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Uneven Structure: Februus (Review)

Artist:

Uneven Structure

Uneven Structure: Februus
Album:

Februus

Medium: CD
Stil:

Math Metal / Progressive Metal

Label: Basick Records
Spieldauer: 56:01 + 35:06
Erschienen: 04.11.2011
Website: [Link]

Jawoll, jetzt können die Niederländer von TEXTURES und die Franzosen von UNEVEN STRUCTURE gemeinsam eine europäische Pulloverstrickfabrik für progressive Mode aufmachen. Spätestens mit dem Debütalbum der Franzosen ist die Selbstreferentialität des „Djent“ beschlossene Sache (zum Begriff „Djent“ siehe auch: Diskussionen unter den Rezensionen von PERIPHERY oder VILDHJARTA). In gewisser Weise kann man das sogar als Selbstreduktion auf das Formelle betrachten: Wer sich nach unebenen Texturen oder Strukturen benennt und damit die eigene Frickel-Stilart meint, wer also beim Spielen auf die eigenen Finger stiert anstatt in die Welt hinaus, dem fehlt womöglich der Blick für das Übergeordnete.

Nun konnten ja durchaus schon einige Vertreter derartige Vorurteile widerlegen – „Februus“ jedoch fällt das schwer. Es ist eine der ersten von noch vielen zu erwartenden Platten, die eine Übermüdung heraufzubeschwören drohen: Nicht nur klingt das alles viel zu sehr nach TESSERACTs „One“, auch verkommen die erfolgreichen Genrebestandteile, wie etwa Stakkato-Riffs, dem Fernöstlichen entliehene Elektronika und Ambient-Panoramen im Hintergrund, zur offensichtlichen Masche.

Das wird vor allem daran ersichtlich, dass es dem Sextett in der knappen Stunde nicht wirklich gelingt, einen Spannungsbogen zu errichten. Was an dem permanenten Wechsel von Shredding und Growling sowie Clean Vocals und ambientlastigen Vordergründen so „uneven“ sein soll, erschließt sich nur bedingt. Matthieu Romarin gelingt weder beim Growlen noch beim Singen eine nennenswerte Abgrenzung von seinem TEXTURES-Kollegen; ein ähnliches Problem haben die Gitarristen in Bezug auf TESSERACT. So bleibt das Gehör eben weniger beim Stil als vielmehr bei der Dramaturgie hängen, nur hier tut sich eben leider nicht so viel, abgesehen von der Polyrhythmik per se. Das mag bei den Pionieren noch gefruchtet haben, doch selbst hier war ironischerweise meistens in einem Stück mehr Struktur drin als bei den unebenen Strukturalisten auf dem gesamten 56-Minuten-Pamphlet.

Man mag anbringen können, dass eine gewisse Bemühtheit um atmosphärische Dichte zu erkennen ist; anders ist das ätherisch-minimalistische Grollen der Intermezzi „Exmersion“ und „Limbo“ nicht zu erklären. „Plentitude“ beginnt sogar dank Bongo-Percussion wie das aktuelle Experimentalalbum von LUNATIC SOUL, nur nützen diese frischen Spritzer wenig, wenn sie gleich wieder mit der fettigen Schicht aus Allgemeinplätzen überlagert werden, die in Sachen Innovation unangenehme Assoziationen an 08/15-Metalcore wecken - oder an eine Kanalisation voller Ratten, die einer Überpopulation ins Auge blicken.

Gerettet wird das äußere Erscheinungsbild von „Februus“ durch seine Aufmachung: Eine Doppel-CD im schicken Digipak haben Basick Records springen lassen, wobei die Bonus-CD reine Ambient-Spuren abspielt, die den Anspruch auf atmosphärische Dichte nochmals untermauern. Einen echten Mehrwert bietet die Dreingabe natürlich nicht, zumindest aber erfüllt sie ihren Zweck wesentlich besser als die Haupt-CD, denn hier kann man die Augen schließen und sich einfach mal für ein halbes Stündchen in eine Parallelwelt verziehen, ohne dass es einem die berechenbaren Muster menschlicher Präzisionskunst verhageln. So alienesk hätte der Hauptgang gerne auch mal ausfallen dürfen.

FAZIT: Die erste von vielen, die noch kommen werden: Den „Djent“ hat’s erwischt, noch bevor ich mich traue, die Anführungszeichen wegzulassen. Wer selber „inTHALLiDJENT music“ zu spielen pflegt und sich den Erstschlag der Franzosen anhört, dem dürfte die schnelle Sterblichkeit seiner eigenen Stilrichtung schlagartig klar werden. „Februus“ ist souverän zwar, aber gleichförmig, regressiv und über weite Strecken langweilig zugleich. Paradox in Anbetracht des Bandnamens.

Sascha Ganser (Info) (Review 12720x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
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Wertung: 6 von 15 Punkten [?]
6 Punkte
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Tracklist:
  • DISC 1:
  • Awaken
  • Frost
  • Hail
  • Exmersion
  • Buds
  • Awe
  • Quittance
  • Limbo
  • Plentitude
  • Finale
  • DISC 2:
  • Dew Upon Shapeless Bounds
  • Winds From Untold Memories
  • Promises Of Our Early Days

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 21.11.2011

Sehr gut, das Review wie auch der Stilkommentar. Völlig bescheuerter Genre-Name übrigens, lass die Anfürungsszeichen ruhig dran - in meinen Sprachschatz findet das Wort auch nur unter diesem Vorbehalt Aufnahme.
Mirko
gepostet am: 21.11.2011

User-Wertung:
8 Punkte

@Hendrik
Dann benutzt du hoffentlich auch keine Ausdrücke wie "Metal- oder Deathcore" ;-)

Das Album hat bei mir nach gutem Ersteindruck sehr stark abgebaut. In dem Genre gibt es mittlerweile eine Menge deutlich besserer Bands.
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 21.11.2011

Die Schubladen sind zwar etwas an den Haaren herbei gezogen, schon weil diese Musik weder musikalisch, noch inhaltlich, noch ideel was mit Hardcore zu tun hat. Die Beschreibung hinkt also, aber es ist ne Beschreibung. "Djent" hingegen in onomatopoetisch, also lautmalerisch. Und ich finde, auch wenn die Welt verblödet, dürfen wir uns gern noch einer artikulierten Sprache befleißigen, um nicht demnäxt ins Grunzen zurück zu fallen. Ich nenn Death Metal ja auch nicht "ChrrrGrooo" oder Thrash "Ufftata" ;)
Sascha G. [musikreviews.de]
gepostet am: 22.11.2011

Jip, ich denke, das trifft des Pudels Kern wohl ziemlich gut. In meiner Jugend habe ich ja sehr viel "Nu Metal" gehört, aber den Begriff habe ich schon immer verabscheut - ist ja das gleiche onomatopoetische Prinzip, plus auch noch eine Dopplung mit dem ungeliebten Präfix "New", der mir aufgrund seiner Relativität auch nie behagt hat.
Es gibt durchaus stilistische Unterschiede zwischen "Djent" und herkömmlichem Math-Prog-Metal, aber das kann man dann auch anders umschreiben. Die einzige Onomatopoesie, die ich im Metal dulden kann, ist "Wayne's World"'s "Schwinnnnnng!". ;)
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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