Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

J Mahon: Begin Again, Again (Review)

Artist:

J Mahon

J Mahon: Begin Again, Again
Album:

Begin Again, Again

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie- und Chamber-Pop, Art Rock, Singer/Songwriter

Label: Unique Records
Spieldauer: 43:11
Erschienen: 27.06.2025
Website: [Link]

Der in Berlin lebende gebürtige Australier J MAHON sehnt sich nach einem Neuanfang. Die Gründe dafür werden einem schneller klar, als einem lieb ist, wenn man genauer hinhört (und die Texte mitliest) bei „Begin Again, Again“. Denn vieles, was Mahon hier besingt, ist aus inhaltlicher Sicht mitunter erschütternd.

Seine ersten Ideen für dieses Album sammelte der in Berliner Australier schon vor Jahren – auf dem Bett in seinem Kinderzimmer. Es wird also persönlich. Denn auf seinem Bett hörte er stundenlang Musik und philosophierte schon als junger Bursche darüber, in welche Richtung sich sein Leben wohl entwickeln würde. Und das Ergebnis dieser Überlegungen liegt nun mit „Begin Again, Again“ vor. Ein beeindruckendes Ergebnis. Denn egal, ob man nun J MAHONs Stimme oder seinen verträumten Chamber-Pop wie Art Rock und die spannenden Kompositionen sowie die ebenso spannenden Texte nimmt, dieses Album hat auf den Hörer eine fesselnde Wirkung.
Doch es gibt auch eine außergewöhnlich finstere Seite dahinter.


Die Einflüsse, die man dabei heraushört, sind mannigfaltig: JEFF BUCKLEY und SUFJAN STEVENS und das verkannte Musik-Genie KEVIN AYERS, aber ganz besonders SPARKLEHORSE (auch wenn die amerikanischen Alternative-Folk-Rocker leider heutzutage nicht vielen mehr etwas sagen werden) und MARC BOLAN von T. REX.
Was geht da bloß alles in J MAHONs Musiker-Kopf vor?
So wirr auch vieles erscheint, es steht alles miteinander in Verbindung, wirkt rauschhaft und anziehend, aber auch bedrückend und melancholisch.

Die Gründe für diese berauschende Atmosphäre sind reichhaltig:
Für sein Album, das er wie ein klassisches Kunstwerk mit instrumentalem Intro, Interlude und Outro umrahmte, trug er verschiedene Songs zusammen, die in den Jahren 2019 bis 2023 entstanden und sich fließend ergänzen.


So beginnt nach dem Intro das Album mit der ersten Single-Auskopplung „While You’re Travelling“. Eigentlich war es der letzte Song, den J MAHON für „Begin Again, Again“ schrieb. Hier holt der Musiker bereits die ganze Breite und atmosphärische Tiefe, welche das gesamt Album ausmacht, zum Vorschein. Es ist also eine Art Einleitung nach dem instrumentalen Intro und soll zugleich auf Veränderungen hinweisen, welche die Songs in den vergangenen vier Jahren durchliefen. Ursprünglich war „While You’re Travelling“ als Eröffnungssong seiner Live-Shows angedacht: Ein sanftes Klavier vermischt sich langsam mit seiner ebenso zarten Stimme, bis allmählich ein kräftiger Bass, Drums und Streicher einsteigen, während J MAHON die Geschichte von zwei Liebenden, die in tiefer Verbundenheit durch das Universum zusammengehalten werden, erzählt.


Nachdem die LP-A-Seite mit dem instrumentalen 'Zwischenspiel' endete, wird die LP-B-Seite mit „Pick Your Worth“ eröffnet, wozu J MAHON in eigenen Worten erläutert, welche Musiker ihn hierbei inspirierten: „Der Song erinnert mich an die Musik, die ich mit 14 Jahren gehört habe: Grizzly Bear, Sufjan Stevens, Bright Eyes.“
Im Grunde ist damit die ganze Palette der musikalischen Einflüsse hinter „Begin Again, Again“ bestens abgesteckt.

