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Dominik Plangger: Hoffnungsstur (Review)
Artist: | Dominik Plangger |
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Album: | Hoffnungsstur |
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Medium: | CD | |
Stil: | Liedermacher |
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Label: | Sturm & Klang | |
Spieldauer: | 52:32 | |
Erschienen: | 18.10.2013 | |
Website: | [Link] |
Wenn sich jemand stur an seine Hoffnung klammert, dann muss er damit früher oder später Erfolg haben. Bei DOMINIK PLANGGER verschieben wir den ganz großen Erfolg wohl doch erstmal auf später. Ein Mann, eine Gitarre und sein Hund – das wirkt ungeheuer sympathisch, wenn man sich dieses Sofa-Stillleben auf dem Cover von „Hoffnungsstur“ betrachtet. Und es passt auch gut zur Musik dieses Albums, das von der warmen, angenehmen Stimme des Südtirolers, seiner die Lieder dominierenden Gitarre und leider auch einigen nicht immer ganz treffsicheren lyrischen Texten lebt oder sich bei den Cover-Versionen noch (zu) sehr an den Original-Songs von HANNES WADER, LUCIO DALLA, TOWNES VAN ZANDT oder KONSTANTIN WECKER orientiert.
Damit wäre auch schon ein herrlicher Bezug zur Musik von DOMINIK PLANGGER hergestellt. Nicht nur dass „Hoffnungsstur“, das fälschlicherweise – aber beinahe genauso gut passend – vom Promo-Verteiler als „Hoffnungstür“ angepriesen wird, unter dem Label von KONSTANTIN WECKER „Sturm und Klang“ erscheint. Denn auch die Nähe zu dem wohl bedeutendsten deutschen Liedermacher, der sehr gerne mal im Dialekt singt, ist unverkennbar. Gleiches gilt für Planggers Stimme, die von hohem Erkennungswert ist und die man sich im Rock & Blues genauso wie im Chanson, Folk oder sogar Schlager gut vorstellen kann. Dazu kommen die unterschiedlichen Sprachen, die er einwandfrei intoniert, egal ob Deutsch, Englisch, Italienisch oder Südtiroler Dialekt. Und damit die Musik einem nicht zu langweilig wird, weil sie nur von Gitarre und Stimme lebt, helfen viele Gastmusiker auf „Hoffnungsstur“ intensiv mit aus und verleihen dem Album die unterschiedlichsten Klangschattierungen. Mal Country, wenn Pedal Steel, Banjo, Mandoline und Dobro erklingen, mal Klezmer, wenn Klarinette, Steirische Ziehharmonika und Kontrabass zum Einsatz kommen, mal Folk, wenn die Geige auf dem „Lied der Ungeliebten“ loslegt oder fette Balladen unter Zuhilfenahme von Geige und Cello, wie bei dem angeblichen Bonustrack TOWNES VAN ZANDTs „If I Needed You“.
Allerdings muss sich ein Liedermacher nun auch mal an seinen eigenen Liedern messen lassen und nicht an den auf seinem Album gecoverten. Die aber erreichen bei weitem nicht die textliche oder kompositorische Qualität von Planggers Vorbildern.
„Als ich ein Junge war“ enthält unsaubere Reime, die nicht immer gut klingen und Botschaften, die zu viele Plattitüden, wie „Etwas hier stellt sich gegen mich / ich beginne alles zu hassen“ vermitteln.
Noch schlimmer aber ist „Der Lehrer“, ein schlagender Sadist, der die aufrechten Schüler verprügelt und wenn ihm das mal nicht gelingt, sich eben prügelnd über seine Frau hermacht und am Ende mit „Ja, glücklich wurd' er nimmer mehr / Das Sterben fiel ihm besonders schwer.“ ziemlich blöde dasteht. Da erscheint dann also ein WILHELM BUSCH im Südtiroler. Ja, was nun für Dominik der Lehrer ist, das war vor vielen, vielen Jahren für den Konstantin der Richter, der auf dem Spielplatz sein Pimmelchen auspackte. Ein paar bissigere Angriffe auf die Bildung oder die Justiz wären da doch deutlich besser, als diese, garantiert nicht der in ihrer jeweiligen Berufsgruppe der Mehrheit angehörenden Hanswürste mit solchen Spottliedern anzuprangern. Skrupellose, machtgierige Ärsche gibt’s dort garantiert mehr – die hätten für ihre Bosheiten bessere, treffsicherere und bissigere Lieder verdient. Schade.
