Ähnlich wie bei einem Spielfilm, egal welchen Genres, ist auch bei Computerspielen die Musik inzwischen integraler Bestandteil des Gesamtkonzepts und gleichermaßen Identifikationsmerkmal wie auch Mittel zum Zweck. Was wäre ein finsterer Horror-Ego-Shooter ohne die gleichermaßen düstere Hintergrundmusik? Wer kennt sie nicht, die überaus charakteristischen Melodien, die Mario und Luigi auf ihrem Lauf begleiten? Eben.

Wie gut, wie erhaben, wie mächtig die Musik zu manch einem Computerspiel in ihrer orchestralen Umsetzung ist, kann man nun auf "The Greatest Video Game Music" nachhören. Dirigiert von Andrew Skeet intoniert das LONDON PHILHARMONIC ORCHESTRA hier die Melodien aus 21 Computerspiel-Klassikern und zeigt auf, dass die Kompositionen sich oftmals nicht hinter den höchst professionellen Soundtracks zu Hollywood-Blockbustern verstecken müssen. Natürlich sind aber auch weniger spektakuläre, dafür umso beliebtere Stücke vertreten. So hat man die Titelmelodie von "Tetris" natürlich schon in diversen Coverversionen gehört, hier wird daraus eine swingende Klassik-Klezmer-Version, getragen von Klavier und Klarinette. Nicht minder bekannt dürften die Melodien von "Super Marion Bros" sein, die hier in einem Stück zusammen gefasst werden und bei denen man jeweils genau vor Augen hat, in welcher Art von Level Mario jetzt gerade wäre.

Wenn man die jeweiligen Spiele kennt und die Musik erkennt, ist das Vergnügen an diesem Album natürlich noch etwas größer, weshalb Leute, die viel zocken, natürlich mehr Aha-Erlebnisse haben werden. Wenn man auf dem Super Nintendo damals "Zelda" gezockt hat, ist die hier dargebotene Suite natürlich besonders toll und zeigt, wie fantasievoll und prägnant die Musik zu diesem Klassiker war. Auch nett: selbst "Angry Birds", das die meisten wohl als App für ihr Smart- oder iPhone kennen, wird hier mit einem jazzig swingenden, fröhlichen Stück gewürdigt. Das dramatische, düstere "Seasons Of War" aus "World Of Warcraft" erinnert mit seinen Chören an die "Cantus Buranus"-Werke von CORVUS CORAX - komisch nur, dass ich die Musik nicht kenne, obwohl ich einige Jahre in Azeroth unterwegs war.

Dass die Musik zu "Call Of Duty" von Hans Zimmer stammt, erkennt man schnell, in eine ähnliche Richtung gehen die Melodien von "Battlefield 2". Die Interpretationen der Musik von modernen Strategie- und Ballerspielen sind teilweise mit elektronischen Sounds unterlegt und unterscheiden sich so recht deutlich von den Arrangements, die für Fantasy- und Rollenspielmusik verwendet werden. Gleich ist ihnen jedoch, dass sie oft so opulent und anregend sind, dass man glaubt, Bilder aus einem Actionfilm oder Fantasyspektakel vor dem geistigen Auge zu sehen. Und damit haben sie ihren Zweck wohl mehr als erfüllt.

FAZIT: Wer auch gut gemachte Soundtrack-Musik steht, sollte dieses tolle Werk ruhig mal antesten, wenn man gleichzeitig passionierter Zocker ist, muss man "London Philharmonic Orchestra" gehört haben.