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Interview mit Mehran (28.02.2013)

Mehran

Was man zu diesem sagenhaft schönen Instrumental-Projekt wissen sollte, erfahren wir vom Macher persönlich, der sich ein wenig Zeit für uns nahm ... (Foto: Carlos Ayala)

Erzähl uns ein wenig über dich, deine Wurzeln und deinen Weg nach Amerika.

Ich bin im Iran geboren und augewachsen. Mit 14 kam ich in die USA, hatte aber schon während meiner Pubertät angefangen, Klavier beziehungsweise Keyboard zu spielen. Meine Eltern liebten Musik, und zu Hause hörten wir viel traditionelles persisches Liedgut, allerdings auch westliche Sachen. In den Staaten griff ich dann zur Gitarren, wobei ich das Glück hatte, bei einem Onkel zu leben, der selbst professioneller Musiker ist. Von ihm lernte ich alle Grundlagen und auch sonst eine ganze Menge. Gleichzeitig erfolgte meine Initialzündung zum Rock 'n' Roll, als ich Jimmy Page und Led Zeppelin sah. Diese Phase hielt dann bis kurz nach dem College an, ehe ich meinen Horizont erweiterte und Flamenco zu spielen anfing. Ich reiste immer wieder nach Spanien und sog die Tradition direkt vor Ort auf. Als ich mich technisch imstande fühlte, ein Album in diesem Stil aufzunehmen, schrieben wir bereits 2010, “Angels Of Persepolis”, auf dem 15 verschiedene Musiker zu hören sind. Erschien dann in Folge und heimste gute Kritiken ein, allen voran im Guitar Player von Barry Cleveland. Ich wurde sogar im Radio gespielt und bekam ein Interview im Vintage Guitar Magazine, Für meine zweite Platte griff ich auf meine Roots zurück: Pink Floyd und dergleichen. Ich wollte im Kern psychedelische Musik machen, bloß eben mit Flamenco-Gitarre. Dazu suchte ich mir Band-Musiker zusammen, und mit ihnen entstand letztlich “Subterranea”.

Warum wolltest du nicht allein weitermachen?

Das hatte ich auf meinem Debütalbum, und es genügte. Hauptsächlich vermisste ich aber das Zeug, mit dem alles begann für mich, den Rock der Siebziger und Achtziger. Es dauert lange, bis man die Flamenco-Technik richtig beherrscht, also war ich meinem angestammten Genre lange abspenstig.

„Subterranea“ ist ein Konzeptalbum. Wie bist du darauf gekommen, und warum dann ohne Gesang?

Das Konzept entwickelte sich mit der Zeit von selbst. Ich bin nicht der einzige Mensch, der offen durch die Welt geht und sich darüber schämt, was wir auf ökologischer und sozialer Ebene fabrizieren. Nicht selten stelle ich mir vor, wie Außerirdische Gericht über uns halten würden: Wir dürften überhaupt nicht auf diesem Planeten leben in Anbetracht der Behandlung die wir ihm angedeihen lassen. Zweitens sind wir auch Sklaven dieser Verirrung und können gar nicht anders, was uns zunehmend unsensibler werden lässt..Ich könnte ewig darüber reden, aber nur so viel zum Album. Ich wollte eine Alternative zu unserer Gesellschaft zeigen, bei der es sich um eine Gegenbewegung handelt – hin zur Vollendung statt des Niedergangs. Dies nur mit Musik auszudrücken ist fast unmöglich, also gibt es zumindest ein paar Gedichtzeilen, zumal auch die cineastische Produktion zur Bildhaftigkeit des Inhalts beiträgt.

Nimmst du diese Krise global oder nur in deiner Umgebung wahr?

Sie betrifft alle Menschen und den ganzen Planeten. Wir sind im Kern gute Wesen, aber zugleich auch unsagbar hilflos: Was kannst du schon unternehmen, wenn du hörst, dass irgendwo auf der Welt Missstände herrschen? Allein ist man nichts, und selbst wenn wir etwas unternehmen könnten, wären wir zu beschäftigt mit unseren Alltagen, um uns mit Begebenheiten abzugeben, die sich in der Ferne zutragen.

Wie könnte man die Welt mit Musik verändern?

Ich glaube weder, dass irgendjemand diese Frage beantworten kann, noch dass es eine musikalische Formel dazu gibt. Mir fällt dazu nur eines ein, John Lennons “Imagine”.

Komponiert ihr gemeinsam als Band?

Normalerweise schreibe ich ein paar Wochen lang und trage alles für die anderen zusammen, damit sie ihre eigenen Parts ausarbeiten können. Das endgültige Arrangement entwickeln wir gemeinsam.

Improvisierst du eher, oder bist du ganz Komponist?

Ich muss sagen, eher letzteres, aber einem bestimmten Rezept folgen wir nicht. Alles ist möglich, und wir sind entsprechend offen.

Wie kommt man ohne Texte auf Songtitel?

Das ergibt sich von Fall zu Fall einfach so. Manchmal findet sich sogar erst nach der Aufnahme ein Titel, aber hin und wieder steht er auch schon, bevor ich konkrete Ideen zur Musik habe.

Kannst du dir vorstellen, mit einem Sänger zu arbeiten?

Schon, aber ich glaube, die Gitarre ist meine eigentliche Stimme.

War “Subterranea” eine einmalige Sache?

Nein, ich bin sehr happy mit meiner Band und würde gerne lange mit ihr weitermachen.

Auf dass wir lange Freude an euch haben können – vielen Dank für deine Zeit und Musik!

Andreas Schiffmann (Info)
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