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Jan Hammer Group: Live In New York (Review)

Artist:

Jan Hammer Group

Jan Hammer Group: Live In New York
Album:

Live In New York

Medium: CD
Stil:

Jazz Rock, Fusion

Label: Moosicus/MIG music
Spieldauer: 53:31
Erschienen: 13.12.2024
Website: [Link]

Spätestes seit „Miami Vice“, der amerikanischen Straßenfeger-Serie zwischen 1984 und 1989 (insgesamt 5 Staffeln), war Tastenmann JAN HAMMER, der mehrfache Grammy-Gewinner, weltberühmt. Denn er verfasste als Komponist die Filmmusik dafür, wobei das im doppelten Sinne Hammer-Stück „Miami Vice Theme“ alle Hitparaden stürmen sollte.


Doch gerade sein musikalisches Leben vor diesem Weltruhm war aus Sicht eines jeden Jazz-Rock-Kenners viel spannender, als er, der vorrangig auf den Minimoog konzentrierte Keyboarder, nämlich Mitglied des MAHAVISHNU ORCHESTRA war (1971 bis 1973) und auf der Jahrhundert-Platte des Jazz Rock, „The Inner Mountain Flame“, neben JOHN McLAUGHLIN (Gitarre), JERRY GOODMAN (Geige), RICK LAIRD (Bass) und BILLY COBHAM (Schlagzeug) mitwirkte. Ein wahrhaftes Referenz-Werk des Jazz Rock, das er kurz darauf mit seiner JAN HAMMER GROUP fortsetzte, die wie eine fusionierte Supergroup aus dem MAHAVISHNU ORCHESTRA und WEATHER REPORT klang.


Endlich darf genau diese Behauptung auch musikalisch live und ohne doppelten Boden sowie in richtig guter Soundqualität mit „Live In New York“ in Ohrenschein genommen werden. Denn hier betrat die gigantische JAN HAMMER GROUP als Quartett (Schlagzeuger, Bassist, Geiger und Keyboarder) im Jahr 1975 den Bottom Live Club in NY und legte ein hochexplosives Konzert aus Jazz, Fusion und Rock hin, das sich nicht nur gewaschen hatte, sondern kochend regelrecht überbrodelte. Noch dazu ganz ohne Gitarrist, denn all dessen Anteile übernahm der wilde Teufelsgeiger Steve Kindler gleich mit, der seine elektrische Geige im besten Goodman-Stil spielte, während sich Tony Smith um Kopf und Kragen trommelte und selbst Bassist Fernando Saunders (später bei LOU REED und SUZANNE VEGA) ähnlich viel Druck an seinem elektrischen Bass verbreitete wie ein JACO PASTORIUS!


Unfassbar also, dass ein dermaßen großartiges Konzert erst ein halbes Jahrhundert später auf einem physischen Tonträger erscheint, obwohl die Sound-Qualität dermaßen gut klingt, als wäre es mithilfe modernster Technik erst gestern aufgenommen worden.

Aber auch die ruhigen Stücke, besonders das sehr entspannt beginnende, auf Geige und Moog basierende, „Sixth Day / Country And Eastern Music“ überzeugen auf ganzer Linie und entfalten eine ungeahnte, fast klassisch anmutende Schönheit, bei der sich eingängige Melodien und komplexe Improvisationen mehr und mehr duellieren, um am Ende zu einem bombastischen Finale auszuholen, bei dem die Musiker sogar leidenschaftlich singen und dabei auch noch richtig gut klingen. FOCUS in Kombination mit FLOCK kommen einem hier doch tatsächlich in den Sinn, ganz ohne 'Hocus Pocus'.


