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Blaze Foley: Sittin' By The Road (Review)

Artist:

Blaze Foley

Blaze Foley: Sittin' By The Road
Album:

Sittin' By The Road

Medium: LP
Stil:

Americana/Country/Folk

Label: Elite Records
Spieldauer: 33:41
Erschienen: 16.01.2015
Website: [Link]

“He’s only gone crazy once. Decided to stay.” - Townes Van Zandt
“Blaze Foley was a genius and a beautiful loser.” - Lucinda Williams

Die beiden Zitate klingen nach Legendenbildung und Klischee, aber wenn man sich Michael David Fullers, BLAZE FOLEYs Geburtsname, kurzes, tragisches Leben und Werdegang anschaut, entpuppen sie sich als durchaus realistische Einschätzungen. FOLEY war ein typischer „musicians musician“, sowohl LUCINDA WILLIAMS wie TOWNES VAN ZANDT (den FOLEY verehrte) haben ihm Songs gewidmet. FOLEY war ein Loner, er kannte das Leben als Obdachloser, zog von Auftritt zu Auftritt, war ein exzessiver Trinker, seine Freunde schätzten ihn als liebevollen Menschen, aber es war auch bekannt, dass er keinem Streit aus dem Weg ging. Als er sesshaft wurde, das Trinken einschränkte, wurde er 1989 nach einem Wortgefecht vom Sohn seines mit ihm befreundeten Nachbarn, im Alter von 39 Jahren erschossen. Die genauen Umstände seines Todes blieben im Dunkel.

Zeit seines Lebens veröffentlichte BLAZE FOLEY gerade einmal drei Studiowerke, davon zwei 7-inches. Im Lauf der Jahre tauchte aber immer mehr unveröffentlichtes Material auf. Wie „Sittin‘ On The Road“, das FOLEY in den Siebzigern alleine mittels einer Tonbandmaschine aufnahm. Wie sein Leben geradezu prototypisch: Americana in der Urform.

Ein Mann eine Gitarre, seine Stimme, ein Bandgerät, Lyrics, die vom Straßenleben erzählen, von Cops, die einen in Ruhe lassen sollen, unerfüllter Liebe – nach Frauen, einem großen Cadillac und Jesus -, der Sehnsucht nach einem besseren Leben, Arbeitslosigkeit und dem Leben in einer kalten Welt. Beschwörend, sarkastisch, politisch, manchmal auch urkomisch, mit jener Traurigkeit in der Stimme, die aus kleinen Songfragmenten eindrückliche Stücke macht. Man kann es geradezu vor sich sehen: Das rauchgeschwängerte Zimmer mit den vergilbten Wänden, ein verwanztes Bett, ein Tisch, ein Stuhl, die Flasche Bourbon auf dem wackeligen Tisch, direkt neben dem laufenden Tonband. Davor sitzt ein bärtiger, großgewachsener Mann, zupft versunken seine Gitarre und singt vom „Fat Boy In Your Room“.

Hier vermischt sich die Erfahrung mit B-Movies, Diane Arbus‘ Fotografien, Edward Hoppers Gemälden und dem von FOLEY tatsächlich gelebten Leben zu einem Konglomerat, das perfekt verkörpert, was man unter dem Begriff Americana versteht. Und wie so oft trifft zu, dass ein Klischee als Klischee entlarvt wird, weil es zutrifft.

Der Sound ist rau, manchmal verblüffend klar, dann wieder verhangen, ab und an treten Gleichlaufschwankungen auf, die niemand beseitigt und Foley schon gar nicht ausgebügelt hat. Wenn es denn so etwas gibt, ist „Sittin‘ By The Road“ die authentischste aller möglichen Aufnahmen.

FAZIT: Country, Folk, pures Lo-fi, weit entfernt vom nahezu unhörbaren Klang dumpfer Bootlegs, innig vorgetragen, ergibt trotz kurzer Laufzeit und asketischer Performance ein ergreifendes Opus. Das als CD bereits seit fünf Jahren vorliegt.

Das „digital remasterte Album erscheint im Januar 2015 als Limited Edition auf Vinyl“. Warum zur Rezension eine schnöde Promo-CD vorliegt, ist einer jener seltsamen Witze, die man schwerlich versteht. So gilt: Musikalisch und musikhistorisch ist „Sittin‘ By The Road” ein Treffer, der Klang auf CD ist genauso wie er bei dieser Art von Musik sein muss.
Wie es als LP aussieht und klingt? Ich habe keine Ahnung.

Jochen König (Info) (Review 4860x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Big Cheeseburgers And Good French Fries
  • Clay Pigeons
  • Sittin' By The Road
  • Slow Boat To China
  • Election Day
  • Let Me Ride In Your Big Cadillac
  • Cold, Cold World
  • The Way You Smile
  • Rainbows And Ridges
  • Fat Boy
  • Faded Loves And Memories
  • If I Could Only Fly

Besetzung:

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