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ROCKHARZ 2025 | Samstag, 05.07.2025 - Ballenstedt - 05.07.2025

ROCKHARZ 2025 | Samstag, 05.07.2025 - Ballenstedt
Tag 4: Samstag, 05.07.2025
Seit dem Jahr 1993 hat sich am Fuße des nördlichsten Mittelgebirges der Republik ein Metal-Festival etabliert, dessen Bühnen anfangs auf LKW-Anhängern standen und etwa 100 Fans lockten, mittlerweile jedoch mit etwa 25.000 Besuchern zu den festen Größen im Festivalkalender der Metalheads zählt. Das Ganze findet seit 2009 auf dem Flugplatz Ballenstedt im Harz statt, der neben dem normalen Flugbetrieb in dieser Zeit auch das Abheben der Fans aufgrund harter Metal-Klänge ermöglicht.
Die beiden Bühnen Rock Stage und Dark Stage sind gleichwertig. Die Running-Order, in der es keine Zeitüberschneidungen der Shows gibt, ermöglicht es den Fans, tatsächlich jeden Auftritt sehen zu können, was bei anderen Festivals eher selten der Fall ist.
Neben dem amtlichen Line-Up bietet das Festival darüber hinaus eine Reihe netter Annehmlichkeiten, die das Erlebnis abrunden und entspannt genießen lassen, hier sei insbesondere der familiäre Charakter des Events genannt, dessen Organisatoren stets die Überschaubarkeit vor ein überbordendes Wachstum gestellt haben.
Der letzte Festivaltag bietet noch einmal ein enormes musikalisches Spektrum – von melodischem Power Metal über düstere Klangwelten bis hin zu Cover-Glam-Wahnsinn in der Nacht. Wer heute noch durchhält, wird reich belohnt. Die Festivalwiese lebt: Im Infield herrscht ausgelassene Stimmung, Food-Stände versorgen mit deftiger Kost, und das Wetter bleibt stabil – es ist angerichtet für ein ideales Festivalfinale!
Den Festival-Samstag eröffnen VELVET RUSH mit viel Spielfreude und solidem Hardrock. Auch wenn der Platz vor der Bühne zu dieser frühen Stunde noch etwas licht ist, zeigen sich die ersten Festivalgäste schon überraschend textsicher. Die Band nutzt ihre kurze Spielzeit, um auf sich aufmerksam zu machen – ein wachrüttelnder Start!
Das italienische Power-Metal-Quintett FROZEN CROWN geht kurz darauf mit Vollgas in den Tag. Sängerin Giada Etro glänzt mit klaren Vocals, während die Band mit Doublebass-Gewitter und melodiösen Leads überzeugt. Die Menge jubelt zu Krachern wie „Neverending“, „Kings“ und „Steel And Gold“, bevor das Set mit „I Am The Tyrant“ ein episches Ende findet.
ROBSE, die neue Combo um Robse Dahn (Ex-EQUILIBRIUM) feuert mit seinem Solo-Projekt einen wilden Mix aus Melodic Death, Folk und Pagan Metal auf die Menge. Bei „Harlekin & Krieger“ und „Karawane“ wird gefeiert, gegrölt und mit erhobenen Hörnern getanzt. Dahns charismatische Bühnenpräsenz zieht viele Neugierige vor die Bühne, die sich die Band nun sicher vorgemerkt haben.
Norwegens Grooverocker BOKASSA liefern ein energiegeladenes Set zwischen Stoner, Punk und Metal. Songs wie „Charmed + Extremely Treacherous“ und „Retaliation“ reißen mit, während der Sound durch Mark und Bein geht. Trotz der Hitze wird in den ersten Reihen ordentlich gehüpft.
Die New Yorker Hardcore-Legende PRO-PAIN schlägt ein wie ein Dampfhammer. Ein Moment zum Schmunzeln: Der Drummer begrüßt das Publikum mit erhobener Hasseröder-Flasche. Danach geht’s ohne Umwege in die Hardcore-Bresche. Ohne übersteigerte Star-Allüren überzeugt die US-Band mit Energie, Präzision und ihrer typisch rohen Attitüde. Alte Fans kommen auf ihre Kosten, neue werden gewonnen.
GRAND MAGUS liefern in der Folge klassischen Heavy Metal mit epischen Ansätzen. Das Ganze liefern die Schweden nicht etwa nordisch-unterkühlt ab, sondern vielmehr voller Inbrunst und somit unwiderstehlich. Da bleibt kein Fuß im Infield still und auch die Grabenschlampen haben wieder reichlich Arbeit mit den eintreffenden Crowdsurfern.
Mit symphonischem Bombast und maritimem Flair entführen VISIONS OF ATLANTIS in eine Welt voller Dramatik und Pathos. Besonders bei „Melancholy Angel“ berühren sie emotional – getragen vom Duett zwischen Clémentine Delauney und Michele Guaitoli. Visuell und musikalisch ein Höhepunkt.
Dann ist es endlich soweit: Nachdem im vergangenen Jahr ihr Auftritt aufgrund der Gewitter-Unterbrechung des Festivals nicht stattfinden konnte, stehen AVATARIUM nun endlich auf der ROCKHARZ Bühne. Mit düsterem Doom Rock und charismatischer Performance sorgen die Schweden für dichte Atmosphäre. Sängerin Jennie-Ann posiert mit zwei Totenkopf-Maracas und führt durch Songs wie „Long Black Waves“ und „Porcelain Skull“ – eine intensive Reise durch melancholische Klanglandschaften.