Nicht umsonst ist auch dieses Konzert so abwechslungsreich, weswegen bereits ein kurzer Blick auf die Vergangenheit des damals 27-jährigen Musikers reicht: JAN HAMMER wurde in Prag (Tschechoslowakei) geboren. Mit vier Jahren begann er Klavier zu spielen; zwei Jahre später erhielt er klassischen Unterricht. Mit 14 Jahren trat er mit seinem eigenen Jazztrio in ganz Osteuropa auf. Da besuchte er bereits die Prager Akademie der Künste, floh aber nach der russischen Invasion – dem Prager Frühling – 1968 in die USA, um die Berklee School of Music in Boston zu besuchen (mit einem Stipendium) und amerikanischer Staatsbürger zu werden. Daraufhin verbrachte er ein Jahr als Keyboarder/Dirigent mit SARAH VAUGHAN. 1971 wurde er Mitglied des ursprünglichen MAHAVISHNU ORCHESTRA, der zu dieser Zeit erfolgreichsten Gruppe, die jemals im Jazz-Rock-Fusion-Genre Aufnahmen veröffentlichte und permanent auf Tournee ging sowie weltweit über 2 Millionen Platten verkaufte und 530 Konzerte vor ihrem Abschiedskonzert am 31. Dezember 1973 spielte.

Dann war die Zeit reif für die JAN HAMMER GROUP, die tatsächlich in bester Tradition des MAHAVISHNU ORCHESTRA den fusionierten Jazz Rock fortsetzte, sodass gut und gerne behauptet werden kann, dass der Einfluss von „The Inner Mountain Flame“ auf „Live In New York“ unverkennbar ist. Auch gibt es mit „Topeka“ und „Twenty One“ zwei Stücke zu entdecken, an denen der Mahavishnu-Geiger Jerry Goodman mitwirkte, sodass beide eine ideale Aufforderung für Steve Kindler und seine E-Geige sind, alles aus seinem Instrument im besten Goodman-Stil herauszuholen.


Bevor das Live-Album mit dem gut elfminutigen Stück „I Remember Me“ zu Ende geht, bei dem auch jedes Ossi-Ohr sich spitzen und an NIEMEN denken wird, sollten noch ein paar Worte zu der Verpackung der CD verloren werden. Ein zweiflügeliges Digipak mit achtseitigem Booklet, in dem eine umfangreiche Hammer-Biographie zu finden ist. Außerdem gibt es noch eine spannende Live-Review von 1975 mit dazu, in dem der Verfasser Larry Vianello sogar feststellt: „Vergesst RICK WAKEMAN und KEITH EMERSON. Dieser 27 Jahre alte Tscheche mit amerikanischer Staatsbürgerschaft ist ohne Wenn und Aber der Keyboarder der Zukunft.“

Dem gibt es im Grunde nichts weiter hinzuzufügen – ohne Wenn und Aber.


FAZIT: Bestens remastert und daher richtig gut klingend darf nach einem halben Jahrhundert dieses Jazz-Rock-Konzert der Extraklasse von der JAN HAMMER GROUP, das zwischen dem 17. und 19. Oktober 1975 im New Yorker 'Bottom Line' mitgeschnitten wurde, genossen werden. Erstmals auf CD verewigt und in bester Tradition des MAHAVISHNU ORCHESTRA legt das Quartett (Keyboards, E-Geige, E-Bass, Schlagzeug) hier einen fulminanten Auftritt hin, der nicht nur das ganz große Können des Mahavishnu-Keyboarders, sondern auch seiner drei Begleiter dokumentiert und zur Wertsteigerung gleich noch auf weltweit 1.000 Stück limitiert wurde. Absolute Pflicht für alle, die von Jazz- und Fusion-Rock zwischen dem MAHAVISHNU ORCHESTRA und WEATHE REPORT der unangefochtenen Extraklasse nicht genug bekommen können.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 171x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Darkness (Earth In Search Of A Sun)
  • Red And Orange
  • Earth (Still Our Only Home)
  • Topeka
  • Twenty One
  • Sixth Day / Country And Eastern Music
  • I Remember Me

Besetzung:

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