Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Hot'N'Nasty: Dirt (Review)

Artist:

Hot'N'Nasty

Hot'N'Nasty: Dirt
Album:

Dirt

Medium: CD
Stil:

Blues-Rock

Label: Sonic Revolution/Soulfood
Spieldauer: 58:13
Erschienen: 02.02.2018
Website: [Link]

Wenn HOT‘N‘NASTY bei Tageslicht irgendwie, irgendwo und irgendwann vor denen warnen, die dem Teufel die Hand schütteln und zugleich verkünden, dass in dem Land der tausend Lügen das einzige, was zählt, Geld und Macht ist, dann stimmen sie dazu einen feurigen Blues-Rock an, der vieles vermuten lässt – nur eins nicht, dass diese heiße, böse Blues-Rock-Band ein „Real Thing“ inmitten Deutschlands und des Ruhrpotts von Dortmund ist.

Bei HOT‘N‘NASTY klingt mit jeder Note und aus rauer Kehle die Route 66 durch, aber doch nicht die Rhein-Ruhr-Metropole. Unzweifelhaft wird beim Hören von „Dirt“ – der Titel ist natürlich zugleich schmutziges Programm der Dortmunder – klar, dass wir es hier nicht nur mit einer der führenden Blues-Rock-Bands Deutschlands, die sich zugleich den komplexesten Klangwelten öffnen, zu tun haben, sondern auch mit einer Band, die sich locker mit den führenden Blues-Rockern aus der ganzen Welt messen kann, was sogar den Rolling Stone zu der Feststellung verleitete, dass ihre Musik „locker besser ist, als das, was ERIC CLAPTON alle Jahre herausbringt“.

Dabei sah es aus traurigen Gründen recht schlecht um das Fortbestehen der Bluesrocker aus, als deren Sänger Patrick Pfau im April 2013 überraschend verstarb und die Band laut eigener Aussage in einen Schockzustand verfiel, nachdem HOT‘N‘NASTY bereits gemeinsam mit WISHBONE ASH, DR. FEELGOOD, WALTER TROUT und anderen Blues-Rock-Legenden auf der Bühne standen. So war es ein Glücksgriff, dass als Nachfolger eine ganz besonders raue Blues- und Rock-Röhre gefunden wurde, die ihrem Sound zugleich eine besondere Authentizität verleiht – Robert Collins.

„Daylight“ – ein zerbrechliches Lagerfeuer-Instrumental auf der Akustischen mit Grillenzirpen inklusive – begrüßt und verabschiedet uns auf „Dirt“ und führt den Hörer gleich etwas hinter‘s Licht (Ganz Ähnliches haben schließlich auch PINK FLOYD auf „Animals“ gemacht, indem sie am Anfang und Ende des Albums ihre geflügelten Schweine akustisch starten und landen ließen!), denn welch Blues-Rock-Feuerwerk nach diesem besinnlichen Beginn auf den Hörer wartet, ist kaum zu beschreiben. Die Betonung liegt hierbei nicht nur auf Blues, sondern ganz speziell auch auf Rock, der unterschiedlichsten Spielarten – Hard-, Progressive-, Retro-, Stoner-Rock sowie Rockabilly („Go To The Woman“). Das alles und noch viel mehr, gepaart mit angriffslustigen, unerbittlich klaren und in ihrer Deutlichkeit unverschlüsselten, unmissverständlichen Texten, erwartet einen auf „Dirt“, welches zugleich so „schmutzig“ und real produziert wurde, dass man den Eindruck gewinnt, die Band hätte es durchgängig live im Studio eingespielt und dabei allen Blues rausgelassen, der in ihr schlummert.

Nach dem ersten Tageslicht wird es knochentrocken, bluesrockend finster, wenn HOT‘N‘NASTY sich auf „Shake The Devils Hand“ die kriegstreiberische, verdammt profitable Politik(er) vornimmt, deren teuflisches Handeln, schneller als wir es glauben wollen, tödlich werden könnte: „You gotta stop them / Before they kill ya“.

Mit ähnlicher Härte geht es dann auf „Somewhere, Somehow, Someday“ weiter, wobei diesmal die schwere Entscheidung im Mittelpunkt steht, sein Leben zu Gunsten der eigenen Freiheit (als Musiker) zu ändern oder weiterhin die Verantwortung für das Leben, welches man bis dato mit Familie und sicherem Job geführt hat, in der Gefangenheit der eigenen Umstände und Verantwortungen fortzusetzen.

