Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Iron & Wine: Light Verse (Review)

Artist:

Iron & Wine

Iron & Wine: Light Verse
Album:

Light Verse

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Folk, Folkpop, Singer/Songwriter, Americana, Indiepop, Country-Rock

Label: Sub Pop
Spieldauer: 43:01
Erschienen: 26.04.2024
Website: [Link]

Es liegt viel behagliche Wärme über den neuen Liedern von Sam Beam alias IRON & WINE. Ob es eine kalifornische Sonne ist, die in diesen prächtigen Harmonien strahlt (wie in "Taken By Surprise" und dem an Fleetwood Mac gemahnenden "Sweet Talk"), oder eine westafrikanische ("You Never Know", "Anyone's Game", "Cutting It Close", "Bag Of Cats"): Der knapp 50-jährige Songwriter qualifiziert sich mit dem siebten Studioalbum seines Langzeitprojekts endgültig für die Nachfolge von Paul Simon. In zwei, drei Songs von "Light Verse" kommt noch etwas neblige englische Melancholie hinzu - da erinnert Beam, wie schon früher, an den tragischen Brit-Folk-Barden Nick Drake oder an den viel zu lange verstummten, genialen Paddy McAloon (Prefab Sprout).


Vorteilhaftere Vergleiche, ein größeres Lob kann es von dieser Stelle kaum geben. Dabei war eine solche Leistungsexplosion bei IRON & WINE zuletzt nicht absehbar. Ganz und gar nicht. Denn teilweise lähmend langweilig klang das bislang letzte Studioalbum von 2017, "Beast Epic". Und auch die nachgeschobene EP "Weed Garden" war einigermaßen enttäuschend, es fehlte im Gegensatz zu den starken Vorgängern an Inspiration. Das Kollabo-Werk "Years To Burn" (2019) mit Calexico riss ebenfalls nicht viele Fans von den Sitzen. Und dann kam auch noch die Pandemie mit einer Schreibblockade hinzu.

"My first official IRON & WINE comedy album", nennt Sam Beam nun sein neuestes Studiowerk - um gleich ein "Just kidding..." hinterherzuschicken. Auch wenn die Musik auf dieser Platte also weiterhin kaum amüsierte Brüller hervorrufen wird, ist doch was Wahres dran an den Worten des Singer-Songwriters aus South Carolina. 


Das fängt beim Albumtitel "Light Verse" an, der eine große Leichtigkeit (und Erleichterung) über das Ende der pandemiebedingten Krise ausdrückt. Und es geht bei einigen sehr gelösten, mit Afropop-Texturen spielenden Songs weiter (die mich persönlich an das tolle 2014er Album "Sleeping Operator" von The Barr Brothers erinnern). Die für Beam typische Wehmut findet sich natürlich immer noch in diversen Tracks, aber sie legt sich nicht mehr bleischwer über den Hörer wie noch auf "Beast Epic".

Dass es Beam inzwischen besser geht, ahnte man spätestens, als der Sänger und Gitarrist nach dem gelungenen 2024er Neustart mit "You Never Know" kürzlich eine zweite Vorab-Single herausbrachte, die es erst recht in sich hatte: "All In Good Time", ein bezauberndes Country-Folk-Stück, vor allem aber ein gemeinsamer Song mit Fiona Apple, deren dunkel-herbe Stimme neben dem hellen, weichen Beam-Gesang ins Mark traf.


Diese hochrenommierte, aber sehr zurückgezogene Musikerin gewinnt nicht jeder für eine Zusammenarbeit. Sam Beam schaffte es - er nennt Apples Vocals "that miracle that sounds like both a sacrifice and a weapon at the same time". Ein Wunder, ja wirklich. "All In Good Time" darf schon jetzt als eines der schönsten Duette des Jahres gelten. 

Das Gute an "Light Verse" ist nun, dass es nicht bei zwei überragenden Album-Teasern blieb. Alle zehn Tracks glänzen mit herrlichen Melodien, butterweichen, warmen Gesängen und fabelhaften Arrangements, die sich unter Zuhilfenahme eines 26-köpfigen String-Ensembles zeitweise ins Opulente steigern. Wirklich ambitionierte Streichersätze wie in "Tears That Don't Matter" und im Closer "Angels Go Home" hört man im Pop nur ganz selten. Noch nie war der US-Amerikaner Beam seinem britischen Idol Nick Drake so nah wie hier. Und auch "Yellow Jacket" kann mit seiner puren, melancholischen Schönheit zu Tränen rühren.


FAZIT: (Fast) so gut wie in diesen geradezu über den Wolken schwebenden Songs klangen IRON & WINE zuletzt auf "Kiss Each Other Clean" (2011) und "Ghost On Ghost" (2013) - also zwei Platten, mit denen sich Beams Projekt aus der kargen Indie-Folk-Nische Richtung Americana-Pop löste. Dabei hätte ihn die Pandemie beinahe seine Fähigkeiten als Songschreiber gekostet. "Während so viele andere Künstler zu ihrem Glück Inspiration im Chaos fanden, war es bei mir das Gegenteil, verbunden mit dem andauernden Hintergrundgeräusch von Unsicherheit und Furcht", sagt er.


Nach einer Tour mit Andrew Bird im Sommer 2022 konnte Beam die Songwriting-Krise aber hinter sich lassen, bei den Aufnahmen in Los Angeles fand er zur Bestform zurück. Mit "Light Verse" gelingt IRON & WINE nun ein beeindruckendes Post-Covid-Comeback. Mehr noch: ein unverhofftes Karriere-Highlight.

Werner Herpell (Info) (Review 2293x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • You Never Know
  • Anyone's Game
  • All In Good Time
  • Cutting It Close
  • Taken By Surprise
  • Yellow Jacket
  • Sweet Talk
  • Tears That Don't Matter
  • Bag Of Cats
  • Angels Go Home

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier bellt?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!