POTT OUT FESTIVAL 2024
THE SCRIPT | SATELLITES WORD TOUR 2024
FAT FREDDY´S DROP | SLO MO Tour 2024
YELLOWCARD | European Tour 2024
BETH HART LANXESS ARENA KÖLN 2024
Partner
Services
Statistiken
Wir
Rock und Metal in China
09.01.2011
Über Monate hinweg hat die Musikreviews-Redaktion Alben Chinesischer Rock- und Metal-Bands unter die Lupe genommen, die René Pickhardt von Metalcon uns netterweise aus dem Land der Mitte mitgebracht hat. Unser Redakteur Max-Leonhard von Schaper, der selbst seit einiger Zeit in China lebt und arbeitet, nimmt in diesem Artikel die Entwicklung der chinesischen Stromgitarren-Szene unter die Lupe. Am Ende findet ihr eine Liste von allen Reviews, die wir im Rahmen unseres China-Specials geschrieben haben. Viel Spaß damit!
Die Volksrepublik China ist seit mehreren Jahren prominent in Presse und Medien vertreten. Nicht nur wegen der seit Anfang der Neunzigerjahren touristischen Öffnung des Landes, sondern auch wegen Chinas wirtschaftlichen Aufschwungs, der nicht nur zu massenhaften Exporten aus Deutschland nach China und umgekehrt gesorgt hat, sondern auch zahlreichen deutschen Studenten und Praktikanten die Möglichkeit gewährt hat, einen genaueren und tieferen Blick in das Land der Mitte zu werfen.
Eine der größten Überraschungen, die sich für uns Deutsche dort aufgezeigt hat, war und ist, dass nicht nur reiner Canto- und Mando-Pop die Musikwelt Chinas regiert, sondern dass sich seit vielen Jahren eine Undergroundrock- und Metalszene entwickelt hat, die gerade in diesen Jahren den Schritt in den Mainstream macht. Im Rahmen dieser Entwicklung hat Musikreviews.de in den letzten Monaten zahlreiche Ergüsse der kreativen Schaffenswelt Chinas vorgestellt und rezensiert. Zum Teil durch schlechte Produktionsverhältnisse hinter ihrem Potential zurückgehalten, zum Teil einfach nur kopiert, zum Großteil aber auch erfrischend gut und interessant anzuhören war das Material.
Hier nun ein kurzer Abriss über die Geschichte des Rock und Metal in China: Angefangen in den frühen Achtzigerjahren, nachdem Deng Xiao Ping mit seiner Öffnungspolitik 1979 den ersten Schritt getan hat, komponierte CUI JIAN mit "Nothing to my name" (Yi Wuo Suo You) den ersten Rocksong Chinas. Groß gefeiert und millionenfach gehört brach CUI JIAN eine musikalische Revolution los und mit seiner ersten Platte "Rock'n'Roll On The New Long March" traten auch weitere Bands in Erscheinung, die die Generation der 80er Jahre prägten: TANG DYNASTY, THE BREATHING, BLACK PANTHER, AGAIN und COBRA.
Nach den Ereignissen von 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens wurde es in der Szene ruhiger und während viele der alten Bands sich auflösten, machten ihre Mitglieder in anderen Besetzungen weiter. Gao Qi von THE BREATHING gründete mit OVERLOAD die erste Thrash-Metal-Band Chinas und Kaiser Kuo entschloss sich, nach seinem Gitarrenspiel bei TANG DYNASTY eine Pause einzulegen, bevor er mit SPRING AUTUMN im metallischen Bereich weitermachte.
Da zu Anfang der Neunzigerjahre gute Musikproduktionen noch Luxus darstellten, waren oft CD-Sampler die einzige Möglichkeit, eigene Songs einem breiteren Publikum zugängig zu machen. All den Rock-Samplern zufolge müsste es von damals wesentlich mehr aktive Rockbands geben. DJ Wengweng, Chef des bekannten Electro-Labels „Acupuncture Records“ und Organisator von diversen Riesen-Raveparties und Eletrofestivals, war vor seiner Karriere in der Electronica-Szene ein Urgestein des Beijing-Rocks. Seiner Erzählung nach gab es eine kleine Blütezeit in der Hauptstadt in Sachen Rockmusik, ermutigt von den Erfolgen von BLACK PANTHER und TANG DYNASTY. Größere Plattenfirmen hielten ständig Ausschau nach neuen Talenten und signten eine ganze Reihe an neuen, vielversprechenden Bands, von denen man später jedoch nur wenig zu hören bekommen hat. Das große Dilemma war, dass die popgewohnte Musikindustrie versucht hat, sich nur auf den Sänger einer Band zu konzentrieren und alle Plattenverträge nach dem Schema „Sänger + Band“ aufgebaut hat. HONG SHAO ROU (Bezeichnung eines bekannten chinesischen Fleischgerichts), die damalige Band von DJ Wengweng erging es nicht anders. Der ungerechte Umgang der Labels mit den Bands führte schließlich dazu, dass viele Bands sich auflößten oder der Sänger seine Band verlor und unbedeutend wurde.
