern vorenthalten war. Zum Inhalt des fast einstündigen Auftritts nur so viel: DANKO JONES ist der größte KISS-Fan der Welt. Insgesamt macht das aus „Live In Wacken“ ein starkes Paket.

FAZIT: DANKO JONES beim Wacken, das passt wie Arsch auf Eimer. Zwar fehlt auf Seiten der Fans und auch auf Seiten der Band ein gutes Stück für einen legendären Gig, trotzdem ist „Live in Wacken“ eine gelungene Show, bei der der Musikfan DANKO JONES etwa 50.000 Musikfans rockt und sein Fantum vollkommen auslebt. Das hat sich der Kanadier redlich verdient und man wünscht ihm, dass er seinen anderen Wunsch erfüllt bekommt und er jedes Jahr beim größten Metalfestival der Welt dabei sein darf. Mächtig aufgewertet wird das Paket aus CD und DVD bzw. Blu-Ray von massig audiovisuellem Bonusmaterial, das DANKO JONES-Fans haben müssen. Alles in allem eine runde Sache.