Aber auch bei vielen seiner eigenen Lieder, wie „Mein Freund der Afghane", klingt Planggers Gesangsstil nur wenig eigenständig, sondern orientiert sich in diesem Falle stark an HANNES WADER. Und worum es in dem Text geht, muss sicher nicht näher erwähnt werden – den alltäglichen Rassismus und die versteckte Ausländerfeindlichkeit, eines der WECKERschen Lieblingsthemen eben. Und wenn wir schon mal bei KONSTANTIN WECKER sind, dann sollte auch unbedingt Planggers Wecker-Interpretation von „Liebeslied im alten Stil“ erwähnt werden, das auf CD deutlich schwächer als das Original klingt, dagegen aber die Videoversion mit CYNTHIA NIKSCHAS, aufgenommen auf der Oberdörfer Alm in einer Küche, zwischen Kühlschrank und Spülbecken, während sich zwischenzeitlich nach 50 Sekunden auch mal eine Fliege auf Dominiks Cordmütze niederlässt, deutlich reizvoller ist!
Es gibt aber auch ein paar lyrische Musik-Eigengewächse, die es in sich haben und dem Freund oder der Freundin anspruchsvoller Liedermacher-Musik beweisen, dass mit einem „echten“ PLANGGER durchaus zu rechnen ist und er bereits bei seinen großen Vorbildern anklopft, zu denen er auch einen REINHARD MEY zählt. „Novemberrot“, ein Lied über das Sterben, welches zugleich die einzige Liveaufnahme auf dem Album ist, bewegt ungeheuer und erinnert mich Ex-Ossi an eins der bewegendsten Lieder zur gleichen Thematik von der PENSION VOLKMANN: „Begrabe mich in dir“. Auch das „Almliad“, im Südtiroler Dialekt gesungen, lässt aufhorchen und gibt zugleich die Antwort darauf, warum das Cover-Motiv so und wohl nicht anders gestaltet wurde und warum „Hund und Hut“ so wichtig sind.
FAZIT: Wenn ein 33-jähriger Südtiroler, der sich bereits in Irland schon in Pubs und als Straßenmusiker singend sein Geld verdiente, ein Liedermacher-Album in Deutschland veröffentlicht, dann muss es wohl so vielfältig wie „Hoffnungsstur“ klingen und mit den unterschiedlichsten musikalischen Wassern gewaschen sein. Wenn dann allerdings die auf dem Album gecoverten Versionen textlich doch um einiges besser sind als die eigenen Songs, dann ist der textende Sänger noch ein kleines Stück vom Liedermacher-Zenit entfernt. Aber bei so einer Stimme und musikalischem Abwechslungsreichtum ist zu vermuten, dass vielleicht schon das nächstfolgende Album diesen Zenit erreicht.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Als ich ein Junge war
- Der Lehrer
- Es rührt sich was in mir
- Lied der Ungeliebten
- Liebeslied im alten Stil
- Wieda daham
- Mein Freund, der Afghane
- Es ist an der Zeit
- Unten bei den Dirnen
- Der Hennengeier
- Almliad
- Piazza Grande
- If I Needed You (Bonustrack)
- Novemberrot (Live)
- == ein verstecktes Gedicht als „Hidden Track“ ==
- Bass - Klaus Telfser
- Gesang - Dominik Plangger
- Gitarre - Dominik Plangger, Nils Tuxen
- Keys - Ralf Metzler
- Schlagzeug - Mario Kofler
- Sonstige - Claudia Frenzl (Geige), Herbert Pixner (Steirische Ziehharmonika & Klarinette), Snezana Trajkovski (Cello), Andi Senn (Cajon)
- Hoffnungsstur (2013) - 9/15 Punkten
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