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Bass Communion: Bass Communion III (Review)

Artist:

Bass Communion

Bass Communion: Bass Communion III
Album:

Bass Communion III

Medium: CD
Stil:

Drone

Label: Burning Shed
Spieldauer: 63:33
Erschienen: 2001
Website: [Link]

BASS COMMUNION die Dritte, und diesmal gibt es Resteessen. Was sich so in den Jahren zwischen 1995 und 1999 an B-Sides angesammelt hat, findet sich nun wiedervereint auf einer Disc, um noch ein paar Facetten mehr aufzuzeigen, die sich in Steven Wilsons Köpfchen verankert haben.

Besondere Strukturen, Texturen oder Konzepte im Albumkontext sollte man also besser nicht erwarten; da eignet sich das wild gewürfelte Material schon eher dazu, einen Blick auf verschiedene Entwicklungsstadien zu erhaschen, die sich in vier Jahren Bandgeschichte ergeben haben könnten. Das wiederum gestaltet sich aber schwierig, da das erste BASS COMMUNION-Album ja erst 1998 veröffentlicht wurde – ein Jahr vor dem jüngsten Track, der auf "III" vorliegt. Somit ist der größte Anteil von "III" vor den eigentlichen Alben entstanden.

"Amphead" (1997) ist nichts als ein latentes Anschwellen und Abklingen wie das Starten und Landen einer Rakete, die man aus der Ferne beobachtet – durch neblige Schwaden hindurch, die in der Luft liegen. Selbst Drone-Erprobten gibt der Opener neue Rätsel in Sachen Minimalismus auf, denn allerhöchstens die mathematische Symmetrie, mit der das ätherische Grollen stärker und dann wieder schwächer wird, bleibt als feste Variable zurück.

Dann folgt doch noch ein wenig Konzeption, im Dreiteiler "Three Pieces For Television" (1999) nämlich. Die Schallmessungsmethode Sonar dient als Eröffnung und bietet PORCUPINE TREE-frühwerkähnliche, aber reduziertere Soundscapes gebettet auf zwei im Sekundentakt folgende Beats pro 3 Sekunden. Im Mittelteil grüßt Lina Romay, und gemeint sein könnte mit diesem Namen - Tinto Brass ("Stupid Dream") lässt grüßen - entweder eine spanische Schauspielerin oder eine mexikanisch-amerikanische Sängerin. Da wir es hier mit einem "Television"-Tryptichon zu tun haben, dürfte wohl erstere Möglichkeit wahrscheinlicher sein. Wen auch immer Steven Wilson im Kopf hatte, er verband die Person wohl mit bizarrer Mondscheinnacht-Atmosphäre und zirpenden Grillen. Auf einem früher erschienenen BC-Sampler wurde das Stück bezeichnenderweise als "Night Creatures" veröffentlicht. Dem dritten Teil der "Television"-Reihe hat man das "Grammatic" nachträglich angefügt, denn "Grammatic Fog", einstmals nur "The Fog", beinhaltet den gleichen beunruhigenden Jingle wie "Grammatic Oil" von "II".

"slut 2.1" (1995) ist wohl eins der ältesten bekannten Stücke des Projektes. Es klingt radikal trip-hoppig, ist mit einer noisigen Background-Wall unterlegt und weist sogar leichte Einflüsse aus dem Hip Hop auf. Derart direkt und offensichtlich hat Wilson als BASS COMMUNION wohl nie wieder musiziert oder es zumindest anschließend nicht veröffentlicht.

Für wen oder was die Kombination "43553E99.01" (1999) steht, weiß der Geier, fest steht aber, man weiß nun, woher der PORCUPINE TREE-Song "Lips Of Ashes" von "In Absentia" seine charakteristische Eröffnung mit einem Saiteninstrument hat, bei dem es sich möglicherweise um eine Zither handelt. Das offenkundig fernöstliche Instrument wird hier im luftleeren Raum unter Verwendung von Hall gespielt und erzeugt Assoziationen zu dem Wirework-Flugsequenzen aus diversen Wuxia-Filmen.

"Sickness" (1996) bringt wieder die Zwei-Sekunden-Beats zurück, gefolgt von einem langen Signalton, dazu ein paar Elektronika, die so klingen, als würde sich Alice gerade mit der Grinsekatze oder einem Pilz unterhalten, während es in den Büschen im Hintergrund von allen Seiten raschelt und kichert.

Theo Travis beglückt zum Abschluss auf "Reformat Spiders" (1998) dann nochmal mit dissonanten, sich überlagernden Flötentönen, womit der Eintopf aus den Zutaten des Vortages endgültig abgeschmeckt wäre. Die Verwunderung darüber, dass "III" nichts wie auch immer geartet "Schlechteres" liefert als "I" oder "II" zuvor, fällt eher gering aus, insbesondere angesichts des Minimalismus dieser Musik. Einzig die Abstimmung der Einzelteile zueinander kennt man anders, was aber natürlich dem "Collection"-Charakter der Platte zuzuschreiben ist. Zu gewissen Teilen vielleicht aber sogar der Einbildung.

FAZIT: Wechselhafter und vielseitiger BASS COMMUNION-Nachschub eines Projektes, bei dem Steven Wilson ohnehin noch mehr zum Komplettismus neigt als bei seinen anderen Projekten. Da ist ein B-Side-Album nur folgerichtig. Es profiliert sich dank einiger mehrwertreicher Anteile (wie die konzeptionell interessante "Television"-Trilogie oder das Kuriosum "slut 2.1"), hat dann aber auch ein paar Stücke auf Lager, bei denen man die Münze dreimal umdrehen muss, um irgendetwas daraus zu gewinnen. Gerade Materialien wie "Amphead" oder "Sickness" halten die Ausschlagnadel so flach, dass man sich fragen muss, ob die CD die Quelle der Akustik ist oder nicht doch irgendwas, das draußen passiert und das man gedämpft durch das geschlossene Fenster mitbekommt. So oder so, die erste Phase von BASS COMMUNION war mit "III" abgeschlossen – Grund genug, auch bei den Titeln fortan vom mathematischen System abzuweichen.

P.S. "III" wurde später von Beta-lactam Ring Records als Paket gemeinsam mit "II" wiederveröffentlicht.

Sascha Ganser (Info) (Review 8745x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Amphead
  • Three Pieces For Television:
  • a - Sonar
  • b - Lina Romay
  • c - Grammatic Fog
  • Slut 2.1
  • 43553E99.01
  • Sickness
  • Reformat Spiders

Besetzung:

  • Sonstige - Steven Wilson (alles), Theo Travis (Flöte auf "Reformat Spiders")

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