Garagenrock mit charismatischer Frauenstimme gefällig? SHANNON & THE CLAMS dürften in diesem Segment (falls es eins gibt) mit ihrem neuen Album längerfristig unerreicht bleiben, auch wenn oder gerade weil sie Erwartungen enttäuscht, die man gemeinhin an den Stil stellt. Ungeachtet etwaiger Szene-Zugehörigkeiten lässt sich "Year of the Spider" (produziert übrigens von Dan Auerbach in Nashville) ohne weiteres als panamerikanisches Stück Musik zusammenfassen, mit dem die Gruppe eine weite Weide zwischen Soul und Gospel sowie Rock und sinfonischem (!) Pop abgrast.

Letztgenannten bekommt man gleich mit dem Opener vorgesetzt. ´Do I Wanna Stay´ richtet den Fokus auf das, worauf es bei SHANNON & THE CLAMS ankommt - die Vocals. Die darauffolgenden Tracks kreisen ebenfalls in höherem oder niedrigerem Maß um die Organe von Shannon Shaw und Cody Blanchard. Das düstere ´Midnight Wine´ tendiert mit Schweineorgel und ausladenden Instrumental-Parts gen Psychedelic Rock, doch die Hookline liegt abermals in den Gesangslinien, wohingegen ´In the Hills, in the Pines´ naives Easy Listening, wie es vor geschätzt 50 Jahren üblich war, mit einem synthetischen Drum-Loop verschmilzt.

Im Zuge dessen erweist sich Organist Will Sprott ein ums andere Mal als musikalische Triebfeder von SHANNON & THE CLAMS - zumal ja kein Gitarrist zur Besetzung der Combo zählt. ´Snakes Crawl´ macht Folk-Einflüsse geltend, das melancholische ´Flowers Will Return´ wird zu Codys Sternstunde hinterm Mikro, und ´Vanishing´ erzeugt mit Shannons ungeheuer rauem, aber gleichzeitig verletzlichem Vortrag dickste Gänsehaut.

FAZIT: Garage-Rock-Twee-Pop-Black-Music-Crossover Deluxe - SHANNON & THE CLAMS liefern mit "Year of the Spider" ein definitives "haben muss"-Album fürs Jahr 2021 ab. Wer sich nur annähernd für die Musik interessiert, die in den Vereinigten Staaten während der letzten 50 plus Jahre gemacht wurde, braucht diese Platte unbedingt.