Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Interview mit GREEN PROPHET (06.10.2024)

GREEN PROPHET

Die rumänische Band GREEN PROPHET hat mit ihrem Album "Apus" ein ganz starkes Debüt vorgelegt, mit dem sie die Grenzen gängigen Stoner Rocks & Metals auf ebenso lockere wie eindringliche Weise transzendiert. Folk-Einflüsse aus dem Nahen Osten verleihen dem psychedelischen Rock faszinierende Facetten, und auch wenn die Musik wie aus einem Guss klingt und schnell "zündet", warten die einzelnen Songs mit spannenden Details auf. Begeistert von dieser mich ermutigenden Musik, nahm ich mit der Band Kontakt auf, deren Mitglieder meine Fragen gemeinsam beantworteten.

Hallo und danke, dass Ihr Euch Zeit für ein Interview nehmt! Eure Band wurde 2022 ins Leben gerufen, also zu einer Zeit als uns die Corona-Krise immer noch herausforderte. Inwiefern war die Geburt der Band von diesen Umständen geprägt und kanntet Ihr Euch bereits länger?

Hallo Thor! Wir hatten uns tatsächlich bereits in 2018 getroffen und eine Band namens Green Shepherd gegründet. Anno 2022 reformierten dann drei der vier ursprünglichen Mitglieder unter dem Namen GREEN PROPHET. Die Covid-Zeit beeinflusste uns nicht allzu stark, allerdings motivierte sie uns, die Entwicklung der Band voranzutreiben und unseren Sound weiterzuentwickeln.

Es gibt zahlreiche Bands, die Stoner Rock & Metal zocken, doch nur wenigen gelingt es, gleich auf ihrem Debüt-Album einen wahrlich persönlichen Sound zu verwirklichen. GREEN PROPHET ragen also von Anfang an heraus, und das hat nicht wenig mit dem ebenso untypischen wie großartigen Gesang zu tun, sowie mit dem Einsatz einiger ungewöhnlicher Instrumente. Wie wichtig ist es Euch, anders zu klingen als andere Bands?

Wir haben verschiedene musikalische Hintergründe, und die spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung unseres Sounds. Während wir also unterschiedliche Stile mögen, verbinden wir diese auf der Basis von Rock-Musik, und durch diese Verbindungen entstehen erklektische und dynamische Hörerlebnisse. Wir streben eine eigene Identität an und bemühen uns daher ganz bewusst, einen allzu klassischen Stoner-Sound zu vermeiden, sondern zielen auf die Erschaffung von etwas wirklich Einzigartigem.

Was mir an GREEN PROPHET gut gefällt ist Eure Fähigkeit, uns als Hörer mir-nichts-dir-nichts in Eure Welt zu entführen: Wer Eurem ersten Song "Himera" ein oder zwei Minuten lauscht, der befindet sich ganz schnell von dessen magischen Klängen hypnotisiert… Ist Musik für Euch eine magische Tür?

Genau das!  Unsere Musik soll dich in einen träumerischen Zustand versetzen, ungefähr so, wie wenn du eine Reise durch Raum und Zeit antrittst. Mit "Himera" wollen wir unsere Hörer in himmlische Sphären entführen, in denen sie sich in diesen hypnotischen Klängen verlieren können. Diese Erfahrung soll ihnen erlauben, bislang unbekannte Dimensionen von Gefühlen und Vorstellungen zu erforschen und einen Sinn für Wunder und Selbstbeobachtung hervorzurufen. Unsere Musik soll also in der Tat eine Tür sein, durch welche sie der hiesigen Wirklichkeit entfliehen und zu ihrer eigenen einzigartigen Reise aufbrechen können.

Wenn ich den Titel-Track Fans von Loreena McKennit oder Irfan vorspielen und ihnen erzählen würde, es handele sich um ein neues Instrumental dieser Künstler, würden das wahrscheinlich einige glauben. Welche Rolle spielt also Folk-Musik für GREEN PROPHET?

Folk-Musik, vor allem aus dem Nahen Osten, spielt eine wichtige Rolle in der Gestaltung unseres Sounds. Wir sind fasziniert davon, wie psychedelische Musik und orientalische Skalen und Rhythmen zueinander passen und gemeinsam etwas absolut Hypnotisierendes entwickeln können. Unser Gitarrist hat eine leidenschaftliche Liebe für Folk-Instrumente aus Rumänien und der Türkei, und mit diesen können wir unserer Musik eine authentische Färbung verleihen. Diese Verbindung von Psychedelic Rock und traditionalen Elementen aus dem Nahen Osten verleiht unserer Musik einerseits tiefe Wurzeln in antiken musikalischen Traditionen und klingt gleichzeitig ganz offen und weitreichend. Wir denken, damit ermöglichen wir unseren Hörern ein eindringliches, einzigartiges Erlebnis.

Ihr hattet mir bereits geschrieben, dass zukünftig auch das Keyboard eine Rolle bei Euch spielen wird…

Genau, wir arbeiten bereits am nächsten Album, auf welchem auch Synths zu hören sein werden und auf dem es noch mehr atmosphärische Ebenen geben wird. Unser Ziel ist es, die Hörer mittels träumerischer Klanglandschaften abheben und noch tiefer in unser Universum eintauchen zu lassen. Synthesizer helfen uns dabei, himmlische psychedelische Vibes zu verstärken, und verleihen unserer Musik eine neue Dimension, wobei das Hypnotische und Andersweltliche nicht verloren gehen.

