Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Neil Young: Homegrown (Review)

Artist:

Neil Young

Neil Young: Homegrown
Album:

Homegrown

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer Songwriter / Americana

Label: Reprise / Warner
Spieldauer: 35:27
Erschienen: 19.06.2020
Website: [Link]

Neil Youngs "Harvest" ist das eine Album, auf das sich sowohl die Fans der amerikanischen Ikone als auch der Mainstream einigen können … und "Homegrown" war vor rund viereinhalb Jahrzehnten eigentlich als Mehr-oder-weniger-Nachfolger gedacht, erschien aber im Zuge seiner Fertigstellung nie - bis jetzt.

Genaugenommen sollte dieses Album gleich nach dem umstrittenen "On The Beach" erscheinen, nachdem Young und Helfer die Aufnahmen in mehreren Studios (u.a. das berühmte Quadrofonic in Nashville, wo "Harvest" entstanden war) unter Produzent Elliot Mazer abgeschlossen hatten. Angeblich ließ sich der Künstler vom The-Band-Bassisten einflüstern, die für "Tonight's the Night" kompilierten Tracks vorzuschieben, und so kam es dann auch. Statt des Quasi-Pendants zu "Harvest" folgte somit ein recht geradliniges und lyrisch einfach gehaltenes, aber kompositorisch ebenfalls starkes Werk.

Bei "Homegrown" handelt es sich indes um eine Innenschau sondergleichen, weil sich auf "Homegrown" vieles um Youngs damals frisch gescheiterte Beziehung zu und gemeinsame Elternschaft mit der 2004 verstorbenen Schauspielerin Carrie Snodgress dreht, unbelassen roh und nachgerade schmerzhaft wirkend, eingespielt mit teils bewährtem Ensemble - Stan Szelest (Klavier), Ben Keith (Pedal Steel), Tim Drummond (Bass), Karl T. Himmel und Levon Helm (Schlagzeug) und Robbie Robertson (Gitarre).

Trotz seines hier und dort fragmentarischen Charakters - zum Release wurden lediglich die Original-Tonbänder remastert, aber nichts an vermeintlich unfertigen Stellen hinzugefügt und auch das eine oder andere auf sich beruhen lassen, was andere als "Patzer" ausgebügelt bzw. verworfen hätten. Diesbezüglich fallen ausgerechnet zwei der schönsten Nummern auf, das solo von Neil am Piano vorgetragene Elegie 'Mexico' sowie 'Kansas', wo er nur mit Wandergitarre und Mundharmonika "bewaffnet" singt, nachdem der tieftraurige Opener 'Seperate Ways' die Stimmungsweichen für alles weitere gestellt hat; Young scheint phasenweise neben sich zu stehen vor Gram.

Nichtsdestotrotz gibt es halbwegs sonnige Momente wie 'Try' und 'Darlin'' - hier und auch anderswo auf der LP singt tatsächlich Country-Göttin Emmylou Harris mit -, wo der Barde neuen Lebensmut zu schöpfen scheint. Zu den wirklich nie gehörten Tracks gehören zwei für Young nicht unbedingt alltägliche Schoten - das spröde 'Florida', ein versponnenes Narrativ zwischen Neil und Ben, denen man beim Lauschen an den Lippen hängt, und ein schlichter, launenhafter Blues in Form von 'We Don't Smoke It No More'.

Während Young manche Stücke über die Jahre hin nur live spielte, aber auf keine offizielle Platte packte, ist 'Love Is A Rose' ein verkapptes 'Dance, Dance, Dance' vom Debüt von Crazy Horse (1971), wobei die Streicher-Passagen der Urfassung sozusagen "mundgeblasen" werden, und das Titelstück als Kiffer-Hymne sowie 'Star Of Bethlehem' - hier vergleichsweise reduziert - jeweils ein Rückgriff auf die ebenfalls mit Crazy Horse erarbeitete Scheibe "American Stars 'n Bars" von 1977. 'White Line' fand sich schließlich härter gezockt 1990 auf dem grungig ruppigen "Ragged Glory" wieder, 'Little Wing' zehn Jahre früher auf "Hawks & Doves".

FAZIT: "Homegrown" ist fortan kein mythenumkranktes verschollenes Album mehr. NEIL YOUNG ist auf seine alten Tage daran gelegen, seinen überhöhten Status zu demontieren, und gibt endlich frei, was seinerzeit als hässlicher Zwilling seines Schlüsselwerkes "Harvest" gedacht war. Wer karg in Szene gesetzte US-Liedermacherkunst schätzt und zudem unter verflossener Liebe leidet, heult hierbei wie ein Schlosshund und steht gestärkt wieder auf, wenn die letzten Töne verklingen …

Andreas Schiffmann (Info) (Review 4973x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seperate Ways
  • Try
  • Mexico
  • Love Is A Rose
  • Homegrown
  • Florida
  • Kansas
  • We Dont Smoke It
  • White Line
  • Vacancy
  • Little Wing
  • Star Of Bethlehem

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier bellt?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!