VIC Records haben hier ein weiteres Kleinod ausgegraben, aufgepäppelt und stellen es nun nochmals nach gut zehn Jahren in die Läden. OCTOBER TIDE könnte man eigentlich als KATATONIA-Projekt von Renkse & Norrman betiteln. Aber die Bezeichnung ‚Ableger’ trifft es wohl eher.

Denn, dass hier Musiker von KATATONIA am Werke waren, ist unverkennbar. Die Platte trägt viele der Hauptband eigene stilistische Merkmale. Dieses Düster – Traurige, Melodische Niederschmetternde, was auch die frühen Alben von KATATONIA zu etwas ganz Besonderem gemacht haben, ist klar herauszuhören.

Musikalisch ist die Platte klar ihrem Entstehungszeitraum zuzuordnen. „Rain Without End“ wurde zwischen „For Funerals To Come“ und „Brave Murder Day“ aufgenommen – wobei OCTOBER TIDE auf diesem Silberling mehr nach erstgenannter EP-Veröffentlichung klingen, was verständlicherweise auch an den gesanglichen Parallelen liegen mag. Renkse lieferte auf „Rain Without End“ seine letzte Performance von hartem Gesang ab, bevor er diesen auf „Brave Murder Day“ Mikael Åkerfeldt überließ und auf der nächsten KATATONIA Platte „Discouraged Ones“ völlig darauf verzichtete.

Somit ist es eigentlich unnötig, über diese Veröffentlichung noch große Worte zu verlieren. Die Anschaffung lohnt allemal und der Hörer bekommt hier eine gehörige Portion Retro serviert. Dass die Platte von Dan Swanö remastered wurde, sollte man wohlwollend zur Kenntnis nehmen, auch wenn kaum ein Unterschied zum Original auffällt.

FAZIT: „Rain Without End“ ist auch noch im Jahre 2008 eine starke Platte, die genau das Richtige für die herbstliche Jahreszeit ist. Wer bisher einen Bogen um die Veröffentlichung gemacht hat, bekommt nun seine zweite Chance, die getrost genutzt werden sollte. Zwar reicht das Album in meinen Augen nicht ganz an die Glanzleistungen von KATATONIA heran, aber die Mehrheit der mittelmäßigen Releases auf diesem Sektor stecken OCTOBER TIDE auch nach 13 Jahren noch locker in die Tasche.