Gleichzeitig zerplatzte die zu schnell wachsende Seifenblase der Arena-Rocker, in welcher ausgiebige Tourneen von Rockbands eher zu Zirkuskreuzfahrten zu verkommen drohten, weil die Zuschauer in der Weite des Landes noch nicht soweit waren, dass sie Rockmusik als Kulturgut verstehen konnten anstatt als Spektakel und Phänomen. Ein weiteres großes Problem waren Raubkopien. Laut Eigenschätzung ist das Debütalbum von TANG DYNASTY in Millionenauflage im Umlauf, doch der Absatz der eigentlichen Plattenfirma kann nur ein Bruchteil davon bestätigen. Investoren und Labels verloren Interesse an der abkühlenden Rock-Euphorie und wandten sich wieder dem China-Pop zu. Neu aufkommende Modewellen wie J-Pop oder K-Pop lösten Rock als Augenfänger ab. Bis Ende der Neunziger redete man kaum noch ernsthaft über chinesische Rockmusik. Nur eine kleine Schar von hartnäckigen Rockern verschanzte sich in den Tiefen der Beijinger Undergroundszene, dem Ort an, welchem Rockmusik noch durch schweißtreibende Handarbeit geschmiedet wurde.
Einhergehend mit der Modernisierung Chinas, der Öffnung der Märkte und vor allem des Internets hat sich die Szene seit Anfang des Millenniums nicht nur mit den von ausländischen Studenten bekannten Platten der THE CARDIGANS und THE BEATLES vertraut gemacht, sondern auch alle Paletten des Rock und Metal in sich aufgenommen, was um die Jahre 2002/2003 eine Explosion an Bandgründungen im Death- und Black-Metal-Bereich nach sich zog. Drei Jahre später erblickte der Metalcore in China das Licht der Welt. Begleitet wurden diese Bands dabei von den Wegweisern der chinesischen Metalszene, dem Label „Mort Productions“ und dem Metal-Magazin „Painkiller“, welche beide um die Jahre 2000/2001 entstanden.
„Mort Productions“ hat sich über die Jahre hinweg zu einer festen Größe im Metalmarkt Chinas gewandelt. Mit den ersten Tonaufnahmen alter Death-Metal-Größen wie HADES und PURGATORY, sowie dem Backkatalog der deutschen OBSCENITY, brachte vor allem die erste Auflage der Compilation-Serie "Resurrection Of The Gods" den Durchbruch für das Label und für den Metal in China. Am 24. November 2001 herausgebracht, präsentierte die CD zwölf für die damalige Zeit bedeutende Bands des härteren Genres. Seitdem wird die jeweils repräsentative Metalszene in dieser Compilationreihe regelmäßig abgelichtet. Zwar gibt es auch andere Compilations im Metal, z.B. die „Dead Nights“-Serie, jedoch hat bisher kein Label die Distributionsrate und Durchdringung von „Mort Productions“ erreicht. Zugpferde des Labels, wie RITUAL DAY, SUFFOCATED, HADES und REGICIDE gehören zu den Legenden im Beijinger Underground.
Zeitgleich verwandelte das Painkiller-Magazin die Lesegewohnheiten des typischen Metalfans und brachte mit dem Heft eine feste Größe in den Haushalt des Metalfans. Spezialausgaben zu Black Metal, Viking Metal und RAMMSTEIN ermöglichten es den chinesischen Metalfans, auch ohne Englischkenntnisse ein Basiswissen aufzubauen. Denn gerade in den ländlicheren Regionen (Millionenstädte, die weder Olympiade noch Expo gesehen haben) war und ist Englisch als Fremdsprache, und damit als Informationssprache, bei Wikipedia und „Metal Archives“ erst im Kommen. Die jährlichen Geburtstagskonzerte des Magazins sind mit über 1000 Metalfans gut besucht und durch Painkiller kamen nicht nur die ersten unbekannteren Bands nach China (LABYRINTH 2004), sondern auch Metal-Größen wie ARCH ENEMY, DARK TRANQUILITY, TESTAMENT und nun im Oktober 2010 auf dem „Midi Festival“ SOULFLY und SHADOWS FALL.
