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Attila: Unrasiert (Review)

Artist:

Attila

Attila: Unrasiert
Album:

Unrasiert

Medium: CD
Stil:

Songwriter auf Lagerfeuermusik-Niveau

Label: Uniqueopia Records / Eigenvertrieb
Spieldauer: 42:24
Erschienen: 01.03.2012
Website: [Link]

Wie gerne möchte man als Kritiker doch positiv-leidenschaftlich deutschsprachige Liedermacher-Musik loben! Genau denjenigen, die größtenteils ihre Kunst kaum verkaufen können, Kraft und Mut geben, weiterzumachen, durchzuhalten, ja-nicht aufzugeben. Und wenn der singende Lahrer (Stadt im Westen Baden-Württembergs) auch noch den Namen eines Hunnen-Königs trägt, dann kann in puncto musikalischem Kampf- und Widerstands-Geist doch wirklich nichts schief gehen...

Außer unser singender Hunnen-König veröffentlicht ein Album, das er „Unrasiert“ nennt und mit deutschen und englischen Texten spickt, um diese mit einem sich laufend wiederholendem Klampf-Rhythmus samt undeutlichem Gesang bis zur Unkenntlichkeit und Unhörbarkeit zu verwässern.

Während mir der Pressetext „Musik zum Zuhören … in alter Liedermacherkunst mit Elan und Ehrlichkeit“ offeriert, glaube ich tatsächlich daran, dass ATTILA REIßMANN dieser Ankündigung entspricht – musikalisch wie textlich. Bereits der Einstieg in „Unrasiert“ mit „Alleinsamkeit“ (Eigentlich ein gelungenes Wortspiel!) verunsichert mich. Orgel und akustische Gitarre eröffnen den Song auf angenehme Weise, dann übernimmt die Gitarre mit besagtem, sich im Verlaufe des Albums oft wiederholendem, geschlagenem Rhythmus und ATTILA intoniert kaum verständlich, aber irgendwie an eine stimmlich gepresste Ausgabe von WOLF MAAHN in Kombination mit blassem LAITH AL-DEEN erinnernd, sein Lied. „80 Liter“ ist dann stimmiger gehalten, weil man die Stimme wirklich versteht, wenn nicht gerade Wortteile verschluckt werden. Übrigens teilt uns der Song die Maßeinheit für die Tränen, die wir in unserem Leben angeblich weinen, mit. Hinterlegt wird das alles mit Keyboard-Streichern und laaahhaaaang gezogenen Worten, die letzten Endes jeden positiven Eindruck wegblasen.
Alte Liedermacherkunst?
Elan?
Ehrlichkeit?
Ne, ne, ne – das ist stümperhaft und einfallslos.
Selbst die Beziehungskisten- und Gesellschaftskritik-Texte wirken so seltsam blutleer und gekünstelt wie eine gestopfte Gans zu Weihnachten, die man zum Fest der Freude und Liebe verzehrt, ohne daran zu denken, welche Qualen das arme Tier im Vorfeld ausschließlich unserer Fresslust wegen erfahren musste.
Doch es kommt noch schlimmer!
Die nächsten drei Songs sind englisch gesungene, akzentuierte Schul-Elaborate, die einem nur noch ein Kopfschütteln verursachen können. Unendliche Wiederholungen einer Zeile, wie beispielsweise „Just What It Means“, blubbern unstimmig aus den Boxen und bleiben wie ungeliebte Seifenblasen in der Luft hängen, von denen man hofft, dass sie so schnell wie möglich zerplatzen und höchstens einen kleinen Tropfen auf dem Boden hinterlassen, den man schnell trockenwischt.

