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Black Motor: Yöstä Aamun Kynnykselle (Review)

Artist:

Black Motor

Black Motor: Yöstä Aamun Kynnykselle
Album:

Yöstä Aamun Kynnykselle

Medium: CD
Stil:

Jazz, direkt aus Finnland importiert

Label: Nordic Notes / Beste! Unterhaltung
Spieldauer: 64:24
Erschienen: 25.10.2013
Website: [Link]

Vorab eine erste Warnung an all diejenigen, die schon immer Pickel bekamen, wenn sie ein Saxofon hörten. Egal, ob im Jazz oder bei PINK FLOYDs „Money“, GERRY RAFFERTYs „Baker Street“ und den sanften Musik-Ergüssen eines KENNY G. Ihr solltet ab hier nicht mehr weiterlesen, denn die Musik von BLACK MOTOR wird euch nicht nur einen Pickel bescheren, sondern den puren Ausschlag voller ekelhafter, eitriger, entzündeter Pickel und Blasen und Furunkel. Denn „Yöstä Aamun Kynnykselle“ lebt vom Saxofon – ganz speziell vom Tenor-Saxofon. Und was dem Einen vielleicht Pickel bereitet, ruft beim Anderen garantiert eine echte Gänsehaut hervor.

Vorab eine zweite Warnung an alle, denen außerdem schlecht wird, wenn sie den Begriff Jazz hören, der sich sogar mal zu einigen Freiflüge erheben kann. Auch ihr braucht nicht mehr weiter zu lesen, denn bei der Musik von BLACK MOTOR könnt ihr euch gleich einen Brecheimer neben die Boxen stellen und zur Sicherheit noch ein paar Kotztüten daneben legen. „Yöstä Aamun Kynnykselle“ lebt vom Jazz – einer besonders ruhigen, aber zugleich sehr experimentellen Spielart, bei der neben dem Saxofon auch Flöten in den Vordergrund gerückt werden, während der Kontrabass sowie Percussion und Schlagzeug, trotz solistischer Ausflüge, mehr hintergründig begleiten, um den Blasinstrumenten eindeutig den Vorrang zu überlassen.

So klingt eben Jazz aus Finnland – ruhig und atmosphärisch mit viel Freiraum für bläserische Improvisationen und der unendlichen Ruhe eines Herbsttages, an dem man die bunten Blätter an den Bäumen beobachtet, um sie fallen zu sehen. Aber diese Blätter tuen einem nicht den Gefallen und leuchten noch ein bisschen intensiver, da irgendwoher sich ein zarter Sonnenstrahl durch die Wolken schmuggelt.
Wolken, die genauso aussehen wie auf der Rückseite des Digi-Packs von „Yöstä Aamun Kynnykselle“.
Wolken, die über dem Meer dicht aufziehen und nur wenige blaue Punkte am Himmel erkennen lassen.
Wolken, die der Schnittpunkt zwischen Wasser und Himmel sind, während am Horizont eine Fähre ruhig ihre Bahn zieht.
Ein Bild mit Symbolkraft für die Musik von BLACK MOTOR.

Das 10minutige „Hymni“ eröffnet diese herbstliche CD und färbt trotz der unendlichen Ruhe die musikalische Landschaft sehr bunt: Saxofon, Bass, Bleche, Gongs und zärtlich die Becken streichelnde Besen lassen die musikalischen Noten wie bunte Blätter mal gemeinsam Tanzen, aber auch mal ihre eigenen Bahnen ziehen. Fast traurig mutet der Song an. Allerdings eine Trauer, die verschmitzt lächelnd sich selber nicht so ernst nimmt.

Der folgende Titel „Akka Parran Autuaan“ überlässt dann gänzlich dem Saxofon die Führungsrolle – und das 10 Minuten lang. Allerdings 10 Minuten, die einem nicht zu lang(weilig) werden, da SAMI SIPPOLA mit seinen abwechslungsreichen Spieltechniken wirklich die hohe Kunst des Blasens beherrscht. So eine Art sexuelle Klangkunst, aus doppeldeutigem Blickwinkel.

Und so vereinen sich die urwüchsigsten Instinkte von Mensch und Natur in dieser Musik. Improvisation und Perfektion, Schönklang und Dissonanz – genauso wie Freud und Leid oder Lust und Frust. Allein der Vergleich so unterschiedlicher Stücke wie „Kaksi Huilua“, das wie die letzten schwermütigen Töne einer Beerdigungszeremonie klingt, mit „Myrsky-Kalle“, dem freejazzigsten Stück des Albums, und „Pieni Kysymys“, weltmusikalisch anmutenden Klängen samt ausgiebigen Flöteneinlagen, zeigt die Vielfalt dieser finnischen Musik, die jedoch niemals ihre ruhige Grundierung verlässt.
Genau hier scheint sich das klingende Geheimnis hinter dem Jazz von BLACK MOTOR zu verbergen.

FAZIT: Jazz aus Finnland – zwischen Melancholie und Verspieltheit liegt mehr als ein Saxofon, ein Bass und ein Schlagzeug. Eine instrumentaler Elch-Ritt durch die herbstlichen finnischen Wälder, der manchmal etwas zu ruhig ausfällt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4024x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Hymni
  • Alla Parran Autuaan
  • Kaksi Huilua
  • Aamun Kynnykselle
  • Kelle Kuuluu Sydämen
  • Myrsky-Kalle
  • Pieni Kysmys
  • Illalla Valkea Kyyhky

Besetzung:

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