Da feiert ein Live-Album der Dark-Wave-Legende THE CURE seinen 30. Geburtstag und wartet gleich mit einem besonderen Geschenk auf – oder besser gleich zweien. Denn wohl durch einen Zufall wurden zwei weitere Live-Aufnahmen im Rahmen der (drei) THE CURE-Paris-Konzerte entdeckt, die nunmehr die „Paris - 30th Anniversary Edition“ eröffnen und abschließen.

Zu diesem Zeitpunkt waren THE CURE gerade auf dem Zenit ihres Erfolges angekommen und hatten mit ihrem 1992er-Album „Wish“ zum ersten und einzigen Mal in England den Spitzenplatz der Hitparade erobert und sogar in den USA reichte es für Platz 2. Natürlich starteten sie unter diesen Voraussetzungen auch eine – ihre größte – Konzert-Tournee, mit insgesamt 111 Konzerten, wovon drei im Pariser 'Lé Zenith de Paris' (Das passte ja bestens!) aufgeführt und für das ursprüngliche „Paris“-Live-Album mitgeschnitten und zusammengestellt sowie nunmehr im Rahmen von „Paris - 30th Anniversary Edition“ von Robert Smith und Miles Showell in den Abbey Road Studios in London neu gemastert wurden.

Diese Wiederveröffentlichung von „Paris“ zum 30-jährigen Jubiläum enthält außerdem zwei kürzlich entdeckte, bisher unveröffentlichte Songs: „Shake Dog Shake“ und „Hot Hot Hot!!!“, die das nunmehr in den Abbey Road Studios remasterte und zum ersten Mal auf Doppel-Vinyl erscheinende Album eröffnen und beenden. Auch die Reihenfolge des Albums wurde dementsprechend angepasst.

Eine wichtige Bereicherung der Live-Edition, die anno 1993 das zweite Live-Album von THE CURE war, ist neben „Hot Hot Hot!!!“ natürlich der nunmehr als Album-Opener gewählte „Shake Dog Shake“, der bei THE CURE eine echte Live-Tradition besitzt und den sie beispielsweise auch im Rahmen ihrer feierlichen Einweihungsveranstaltung zur Aufnahme in die 'Rock and Roll Hall Of Fame' spielten. Außerdem feierte ihr Sänger Robert Smith im gleichen Jahr seinen 60. Geburtstag.

Ach ja – vielleicht sollte man im Rahmen dieser Neuveröffentlichung zum 35. Album-Geburtstag noch erwähnen, dass das einzig verbliebene THE CURE-Gründungsmitglied Robert Smith locker auch den 'Adenauer' raushängen lassen kann, dessen Politiker-Zitat: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern!“ ja (nicht nur deutsche) Geschichte schrieb. In einem Interview mit laut.de vom 15. Juli 2002 antwortete Smith nämlich auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, ähnlich – wie die ROLLING STONES damals – noch mit 60 Jahren auf der Bühne zu stehen, sehr deutlich: „Nach 40 Jahren werde ich definitiv nicht mehr auf der Bühne stehen!“ Ja! Für die verfliegende Zeit und die unvergängliche Musik gelten eben oftmals völlig andere Regeln, die man eben nicht 20 Jahre vorausschauend vorhersagen kann. THE CURE-Fans werden glücklich darüber sein, dass sich Smiths Worte aus dem Jahr 2002 nicht bewahrheiteten, selbst wenn das letzte Live-Album der Band tatsächlich mit „40 Live“ kurioserweise 5 Jahre zurückliegt und schon in seinem Albumtitel auf das verweist, was aus Smiths Sicht nicht vorstellbar war.

FAZIT: Es ist nicht unbedingt ein Jahrhundertwerk der Live-Geschichte – das „Paris“-Album von THE CURE, aber da es einerseits seinen 30. Geburtstag feiert und andererseits im Rahmen der „Paris - 30th Anniversary Edition“ gleich zwei neue, bis dato unveröffentlichte, Aufnahmen enthält, die mit „Shake Dog Shake“ und „Hot Hot Hot!!!“ die endlich auch vom Klang her empfehlenswerte Doppel-LP bzw. CD eröffnen und abschließen. Zudem ist diese in den Abbey Road Studios remasterte und mit einer neuen Song-Reihenfolge versehene „Paris“-Ausgabe erstmals auf Doppel-Vinyl erhältlich. Auch wurde das 14-Track-Album an insgesamt drei Abenden im Oktober 1992 im 'Le Zénith de Paris' aufgenommen und enthält die Singles "Lovesong", "Catch", "A Letter To Elise", "Charlotte Sometimes", "Close To Me" sowie natürlich die ewigen Cure-Live-Favoriten "Play For Today" und "One Hundred Years". Einige werden wahrscheinlich "Friday I'm In Love" vermissen, aber es verschmerzen, denn trotzdem werden wohl alle Freunde und Fans von THE CURE, die noch oder endlich wieder einen Plattenspieler besitzen, an dieser erweiterten Geburtstagsausgabe im Grunde nicht vorbeikommen – und erhalten noch zwei mit Fotos bedruckte (allesamt in Schwarz gehaltene) LP-Innenhüllen mit dazu.