Attila ist es außerdem wichtig, seinen Hörern mitzuteilen, dass er der „Moll-Akkord in deinem Popsong“ ist. Wie seltsam jedoch, dass nur ganz selten auf „Unrasiert“ wirklich Moll-Akkorde auftauchen und Pop-Songs hier definitiv nicht erklingen. Lagerfeuermusik vielleicht – oder Gesellige-Abend-Mucke im kleinen Kreise, das trifft's deutlich besser. Wenn dann bei „Hamster im Laufrad“ mit JULIA KECAC noch ein dünnes, hohes Frauenstimmchen als Duett-Partnerin auftreten darf, dann wird der miese Gesamteindruck von „Unrasiert“ endgültig bestätigt.

Ein Album, bei dem einen am Ende die wirklich guten Musiker leidtun, die ATTILA begleiten, aber aus solch käsigen Kompositionen und schwachen Beiträgen ihres Namensgebers selbstverständlich nichts herausholen können. Der Hunnen-König hat seine Sängerstreit verloren. Schade! Schade! Schade!

FAZIT: Unser ATTILA hätte vom Veganer und Fleischfresser-Hasser MORRISSEY garantiert schon darum einen auf die Mütze bekommen, weil er sein Album im „Schlachthof Lahr“ aufgenommen hat, in dem früher wohl jämmerlich Tiere krepierten. Doch das Krepieren geht weiter – diesmal sind es allerdings nur die Töne auf „Unrasiert“. Ein Glück für die Schweine – ein Pech für die Hörer.

Ein besonderes PS für all diejenigen, die vielleicht wegen dieser „schlechten“ Kritik in den Kommentarzeilen wieder „Objektivität“ verlangen oder einfordern …
(M)eine Kritik ist immer subjektiv und vielleicht auch einseitig – nur dieses Mal wurmte mich das, was ich hier nach mehreren Hördurchgängen niederschrieb, ziemlich und so kam ich auf eine Idee, um einerseits mein Gewissen zu beruhigen und andererseits meine Eindrücke zu bestätigen.
Ich hatte wirklich ein schlechtes Gewissen, als ich diese Kritik verfasste. Sie erschien mir ungerecht und auch beleidigend – vielleicht hatte ich einfach nicht den Draht zu diesem Album gefunden. Darum habe ich „Unrasiert“ auch mit dem Menschen gehört, der mir vom Herzen her am nächsten steht und so auch den weiblichen Aspekt mit einbringen konnte. Zu meinem Glück und ATTILAs Pech bestätigte mir diese leidenschaftliche und musikbegeisterte Frau tatsächlich meinen Eindruck. Vielen Dank, Petra – jetzt habe ich, wie so oft, mal wieder die Rückendeckung, die du mir in den Momenten meiner eigenen Unsicherheit immer wieder gibst. Ich liebe dich! Aber leider das Album nicht. Genau wie du.

PS: Lieber ATTILA, dein Sinn für Humor ist wirklich großartig und vielleicht wird es ja dein nächstes Album oder Konzert auch. Es würde mich auf jeden Fall freuen. Und über deinen offiziellen Teaser, in dem ja nun auch ich eine Rolle spiele, habe ich herzlich lachen können.
Darum viel Erfolg für deine musikalische Zukunft und bewahre dir auch weiterhin deinen Humor!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5669x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 4 von 15 Punkten [?]
4 Punkte
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Tracklist:
  • Alleinsamkeit
  • 80 Liter
  • What It Means
  • Like A Beast
  • Schizophrenic Brotherhood
  • Kartoffel vorm Fernseher
  • Das Lächeln
  • Hamster im Laufrad
  • Du, ich & deine Zwillingsschwester
  • Meine eigene kleine Welt
  • Lahr im Winter

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Attila
gepostet am: 23.03.2016

User-Wertung:
15 Punkte

;)

https://www.youtube.com/watch?v=I1Ymh5_HpWY
Thoralf Koß [musikreviews.de]
gepostet am: 23.03.2016

Große Klasse, Attila!
Du beweist bei diesem Teaser wirklich so viel Sinn für Humor, dass ich dir an diese Review noch ein PS drangehängt habe!
Keep on rockin'!
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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