Und während man sich beim folgenden „Take A Ride“ langsam auf den härter rockenden Blues der Dortmunder einstellt, die in diesem Fall im Text sogar ganz offensichtlich durchgängig auf ihre Blues- und Hardrock-Vorbilder anspielen („I‘m a speed king, you hear me sing / Highway child, I‘m born to be wild / My low rider is a little higher / Wheels of fire are my burning desire.“ - Ha, wenn uns aus diesem Text nicht DEEP PURPLE, STEPPENWOLF, CREAM und WAR anlächeln, dann fresse ich glattweg meinen Kritiker-Musik-Besen! Und dieses Versteckspiel geht lustig im Rest des geilen „Gedächtnis“-Textes weiter und auch musikalisch darf man bei HIGH‘N‘DRY irgendwann ein echtes „My Woman From Tokio“-Gedenk-Riff entdecken!), erwischt einen der mit gut 8 Minuten einzige Longtrack „It‘s Only Money“ frontal.
Dass gerade dieses zugleich progressivste Stück des Albums nicht ohne Grund seinen Weg auf die Sampler-CD des Eclipsed-Magazins, das seine journalistischen Anfänge als ein PINK FLOYD-Fanzine anging, fand, verwundert wohl kaum. Denn nicht nur das textliche „Money“-Thema, sondern auch die Musik, die – besonders durch die „Gilmour“-Gitarre – wie der Versuch von PINK FLOYD klingt, nach ihrem „Wish You Were Here“-Album mal einen Blues-Song für ihren „Crazy Diamond“ Barrett aufzunehmen, ist beachtlich und für jeden Proggie natürlich das absolute Album-Highlight: „Money won‘t make you happy / Money makes you cruel“.

Und nun purzelt eine musikalische Überraschung nach der anderen aus dem „Dirt“-Album, das es plötzlich nicht nur rau-rotzig, sondern auch zart-ruhig kann und mit „Almost Like You‘re Here“ eine der schönsten Blues-Balladen präsentiert, welche auch ein GARY MOORE, wenn der „Still Got The Blues“ hatte, nicht besser hinbekäme.

Mit viel Sinn für Humor und das weibliche Wesen, das lieber spricht als zuhört, lassen es HOT‘N‘NASTY noch einmal auf „She Talks“ richtig urig bluesen, um mit der akustischen Ballade „Drifting“ durch das Mondlicht zu tanzen, bis sie am Ende im „Land Of A Thousand Lies“ dort landen, womit sie auch ihr Album eröffneten, einem hart rockenden Blues, der sich des Gifts, das die Lügner um uns herum so verspritzen, um ihre Profite (Bänker) oder Macht (Politiker) zu optimieren, annimmt und dabei zur Erkenntnis kommt: „Don‘t believe a word of it / They won‘t tell you the truth / ‘Cause you‘re living in a land / In the land of a thousand lies...“

Wie angenehm ist es danach als FAZIT doch, sich dem naturverbundenen Instrumental, mit dem bereits „Dirt“ einleitend begann, sich auch abschließend wieder hinzugeben und zumindest zu hören, worauf es im Leben ankommt. Lasst die Grillen zirpen und HOT‘N‘NASTY weiterhin so beeindruckende, abwechslungsreiche, zeitkritische Alben wie dieses kleine Blues-Rock-Meisterwerk im (Deutsch-)„Land Of A Thousand Lies“ beisteuern. So lange ist es musikalisch wie menschlich noch nicht zu spät – auch wenn „Dirt“ nicht allen die Augen öffnet, so zumindest garantiert deren Ohren!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4512x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Daylight
  • Shake The Devil‘s Hand
  • Back On Track
  • Somewhere, Somehow, Someday
  • Take A Ride
  • It‘s Only Money
  • Almost Like You‘re Here
  • Real Thing
  • Cruisin‘
  • So Much Better Than This
  • She Talks
  • Drifting
  • Go To The Woman
  • Land Of A Thousand Lies
  • Daylight (Reprise)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • Dirt (2018) - 13/15 Punkten
  • Burn (2021) - 13/15 Punkten
Interviews:
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier bellt?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!