Google Translate hat mir vielleicht eine vage Idee Eurer Texte eröffnet, und sie scheinen mir mehrdeutig, was gut zu psychedelischer Musik passt. Könnt Ihr zusammenfassen, worum es in den Texten von GREEN PROPHET geht?

Die meisten unserer Songtexte werfen philosophische Fragen auf, weshalb sie offen für Interpretationen sind. Während wir in ihnen einige persönliche "Ostereier" für unsere Hörerschaft verstecken, schreiben wir aus der Perspektive eines anderen Akteurs. Das erlaubt uns, die Themen in größerer Breite anzugehen, während wir unsere eigenen Einflüsse nicht verbergen müssen und die Hörer die Freiheit genießen, mit den Songs auf je eigene Weise in Kontakt zu treten. Wir wollen mit unseren Texten Neugier wecken und die Hörer einladen, tiefer in die Songs und etwaige Bedeutungen einzutauchen.

Wenn man bedenkt, dass es sich bei Euch um eine junge Band handelt, die gerade ihr Debüt-Album aufgenommen hat, dann klingt "Apus" umso bemerkenswerter klar, kraftvoll und atmosphärisch. Marius Costache vom Studio148 hat da ganze Arbeit geleistet, oder? Was wollt Ihr dennoch beim nächsten Mal anders machen?

Wir sind wirklich stolz auf das Endergebnis, und Marius Costache vom Studio148 hat eine große Rolle dabei gespielt, unseren Sound einzufangen. Seine Expertise half uns, diese Klarheit und Atmosphäre zu verwirklichen. Wir sind grundsätzlich bestrebt, uns weiterzuentwickeln und sehen immer die Möglichkeit, uns zu verbessern. Unser Debüt ist eine solide Basis, von der aus wir noch weitere Klanglandschaften erforschen und verschiedene Klänge und Klangflächen in unsere Musik einbringen können. Jedes Album wird uns die Chance eröffnen, zu experimentieren und zu wachsen und unseren musikalischen Horizont zu erweitern.

Der Name GREEN PROPHET mag die Vorstellung eines Propheten inspirieren, der sein Bestes gibt, damit sich die Menschen wieder um Leben jenseits von Smartphone-Bildschirmen und jenseits grauer, im Staub versinkender Städte kümmern – doch vielleicht verbindet Ihr mit dem Bandnamen auch eine ganz andere Bedeutung?

Der GREEN PROPHET ist zunächst eine Art Reiseleiter, der dich durch unsere Songs navigiert. Der Name ist eine Weiterentwicklung von "Green Shepherd", also unserer vorigen Band, wobei die Essenz erhalten bleibt: Wir möchten die spirituelle Stimme des Propheten erklingen lassen und die Menschen zu einer Reise durch unsere Musik einladen, bei der sie sich selbst entdecken können. Der Name spiegelt unseren Willen, eine eindringliche Erfahrung zu ermöglichen, welche die Hörer ermutigt, sich zu öffnen und Inspiration und Bedeutungsvolles für ihr Leben zu finden.

Commander Nothing (was für ein Name!) hat für "Apus" ein vielschichtig symbolisches Cover Artwork erschaffen. Ich nehme an, Ihr seid damit sehr zufrieden? Inwiefern gründet es auf Euren Ideen?

Wir lieben die Arbeit von Commander Nothing, dessen Talent unglaublich ist. Das Artwork für "Apus" ist genauso geraten, wie wir es uns gewünscht haben. Es kombiniert auf schöne Weise esoterische und mysteriöse Bedeutungen und passt perfekt zu unseren philosophischen Texten. Es nimmt den Betrachter mit in eine phantastische Welt, in der ihm magische Gestalten begegnen und Reisen durch Zeit und Raum möglich sind. Insofern spiegelt sich im Cover die Essenz unserer Musik und ihrer Eindringlichkeit, und wir könnten in der Tat nicht glücklicher damit sein, wie nahe es unserer Vorstellung kommt.

Angenommen, Ihr könntet an einem Ort auftreten, der sich perfekt für einen Gig von GREEN PROPHET eignet – wo würdet Ihr spielen?

Das ist eine herausfordernde Aufgabe, einen solchen Ort zu benennen, denn wir erleben, dass unsere Musik in verschiedenen Räumen ihre Wirkung entfaltet. Wir können uns idealerweise vorstellen, in einem Amphitheater unter freiem Himmel aufzutreten, umgeben von Natur und unter einem Sternenhimmel. Oder in einem dichten Wald, der den träumerischen Charakter unserer Musik verstärkt. Eine gemütliche und entspannte Umgebung ist wichtig, damit die Hörer sich darauf einlassen können, in unsere Musik richtig einzutauchen. Eine gute Beleuchtung und etwas Nebel können helfen, eine solche Stimmung und eine magische Umgebung herzustellen. Alternativen dazu könnten mystische Stätten mit historischer Bedeutung wie ein antiker Tempel oder auch eine Kunst-Installation sein – eben Orte, die helfen, dass sich das Publikum richtig auf unseren Sound einlassen kann. Es geht letztlich immer darum, die Hörer in unsere Welt zu ziehen und ihnen Gefühle von Behaglichkeit zu vermitteln während sie in unsere Musik eintauchen.

Thor Joakimsson (Info)
Alle Reviews dieser Band:
  • Green Prophet - Apus (2024)