Wohin geht die Reise, TURNOVER? Im Gegensatz zu seinem Vorgänger "Peripheral Vision" stellt sich beim Hören des dritten Albums der Gruppe aus dem US-Bundesstaat Virginia kein Überraschungseffekt mehr ein, denn "Good Nature" bietet bloß mehr vom selben Alten, und das nicht in Idealform. Die Mitglieder zockeln einvernehmlich vor sich hin, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, als wüssten sie nicht so recht, was mit ihrem etablierten Sound langfristig noch zu reißen sei.

Dieser Sound - Shoegaze ohne Blick in die Abgründe der Seele und Indie Pop wie 'Sunshine Type', dem eindeutig jene für zeitlosen Genre-Stoff unerlässliche Power fehlt - war zuletzt gerade aufgrund der kurzweiligen Songschreibe des Trios rechtfertigbar, doch diese wieder mit Stammproduzent Will Yip entstandene Platte wirkt zuweilen lustlos. Das kurze 'Breeze' hält als Ausnahmestück in seiner Kompaktheit bei der Stange, bevor in 'All That Ever Was' das dünne Stimmchen von Sänger Austin Getz verdrießlich stimmt. Da die Band solche Empfindungen beim Hörer erweckt, verfehlt sie das selbst auferlegte Thema, eine emotionale Bandbreite von konstruktiver Melancholie bis zu unverhohlener Freude abzudecken. Dass sich der Bandleader inhaltlich mit Lernprozessen befasst, doch der hervorgekehrte Wille, stetig Neuland zu beschreiten, kann sich im Falle der Band selbst nicht auf Musik beziehen.

'Curiosity' weckt trotz des Titels und wie Prosecco perlender Arpeggios keine Neugierde darauf, wie es weitergehen könnte, zumal sich die Entwicklung des Materials von "Good Nature" bis zu 'Bonnie' vorhersehen lässt. Einzig das völlig entschleunigte 'Pure Devotion' geht als gehobenes Dream-Pop-Exponat durch, aber eine Schwalbe allein macht bekanntermaßen noch keinen Sommer. Angesichts der Tatsache, dass sich TURNOVER im Anschluss an die Arbeiten zu diesem Longplayer von ihrem Lead-Gitarristen Eric Soucy getrennt haben (und zwar nicht im Guten), bleibt die Zukunft dieser offensichtlich auf zusehends niedrigerem Niveau stagnierenden Band ungewiss.

FAZIT: Ein in Hinblick auf die aktuelle Musik von TURNOVER vielsagender Titel - "Good Nature" wirkt gutgemeint, kommt aber leider nur scheißfreundlich daher und wird im undurchschaubaren Wust der Indie-Rock-Szene untergehen, da sich die Gruppe weder durch originelle Unterströmungen differenzieren kann noch beim Schreiben derart inspiriert gewesen ist, dass sie oben auf der Hit-Welle surft. Das Ding ist unterer Durchschnitt und damit zu wenig für Künstler wie die Getz-Brüder, an den höhere Erwartungen gestellt werden durften.