Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Pendragon: Passion (Review)

Artist:

Pendragon

Pendragon: Passion
Album:

Passion

Medium: CD+DVD
Stil:

Progressive Rock

Label: Madfish Records
Spieldauer: 54:50
Erschienen: 15.04.2011
Website: [Link]

PENDRAGON sind die Drama-Queen des Progressive Rock. Und insofern hat sich die Band von ihren Wurzeln gar nicht so weit entfernt. Die jubilierende Emphase ist immer noch die gleiche wie früher, nur die Mittel sie zu erzeugen haben sich geändert.

Gehen wir mal davon aus, dass „The Masquerade Overture“ das Meisterstück der ersten Phase ist (natürlich beliebig ersetzbar durch das jeweilige Lieblingsalbum des freundlichen PENDRAGON-Aficionados). Hier triefen die Melodien aus den Boxen, die sich GENESIS nach „Wind & Wuthering“ nicht mehr zu spielen trauten. Opulent, hochtrabend und großorchestral, als hinge das Schicksal eines kleinen Mädchens davon ab, nicht in einen Kaninchenbau sondern in die Oper von Venedig während des Karnevals zu stolpern. Musik, die man eigentlich abgrundtief verachten sollte, herausgefallen aus der Zeit, großspurig und doch irgendwie schlicht, eine Feuerzangenbowle mit einem Zuckerhut groß wie der Vesuv. Einmal probiert, zieht es dir zwar die Zahnfüllungen, aber du liebst es. Und trinkst den nächsten Schluck….

Dann die Erneuerung, die sich mit „Not Of This World“ ankündigte, und mit „Believe“ umgesetzt wurde. Eine Fettabsaugekur mit Kreuzfahrten zu mystischen Stätten an denen domestizierte Eingeborene „Weltmusik“ vorführen. Wurde bei „Pure“ wieder rausgeschmissen und durch einen Nachschlag „New Art Rock an neuer PORCUPINE-TREE-Härte“ ersetzt.
Passion“ schließt beinahe nahtlos an. Die Gitarren brettern mitunter ordentlich los, aber natürlich nicht derart heftig, dass irgendwelche melodiösen Songstrukturen zerstört werden. In der PENDRAGON-Welt ist alles freundlicher Klang und Sang. Clive Nolan hat seine Keyboards etwas harscher gestimmt, da darf es schon mal ein schneidiger Synthesizer sein, wo vorher opulente Orgelsounds vorherrschten. Die Seligkeit bleibt dieselbe. Ansonsten sorgt Nolan auch mal für flächige Sounds statt mollige Vollfettakkorde, was die einen Zurückhaltung nennen, die anderen sorgsame Produktionsverlagerung ohne Arbeitsplatzabbau. Und wenn am Ende von „Feeding Frenzy“ die synthetischen Streicher doch den Johann Strauß von der schönen, wenig blauen Themse raushauen, sollte die „wir vermissen die PENDRAGON von früher“-Welt doch eigentlich wieder in Ordnung sein.

Okay, am Ende des zentralen und längsten Tracks „This Green And Pleasant Land“ wird gejodelt. Aber vorher hat das Stück sein Diplom in stilsicherem Schlafwandeln von melodischem Retro- über Neo-Prog zur neuen Kunstrockform in Gegenwart und zweitem Futur bei Sonnenaufgang locker erhalten. Und nicht nur damit reiht sich „Passion“ in die Riege der besten PENDRAGON-Alben ein: Scheiß drauf, was die Leute sagen, wir schwelgen. In Erinnerungen und Ideen, was neue Einflüsse aus altmodischen Idealen wie Harmonieseligkeit und melodischer Ausschweifung machen können.

FAZIT: Love it or leave it. PENDRAGON sind PENDRAGON. Wer die alten nicht mochte, wird den aktuellen vielleicht ein bisschen was abgewinnen können. Zu wenig um glücklich zu werden. Wer sich aber auf diesen Zuckerwattekuss aus der im neuen Millennium geschmiedeten Progschüssel einlässt, darf eine glückliche Stunde damit verbringen. Mehrfach. Welche Jahrmarktsattraktion kann das schon von sich behaputen?

Was die DVD angeht: Nick Barrett sitzt, in verschiedenen schlunzigen Outfits, auf dem Sofa und erzählt wie er Songs komponiert. Gelegentlich unterbrochen von Statements seiner Bandkollegen und einigen, viel zu wenigen Konzertschnippseln. Wer so was mag, der darf sich glücklich schätzen. Über 80 Minuten dauert diese penetrante Glückseligkeit. Wem, wie mir, kein Wonneschauer, angesichts dieser langweilig abgefilmten Anhäufung mehr oder weniger redundanter Infos, über den Rücken läuft (soso, die Grundgerüste der Songs werden meist auf der Gitarre, manchmal auch am Klavier entwickelt – wer hätte das gedacht?), kann die “A Handycam Progumentary”-DVD z.B. als Indoor-Frisbee benutzen.

Jochen König (Info) (Review 6180x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Passion
  • Empathy
  • Feeding Frenzy
  • This Green And Pleasant Land
  • It's Just A Matter Of Not Getting Caught
  • Skara Brae
  • Your Black Heart

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Monate hat das Jahr?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!