"Music is a release for me. When I play I get lost in it and it's a very happy place to be", skandiert Aynsley Lister auf der Rückseite des Booklets seines zehnten Albums, das er über sein eigenes Label veröffentlicht.

Dass der Brite Polls zufolge als einer der wichtigsten zeitgenössischen Blues-Gitarristen im weiteren Sinn gilt, schon mit Stevie Ray Vaughans Produzent gearbeitet hat und so weiter ist im Kontext des üblichen Business-Erbsenzählen erwähnenswert, aber letztlich unerheblich in Anbetracht der Frage, was seine Songs gegenüber jenen der beileibe nicht sporadisch vorhandenen Konkurrenz - so man Musik als Wettbewerb versteht - für den potenziellen Käufer auf die Waage bringen: überwiegend Mainstream-Blues, was Treue zu den Wurzeln im Bett eher unverbindlich arrangierter Kompositionen bedeutet.

Schlichte Softrock-Stücke wie "Broke" funktionieren ebenso auf jedem Radiosender wie der R'n'B von "Inside Out", "Hyde 2612" und dem James-Morrison-Cover "You Make It Real", Classic bis Southern Rock klingt in "Free" und "Possession" an, wohingegen "Impossible" nach einem verhaltenen Ray Charles klingt. Abzüglich dieser Tracks steht die blaue Tagesordnung auf dem Plan.

Der Genre-Basis nämlich gefallen der ausladende Beginn "Home" ebenso wie die Shuffles "Insatiable" und "Sugar" sowie der zum Slow Blues umgemodelte Newley-Bricusse-Song "Feeling Good" (auch schon von MUSE bearbeitet).

FAZIT: Für die notwendige Identifikation mit Listers Stoff sorgt seine Stimme, ganz davon abgesehen, dass die bewusst im Booklet abgedruckten Texte einen tieferen persönlichen Zugang verlangen. Aynsley Listers Lyrik ist also nicht bloß Makulatur auf dem Abstellgleis, während der Hauptzug übers Griffbrett rast.