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Solstice: Spirit (Review)
Artist: | Solstice |
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Album: | Spirit |
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Medium: | CD+DVD | |
Stil: | Art Rock |
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Label: | Festival Music / Just For Kicks | |
Spieldauer: | 60:04 | |
Erschienen: | 12.04.2010 | |
Website: | [Link] |
Vier Platten innerhalb dreier Dekaden macht im Schnitt ein Album alle siebenkommanochwas Jahre: SOLSTICE, die von den mindestens drei Gruppen gleichen Namens den Altersanspruch für diese Benennung erheben dürfen, scheren sich nicht darum, wie die Zeit vergeht, wie Moden aufkommen und schnell wieder ausgedient haben. Andy Glass und seine mehr-oder-weniger-Statisten spielen seit jeher den gleichen Gutmenschen-Artrock unter himmlischem Geleit. Damit sind sie im heutigen Musikbetrieb eine Einzelerscheinung, doch schauen wir uns "Spirit" von solchen Betrachtungen losgelöst an ...
Trotz allen Hippietums haben SOLSTICE der Scheibe keinen sumpfigen 70s-Sound angedeihen lassen, gleichzeitig aber auch nicht die erwartet aseptische Saubermannproduktion gefahren. Verhältnismäßig modern klingen die Stücke - wenn auch nicht hinsichtlich ihrer Arrangements, denn einstweilen hätte Hauptsongwriter Glass das Material straffen können. Das sind schlicht die Altlasten des staubigen Progrocks von einst, oder besser gesagt der meisten seiner Kopisten, die das, was Genesis und Konsorten zurecht episch anlegten, trivialisiert haben: Länge als reines Stilmittel - hier zu hören beispielsweise in "Sky Path West" und dem Titelsong am Ende. Wen die dominante Fiedel stört, der findet auch auf dieser Scheibe reichlich Anlass zum sauertöpfig Dreinschauen, doch für derlei Publikum spielen SOLSTICE sowieso nicht. "Freedom" wird ihre Fans verzücken, und "Flight" kann über diese Hörerschicht hinaus begeistern - mit gerechtfertigen Ausschweifungen von moderaten Härteausbrüchen bis hin zu diversen Tempowechseln, welche dem Plätschern entgegenwirken. Aufhorchen gilt auch beim ersten Teil von "Oberon's Folly", für den man sich "Puit d'Amour" von den Communards (Jimmy Somervilles Outlet Zeitvertreib nach Bronski Beat, falls ihr mal wieder "Smalltown Boy" im Radio hört) zur Brust genommen hat; der Rest des Tracks ist stiltreues Einerlei seitens Streicherin Jenny Newman.
Dass SOLSTICE abzüglich der seltenen etwas energischeren Momente nichts für die hart rockende Gesellschaft sind, verdeutlicht auch die beiliegende DVD eines Vorab-Gigs, bei der man den Mut bewies, zu jenem Zeitpunkt noch unveröffentlichte Tracks von "Spririt" auf Tauglichkeit zu prüfen. New-Age-ismen wie bei den späten Yes gibt es vor allem in optischer Hinsicht zu bestaunen: helle Farben vom Dresscode bis zur Bühnenausleuchtung, Balu-der-Bär-Tanzschritte von Frontelfe Emma im Umstandskleid ... man könnte es fast als Klamauk ansehen, nähme die Gruppe es nicht ernst. Sympathisch ehrlich ist das, zumal man musikalisch mehr als erhaben genug ist (cooles Drum-Spotlight übrigens mit "The Simpsons"-Thema in der Mitte des Sets), um nicht als Theater durchzugehen. Nicht wenige Teile des Publikums dürften auch Bands wie Iona oder den umtriebigen David Bainbridge in der Sammlung stehen haben; war Großbritannien lange für den bisweilen grenzüberschreitenden Canterbury-Prog bekannt, herrscht heute eben weitläufige Regression mit Weltmusikflair im nicht durchweg negativen Sinn. Funk-Bassläufe versprühen Elan und Lebensfreude - und weshalb sollte Musik nicht auch gelegentlich für etwas stehen statt von vornherein "dagegen" zu sein? Orphaned Lands Kobi schrieb einmal, man solle ein Licht anzünden und in die Welt tragen, gerade weil sie so dunkel ist. Vor der Wahl, dies zu tun oder bleiben zu lassen, standen SOLSTICE jedenfalls noch nie. Die Zielgruppe weiß es zu schätzen.
FAZIT: Philantropenmucke wie eh und je von SOLSTICE, schön im wahrsten Sinn des Wortes und seltener als Schaltjahre - "Spirit" bietet Fans das Gewohnte im zeitgemäßen Sound, Nörglern Wasser auf die Mühlen und unabhängig davon den berühmten Mehrwert fürs Geld: die DVD beschränkt sich aufs Wesentliche, nämlich einen ungekünstelten Gig dieser Heilsversprecher von willkommenen anderthalb Stunden Länge, während die CD kompakter sein könnte. Zwischen Folk, Saubermann-Englandprog und Meditations-CDs sollte demzufolge noch Platz im heimischen Regal sein, um den Kauf in Erwägung zu ziehen - wenn man sich denn bekehren lässt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD:
- Solomon's Bridge
- Sky Path West
- Freedom
- Flight
- Oberon's Folly
- Here & Now
- Spirit
- DVD:
- Morning Light
- New Life
- Sky Path West
- Oberon's Folly
- Ducks On The Pond
- Chicken Train
- Here & Now
- Cheyenne
- Freedom
- Flight
- Sacred Run
- Brave New World
- Bass - Robin Phillips
- Gesang - Emma Brown
- Gitarre - Andy Glass
- Keys - Steve McDaniel
- Schlagzeug - Pete Hemsley
- Sonstige - Jenny Newman (fiddle)
- To Dust (2009) - 13/15 Punkten
- Spirit (2010) - 8/15 Punkten
- Pray For The Sentencing (2012) - 13/15 Punkten
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keine Interviews