Im Indie- und Noise-Rock-Genre hat sich in den letzten Jahren das Label „Maybe Mars Records“ einen Namen gemacht. Entstanden im D-22 Club, einem kleinem, mitten in Beijings Studentenviertel gelegenen Punkschuppen, entsprang hier die Keimzelle des "No Beijing"-getauften neuen Rocks aus Peking. CARSICK CARS, SNAPLINE, WHITE, THE GAR und inzwischen dutzende andere Bands haben sich hier ihre ersten Sporen verdient und touren mittlerweile durch das ganze Land und auch die Vereinigten Staaten von Amerika. Direkt neben dem D-22 befindet sich der „13 Club“, dessen Besitzer Bandmitglied bei ORDNANCE ist und seit mehreren Jahren aktiv die Metal- und mongolische Folk-Szene fördert. Daneben existieren weitere legendäre Rockschuppen wie das „Mao Livehouse“, das „Yugong Yishan“ oder das „2 Kolegas“, welches sich eher der elektronischen Avantgardeszene zugewandt hat. In China haben diese Clubs den gleichen Stellenwert wie das „Z7“ in Pratteln oder die „Rockfabrik“ in Ludwigsburg. Man kennt die Namen, sie sind geachtet und jede Band, die weiter kommen möchte, sollte hier gespielt haben. Und wenn man in China tourt, dann muss man im Yuyintang in Shanghai gewesen sein, in der VOX Bar in Wuhan und der Little Bar in Chengdu!
Aus Deutschland und deutschem Punk ist man das sozialkritische Element, die Rebellion, die Abwendung vom Staat gewohnt und zum Großteil dessen auch überdrüssig. Bands in China haben es schwerer ihren politischen und sozialen Standpunkt deutlich zu machen und zu artikulieren. Während Metalbands vorwiegend fiktionale Texte vorweisen, sind gerade im Punk- und auch im Hardcore-Bereich verstärkt soziale Texte zu finden, wenn auch entweder sehr indirekt ausgedrückt oder aber ultra-direkt, wie es bei der chinesischen Oi-Band MISANDAO der Fall ist. Durch die ständige Gefahr, durch die kommunistische Obrigkeit Auftrittsverbote zu bekommen (wie es TOP FLOOR CIRCUS vor der Expo erleben durfte), sprechen sich jedoch nicht viele Bands direkt aus, sondern wenden sich eher Beschreibungen des eigenen Lebens und der Aussichtlosigkeit zu (siehe JOYSIDE und ihr Album „Drunk Is Beautiful“).
Einen kleinen Einblick in die heutige Szene des Goregrinds aus Tianjin, des Indie-Noise-Rocks und des deftigen Power Metal aus der Hauptstadt Beijings hat in den letzten Monaten Musikreviews.de ermöglicht und wir möchten Euch einladen, einzutauchen in diese Szene. Im Anschluss an diesen Artikel findet ihr eine Liste aller Reviews und wer mehr hören möchte, sollte sich die jeweiligen MySpace-Links genauer anhören, die ihr bei den jeweiligen Reviews finden könnt.
Death/Black/Thrash/Grind
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Frosty-Eve/Dying-Dreamland
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Frosty-Eve/Polar-Night
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Regicide/Spiritual-Immolated/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Regicide--Operating-Table--Demisor/Split-Your-Face/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Narakam/Burning-At-Moment/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Narakam/Awakening-Of-Blind-Fire
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Evilthorn/War-Plague/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Four-Five/It-is-Not-Only-the-Mothers-Womb-That-Brings-New-Life
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Wrath-Of-Despot/Black-Tomb/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Screaming-Savior/Eclipse-Of-The-Dark-Lunar
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/SAW/Young-Rebel/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Hyonblud/Hyonblud/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Cankered-Corpse/Pleasure-Of-Mania/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Raging-Mob/Raging-Mob/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Septicaemia/Zombie-Symphonic-Of-Armageddon/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Ordnance/Struggle/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Ritual-Day/All-The-Resistance-Comes-From-The-Body-Yearning-For-Freedom/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Purgatory/Power-Of-Evilly/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Suffocated/World-Of-Confusion
Power Metal/Melodic Metal
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/The-Barque-Of-Dante/Final-Victory/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Frozen-Cross/Frozen-Heaven/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Hercules/st/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Ordnance/Rock-City/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Dark-Cosmos/Metal-Heart/
Indie/Avantgarde/Crossover/Rock
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/White/White/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/The-Gar/The-Gar/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Muscle-Snog/Mind-Shop
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/8-Eye-Spy/How-Damn-Far-To-YinMa-Road/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Qiu-Hong/Qiu-Hong/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/AV-Okubo/The-Greed-Of-Man
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Ego-Fall/The-Spirit-Of-Mongolia/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Carsick-Cars/You-Can-Listen-You-Can-Talk/
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Ourself-Beside-Me/Ourself-Beside-Me
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/The-PK-14/City-Weather-Sailing
Punk
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/SMZB/Ten-Years-Rebellion/
Metalcore
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/System-Collapse/Insist
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/M-Survivor/Cube
Sampler:
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Various-Artists/Resurrection-Of-The-Gods-5
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Various-Artists/Resurrection-of-the-Gods-Vol-6
http://www.musikreviews.de/reviews/2010/Various-Artists/Maybe-Mars-Vol-1-2007-2009