Dazu gibt’s so ergreifende Melodramatik und Texte, die einen manchmal erschüttern. Denn es geht darin um seine Erfahrungen mit der Drogenentwöhnung, um Erinnerungen an Freunde aus der Kindheit und um das Fehlen eines familiären 'Hafens', da Mahon vor seinem Highschool-Abschluss in mindestens 13 verschiedenen Häusern leben musste. So trifft in den Songs nostalgische Sehnsucht und emotionale Tiefe auf die Hoffnung, irgendwann Konsistenz und Kontinuität zu erreichen. Tiefe Trauer und hoffnungsvolle Euphorie klingen immer wieder durch – und werden hierfür auch mit symphonischen Streicher-Momenten unterlegt, um diese so weit wie möglich zu betonen.


Manchmal leidet dabei der Hörer regelrecht mit, wenn J MAHON seinen beeindruckenden Seelen-Striptease betreibt. Das Album geht einem ungemein nah und erschüttert einen spätestens bei „Please Don't Hurt Yourself Tonight“ zutiefst, ein Song, der anfangs sogar etwas an PHIL COLLINS' „In The Air Tonight“ und dann immer deutlicher an AIR erinnert: „I remember sitting at the desk while you had cut your wrist. You said you did it. You were pissed at yourself.“ („Ich erinnere mich noch, wie ich am Schreibtisch saß, während du dir die Pulsadern aufgeschnitten hast. Du sagtest, du hättest es getan, weil du sauer auf dich selbst warst.“)

Natürlich spielt auch J MAHONs persönliche Entwicklung eine wichtige Rolle, um dieses schwere Album besser zu verstehen: J. MAHON begann seine Musikkarriere früh, unterschrieb im Alter von 18 Jahren seinen ersten Verlagsvertrag und avancierte schnell zu einer festen Größe in der australischen Musikszene. 2019 zog er nach Berlin, wo er ebenfalls musikalisch schnell Fuß fasste und sein Debütalbum „Everything Has A Life” im Jahr 2023 veröffentlichte, das noch nicht so intensiv aus seinen persönlichen Erfahrungen schöpfte, aber trotzdem viel Anklang mit seiner Mischung aus Indie Rock und Chamber Pop fand.

Mit „Begin Again, Again“ setzt J MAHON diesen eingeschlagenen Weg fort und vertieft ihn emotional noch deutlicher. Ein Album, welches einem sehr nahe geht, aber durchaus nicht unbedingt für Menschen geeignet ist, die sich mit ähnlichen Gedanken wie der Protagonist in „Please Don't Hurt Yourself Tonight“ herumschlagen.


FAZIT: Es ist der Versuch eines Neuanfangs, den J MAHON auf „Begin Again, Again“, seinem zweiten Album, angeht. Optimistisch von der Aussage, im Grunde immer wieder aufzustehen und neu durchzustarten. Musikalisch wie textlich aber ist die Mischung aus Indie- und Chamber-Pop, Art Rock und Singer/Songwriter-Texten der (größtenteils traurigen) emotionalen Sonderklasse viel melancholischer und bedrückender, als man es bei solchem Titel erwartet. Die tiefe Tragik eines JEFF BUCKLEY trifft hier auf die indie-folkige Verträumtheit von MARC BOLAN, die sich aber niemals all zu weit von den sie umgebenden Albträumen entfernt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 161x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (19:19):
  • Intro (2:15)
  • While You're Travelling (3:20)
  • The One Thing That Remains (4:41)
  • On The Walk (3:55)
  • Hurt (3:39)
  • Interlude (1:29)
  • Seite B (23:52):
  • Pick Your Worth (4:19)
  • Begin Again (4:57)
  • Please Don't Hurt Yourself Tonight (4:09)
  • Rosemary (3:22)
  • Marina (4:45)
  • Outro (2:20)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier bellt?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!