Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Rhiannon Giddens: You're The One (Review)

Artist:

Rhiannon Giddens

Rhiannon Giddens: You're The One
Album:

You're The One

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Americana, Folk, Country, Soul, Jazz, Pop, Bluegrass

Label: Nonesuch Records/Warner Music
Spieldauer: 41:34
Erschienen: 18.08.2023
Website: [Link]

Der Vater weiß und Mitglied einer Rockband, die Mutter schwarz mit einer Vorliebe für Klassik: Diese Herkunft hat RHIANNON GIDDENS zutiefst geprägt, sowohl was ihre Begeisterung für Musik an sich als auch ihr breites stilistisches Spektrum betrifft. Heute, mit 46 Jahren, gilt die in Greensboro/North Carolina geborene Singer-Songwriterin als eine der wichtigsten Künstlerinnen der USA. Ihre Bedeutung für die (afro-)amerikanische Musik der Gegenwart lässt sich kaum überschätzen. Das bestätigt nun aufs Neue ihr Album "You're The One", das die enorme Vielseitigkeit dieses Multi-Talents herausstellt.  

Mit den Carolina Chocolate Drops und solo hatte RHIANNON GIDDENS seit 2006 immer wieder herausragende Platten zwischen Old-Time-Folk, Bluegrass, Country, Soul und Gospel aufgenommen. Im Projekt "Songs of Our Native Daughters" kümmerte sie sich zusammen mit den Songwriter-Kolleginnen Allison Russell, Amythyst Kiah und Leyla McCalla in zwölf berührenden Americana-Liedern um das kulturelle Erbe schwarzer Frauen. 

Kinderbuch-Autorin wurde sie irgendwann auch noch, und zuletzt erhielt sie eine der höchsten Kunst-Auszeichnungen der USA überhaupt - den Pulitzerpreis 2023 für ihre erste Oper "Omar". Das historisch basierte Werk über den afrikanischen Sklaven Omar Ibn Said, geschrieben zusammen mit dem Komponisten Michael Abels, sei "a multigenre, multicultural swirl - a tour through the sound worlds of Islam, bluegrass, spirituals and more", schwärmte beispielsweise die "New York Times".

Zurück zu "You're The One", einem besonders breit aufgestellten und doch homogenen "Opus magnum" von RHIANNON GIDDENS. Über einen Zeitraum von 14 Jahren sei es entstanden, erzählt die Sängerin dem UK-Musikmagazin "Uncut" (September-Ausgabe). "Diese Lieder kamen von verschiedenen Orten meines Lebens, aber als ich sie alle zusammenfügte, hatten sie einen Vibe. Das bin ich, wie ich mit Stilrichtungen und Gefühlen spiele und beim Songwriting Spaß habe. Obwohl ich dafür eigentlich eher nicht bekannt bin." Denn im Grunde falle ihr das Schreiben gar nicht leicht.

Das merkt man "You're The One"wirklich nicht an, präsentiert es doch scheinbar mühelos und auf höchstem Niveau alle Qualitäten dieser wunderbaren Musikerin. Ihre kraftvolle, variable Stimme, ihr Können an Banjo und Bratsche, ihre vielseitig arrangierten Lieder, ihre intensiven, oft nachdenklich-gesellschaftskritischen Texte - die bereits 2022 mit einem Folk-Grammy ausgezeichnete RHIANNON GIDDENS ist hier auf der Höhe ihrer Kunst. 

Das dritte Solo-Studioalbum ist zugleich ihr erstes, das ausschließlich eigene Stücke (zumindest als Co-Autorin) enthält. "Ich hatte die Idee, im Stil bestimmter Leute zu schreiben. Daher gibt es eine Hommage an Dolly Parton und eine für Aretha Franklin. Man kann den Einfluss heraushören, aber da ist immer mein eigener Stempel drauf." Stimmt, man hat nie den Eindruck, dass RHIANNON GIDDENS auf "You're The One" die von ihr selbst genannten Vorbilder nachahmt - das hat sie auch gar nicht nötig. (Übrigens ist sogar das Albumcover eine Verbeugung vor den Country- und Soul-Größen der 60er und 70er Jahre, wie sie im "Uncut"-Interview zugibt: "Wenn schon, denn schon!")

Die zwölf Lieder wurden von Jack Splash (Kendrick Lamar, Solange, Alicia Keys, Valerie June) produziert und in den Criteria Recording Studios in Miami aufgenommen. Dort fanden sich einige von RHIANNON GIDDENS' engsten musikalischen Kreativpartnern aus jüngerer Zeit ein, darunter ihr Lebensgefährte Francesco Turrisi an den Keys, Multiinstrumentalist Dirk Powell, Bassist Jason Sypher und der kongolesische Gitarrist Niwel Tsumbu. Hinzu kamen Musiker aus Splashs Umfeld sowie eine Bläsersektion, die den auch mal in Richtung Soul (im Opener "Too Little, Too Late, Too Bad") oder Nachtclub-Jazz ("Who Are You Dreaming Of") ausgreifenden Americana-Sound des Albums prägt.

"Ich hoffe, dass die Leute schlicht amerikanische Musik hören", sagt RHIANNON GIDDENS. "Blues, Jazz, Cajun, Country, Gospel und Rock - es ist von allem etwas dabei. Ich bewege mich gern an der natürlichen Schnittstelle zwischen diesen Genres. Die Songs machen Spaß, und mir war es wichtig, dass sie möglichst viele Leute erreichen, denen sie gefallen, obwohl sie ansonsten vielleicht gar nicht wissen, was ich so mache. Wenn sie mich durch dieses Album kennenlernen, hören sie sich vielleicht auch andere Musik von mir an und machen neue Entdeckungen." 

Zumal auch das insgesamt so lebensbejahende "You're The One" wieder seine engagierten politischen Momente hat. "Yet To Be" (mit dem einzigen Promi-Albumgast Jason Isbell) erzählt die Geschichte einer schwarzen Frau und eines irischen Mannes, die sich in Amerika ineinander verlieben. Und "Another Wasted Life" wurde inspiriert von der tragischen Geschichte Kalief Browders, eines afroamerikanischen Jugendlichen, der von 2010 bis 2013 drei Jahre lang ohne Prozess auf der Gefängnisinsel Rikers Island in New York einsaß. 

Ein großes Album einer großen Künstlerin - die auch weiterhin mit stilistischer Offenheit überraschen will. "Ich glaube sehr an Kismet und folge gern dem Weg, der sich für mich ergibt", sagt RHIANNON GIDDENS. "Und deshalb ist das Genre auch ganz unwichtig."

FAZIT: Mit RHIANNON GIDDENS meldet sich eine der wichtigsten Stimmen des Groß-Genres Americana eindrucksvoll zurück. Frisch mit einem Folk-Grammy und dem Pulitzerpreis für Musik dekoriert, begeistert die US-Amerikanerin in zwölf neuen Songs, die zwischen Soul, Country, Latenight-Jazz und Pop pendeln. Ein "Opus magnum" dieser Musikerin, kein Zweifel.

Werner Herpell (Info) (Review 1893x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Too Little, Too Late, Too Bad
  • You're The One
  • Yet To Be (feat. Jason Isbell)
  • Wrong Kind Of Right
  • Another Wasted Life
  • You Louisiana Man
  • If You Don't Know How Sweet It Is
  • Hen In The Foxhouse
  • Who Are You Dreaming Of
  • You Put The Sugar In My Bowl
  • Way Over Yonder
  • Good Ol' Cider

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier bellt?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!