Aggressiv, elektronisch, wild – COMBICHRIST zerlegen mit Tracks wie „Compliance“ und „Modern Demon“ die Bühne. Der Industrial-Bass hämmert durch die Anlage, während sich tanzende Fans mit Körperbemalung und Neon-Accessoires in Ekstase feiern. Zum Glück beißt die Sonne nicht mehr ganz so arg wie zuvor, so dass die Band im Schein des tiefstehenden Himmelskörpers das Infield nochmals zu Höchstleistungen antreiben kann.
Cover-Sensation Leo Moracchioli bringt danach mit seinen Metal-Versionen bekannter Hits das Infield zum Beben. Der Multi-Instrumentalist, dessen YouTube-Kanal mehr als 4,7 Millionen Abonnenten hat, hat neben einem Bunny (nein, nicht solch ein Bunny) Hits im Gepäck, die jeder Rockharzer mitsingen kann, was das Rezept des Erfolges des Norwegers ausmacht. FROG LEAPs Versionen von „Ghostbusters“ oder „Zombie“ der CRANBERRIES sorgen für gemeinschaftliches Karaoke. Weltklasse.
Während der Jubel für FROG LEAP noch nicht verklungen ist, stechen nebenan MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN in See. Auf nach „Tortuga“, wo man dem Piratendasein frönen kann, da keine Anekdote diese Insel wieder verlässt. Als alte Bekannte des ROCKHARZ-Festivals mischen die Party-Piraten das Publikum mächtig auf, das textsicher die Hits der Kapelle mitsingt. Auch in diesem Jahr geht der Sonderpreis für die beste Crowdsurfer-Performance an die junge Dame, die auf der Brust ihres Partners stehen im Bühnengraben ankommt. Ganz großer Sport!
Den Preis für die beste Show räumen danach in bewährter Manier die Briten von DRAGONFORCE ab. Schon der Bühnenaufbau mit zwei mächtigen Drachen, Spielekonsolen und DRAGONFORCE-Logo auf dem grandiosen Backdrop vermitteln den Fans einen ersten Eindruck des anstehenden Spektakels. Zu Beginn der Show gibt es Pyros, die im Laufe des Set immer mal wieder aufflackern. Herman Li und Sam Totman an den Gitarren überbieten sich ein ums andere Mal in Geschwindigkeit und Posing während ihrer schon legendären Soli-Schlachten.
Frontmann Marc Hudson glänzt mit glasklarem Gesang in den höchsten Registern, während der Rest der Band den Teppich für die drei Virtuosen im Rampenlicht auslegt. Hier gibt es Spielfreude pur zu bestaunen, was dem Publikum sichtlich gefällt und Crowdsurfer in bisher nicht dagewesener Anzahl in den Bühnengraben spült. Selbstverständlich wird auch wieder das bemitleidenswerte Stoffhuhn der Menge überantwortet, die dem Plüschtier die Reise durch die Lüfte des Harz ermöglicht. Ganz großes Kino.
Wem die DRAGONFORCE-Show etwas zu bunt gewesen ist, wird von Olve Eikemo aka. ABBATH auf den düsteren Boden des klassischen Death-Metal zurückbeordert. IMMORTAL-Songs stehen auf der Setlist des Norwegers, der hier auf dem ROCKHARZ den Trip zurück zu den Wurzeln unternimmt. Sympathisch ist die augenzwinkernde Attitüde der Band, die zwischen den härtesten Riffs immer mal wieder ein Lächeln für die Menge übrig hat. Sieht man in diesem Genre nicht sehr oft.
Weiter geht es im Anschluss mit ASP, die seit der Gründung im Jahr 1999 die Bühnen der Republik beackern. Die Band inszeniert ein düster-romantisches Theater mit Texten mit zwischen Tiefe, Sogwirkung und Plattitüde („Flickenpuppe“). Natürlich gibt es auch das unvermeidliche „Ich will Brennen“ auf die Ohren, das von zahlreichen Pyro-Salven ordentlich in Szene gesetzt wird.
Bevor die Spielleute von IN EXTREMO zu Werke gehen können, gibt es auf der Bühne das Abschluss-Kommuniqué der Veranstalter, die auch in diesem Jahr ein perfekt organisiertes Festival auf die Beine gestellt haben. Neben der Danksagung an alle Mitwirkenden gibt es noch ein weiteres Highlight zu feiern: Orga-Chef Buddy macht seiner Dany einen Heiratsantrag. Nach ihrem „Ja“, das frenetisch bejubelt wird, könnte es im nächsten Jahr dann die Hochzeitszeremonie auf dem ROCKHARZ geben. Man darf gespannt sein.
Passend dazu sind auch IN EXTREMO in Feierstimmung: Pyro-Alarm auf der Bühne, der Opener „Ólafur“ erhitzt die Menge vor der Bühne zusätzlich und während die Party die letzten Kraftreserven der Fans mobilisiert, liegt man sich vor der Bühne beim Gänsehaut-Song „Schlafe Gut, Du Feine Seele“ mit Tränen in den Augen in den Armen. Nach dem Outro lässt sich die Band ausgiebig feiern, was in Anbetracht des grandiosen Abrisses mehr als verdient erscheint.
Den Schlusspunkt unter das diesjährige Festival setzen TRAGEDY, die als BEE GEES-Metal-Coverband den Kehraus zelebrieren. Mit „Stayin´ Alive“ spielt die Band zum Abschluss des Gigs den perfekten Soundtrack, denn in dieser Form wird das ROCKHARZ noch viele Jahre ein Highlight des Metal-Festival-Kalenders bleiben.
