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Anne-Mari Kivimäki: Lakautettu Kylä (Review)

Artist:

Anne-Mari Kivimäki

Anne-Mari Kivimäki: Lakautettu Kylä
Album:

Lakautettu Kylä

Medium: CD
Stil:

Folk aus Finnland

Label: Nordic Notes
Spieldauer: 46:54
Erschienen: 29.07.2016
Website: [Link]

Kaum haben wir das Album der finnischen Band SUISTAMON SÄHKÖ besprochen, geht schon das aktuelle Album ihrer Sängerin und Akkordeon-Spielerin ANNE-MARI KIVIMÄKI in Deutschland an den Start. Ein musikalischer Glücksgriff für alle, die gerne traditionelle finnische Musik mögen, die ihre Wurzeln wahrt und mithilfe moderner, manchmal sogar popaffiner Polka-Rhythmen in die Gegenwart zu holen. Ganz im Gegensatz zu SUISTAMON SÄHKÖ spielen aber auf Lakautettu Kylä“ (Ein geschlossenes Dorf) Beats oder elektrische Rhythmen keine Rolle. Hier bestimmen die akustischen Instrumente, besonders natürlich das Akkordeon, aber auch Harfen, Klarinetten, Trompeten, Kantelen, Fiedeln und vieles mehr. Musik, die mehr zu Herzen als in die Füße geht.

Das beginnt schon mit den wunderschönen Satzgesängen auf „Surua“, die wie ein riesiger Chor eine schwere Gänsehaut-Stimmung verbreiten und dann a cappella den traurig klingenden Titel, der übersetzt „Sorgen“ bedeutet, zu einem bewegenden Ende bringt, nachdem zuvor im zweiminutigen Intro die Musikerin über einen Wiese mit Kuckuck und Hummel und Vogelgezwitscher schritt.
Doch dann schon wartet der „Kriegssong aus dem Jahr 1940“ mit einem „kriegerischen“ Akkordeon-Solo auf, bis Anne-Mari ihre hohe Stimme erhebt und für die nächste Gänsehaut sorgt, während sich das Kriegsstück bedrohlich steigert und mit MATTI LAITINEN eine männliche Stimme auftaucht, erst solo, dann gemeinsam im Satz mit der Sängerin. Solche Duett-Momente begegnen uns im Verlaufe des Albums noch des Öfteren und sie hinterlassen beim Hörer immer wieder sehr emotionale, bewegende Eindrücke zurück.
Zwischen diesen Songs gibt es auf Titel 4 und 8 gesprochene Archiv-Aufnahmen von ILJA KOTIKALLIO (1894 - 1961), einem finnischen Geschichtenerzähler, aus den Jahren 1957 – 1961 zu hören.

Auch ein zweiter, ebenso bedrohlicher Kriegssong aus dem Jahr 1942 erwartet einen fast am Ende des Albums und setzt erneut durch das fast experimentelle Akkordeon-Spiel die bedrohliche Stimmung fort.

Dieses Album macht es einem nicht leicht, weswegen man auch ein paar Hintergründe dazu kennen sollte. Bei dem Dorf, das geschlossen werden sollte, geht es um das schwierige Thema ethnischer Säuberungen nach dem zweiten Weltkrieg. Über 400.000 Finnen mussten dabei ihre karelische Heimat verlassen, die nach Kriegsende von den siegreichen Russen zu weiten Teilen annektiert wurde. Dieses Thema bildete zugleich den Schwerpunkt der multimedialen Doktorarbeit der Musikerin, von dem diese CD der dritte Teil eines vierteiligen CD-Projekts ist.
Darum gibt‘s hier die Kriegslieder genauso zu hören wie den Geschichtenerzähler, aber auch den lebensbejahenden Polka oder das flotte, fast fröhliche „Kaivos“, was dann den Übergang zum ruhig-besinnlichen „Rauha Ja Hiljaisuus“, dem letzten Song des Albums, einleitet. Ein erhaben-besinnliches, wundervolles Ende, dem auch die Gänsehaut-Satzgesänge vom Anfang des Albums innewohnen und einen fast epischen Abschluss verwirklichen.

FAZIT: Finnische Folk-Musik so zeitlos wie die dunklen Momente in der finnische Geschichte, über die in ihr erzählt werden.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3460x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Suistamon Äänimaisema 2014 / Suistamo Soundscape 2014
  • Surua / Sorrow
  • Elämää Juoksuhaudoissa / Life In The Trenches (Wartime Song 1940)
  • Ilja Kotikallio (Archive Recordings 1957-1961)
  • Lipitsä 2
  • Surua / Sorrow
  • Ljuuli
  • Ilja Kotikallio (Archive Recordings 1957-1961)
  • Säkkijärven Polkka
  • Äänisen Aallot / Lake Onega Waves (Wartime Song 1942)
  • Kaivos / Mine
  • Rauha Ja Hiljaisuus / Peace And Silence

Besetzung:

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